Knapp drei Monate nach Chester Benningtons Tod stimmt seine Familie der Veröffentlichung des Videos zu.
Los Angeles (sab) - Mit der Zustimmung von Chester Benningtons Familie veröffentlichen Linkin Park die Carpool Karaoke-Episode, die sie kurz vor dem Tod des Sängers aufzeichneten. Chester kutschiert darin Linkin Park-Mastermind Mike Shinoda und DJ Joe Hahn durch L.A.. Auf dem Beifahrersitz sitzt nicht James Corden, sondern Ken Jeong. Die Folge wird nämlich nicht im Rahmen der "Late Late Show" ausgestrahlt, sondern ist Teil der von Apple organisierten Serie.
Organisierter Spaß
Das Problem dabei: Die Episode wird Chester und der Band nicht gerecht. Vieles wirkt von Seiten Ken Jeongs völlig überdreht oder ist, wie Liam Gallagher es nennen würde, "organisierter Spaß".
Chester hat offenbar seine Freude daran. Joe Hahn macht die meiste Zeit einfach nur nichts, Mastermind Mike Shinoda sitzt auf dem Rücksitz und scheint sich in einigen Situationen etwas unbehaglich zu fühlen.
Anders als bei James Corden, dem man das Vergnügen meist abkauft, wirkt Ken Jeongs Ansatz jedoch völlig inszeniert und überdreht. Er verschandelt die Songs absichtlich mit verstellter, quietschiger Stimme. Wo bleibt da der Mike Shinoda, der nicht "One thing, I don't know why, it doesn't even matter how hard you try?" in seinen Sitz murmelt, sondern sich nach vorne zur Kamera beugt und dominant, lässig und cool "In The End" herunterrappt? Der hält sich zurück und beobachtet die ganze Szene lieber distanziert vom Rücksitz aus.
Souveräne Gesangsleistung
Chester liefert dabei selbst beim Fahren eine souveräne Gesangsleistung ab und ist für jeden Spaß zu haben. Nachdem er Jeong singen gehört hat, meint er: "Du warst der beste. Endlich haben wir einen Bandleader." Und an Mike gewandt: "Soll ich dich irgendwo absetzen?"
Die Maßnahmen Ken Jeongs scheinen darauf abzuzielen, Unterhaltung mit allen Mitteln zu erzwingen. Statt jedoch auf den Humor Chester Benningtons zu vertrauen, fordert er die Band zum Tanzen auf oder lotst sie in einen Karaoke-Bus. Partyhütchen auf dem Kopf und "Jetzt-auf-Knopfdruck-urkomisch-sein", damit scheint Mike Shinoda nicht wirklich zurecht zu kommen. Jeong neckt ihn daraufhin später, indem er "Numb" abwandelt: "All I want to do is be more like me and be less like Mike."
Die wirklichen wertvollen Momente sind die, in denen die Band über ihre Geschichte oder ihre Kinder reden. Chester antwortet auf die Frage, ob er wolle, dass seine Kinder ins Musikbusiness gehen: "Ich will nur, dass meine Kinder etwas finden, wofür sie eine Leidenschaft haben", egal, was das sei.
"Kannst du schreien?"
Jeong fragt Chester wie er zum Screamen gekommen sei. Der erzählt: "Mike fragte mich: 'Kannst du schreien?' und ich sagte 'SOOOO?'" Das "SOOOO" brüllt er dabei laut und erzählt dann weiter: "'Ja, genau so', sagte Maik, 'Kannst du das immer machen?'" Daraufhin gibt Bennington im Auto dem interessierten Jeong Unterricht im "Scringin" - Scream-Singing. Dieser erweist sich darin als recht talentiert und erntet anerkennende Blicke der Bandmitglieder.
Ken Jeong kann nicht wissen, dass Chester Bennington sechs Tage nach den Aufnahmen nicht mehr am Leben sein wird. Er versäumt jedoch, den Humor der Band um Chester und ihre Musik für sich sprechen zu lassen. Dennoch unterstreicht das Video, was Mike Shinoda erst vor wenigen Wochen über seinen Bandkollegen sagte: "Er war so ein cooler Mensch, er war so ein lustiger Mensch."
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