Kennt ihr diese Videos, in denen Rapper in geliehenen Luxuskarren durch nächtliche Straßen brettern? So eins gibts jetzt auch von den beiden netten Normalos: "Farben Leuchten Schwarz".

Kaiserslautern / Erfurt (dani) - "Er ist der netteste Mensch der Welt", haben mich Leute, die Mark Forster persönlich kennen, schon ungefragt wissen lassen, als ich mal wieder einen seiner Songs eher so mittel fand. Das machte ja nur leider seine Musik nicht spannender und seine Texte nicht weniger flach, selbst wenn es wahr wäre. Es kann aber ohnehin nicht stimmen: Wie jede*r weiß, ist der netteste Mensch der Welt Clueso. Dem bin ich vor Jahren mal begegnet, habe ihn gerade erst wieder beim Reeperbahn Festival freundliche, wenn auch recht nichtssagende Talks absolvieren gesehen, und was soll ich sagen? Ich kann keinen gegenteiligen Eindruck anbieten. Was also, wenn diese beiden Ausbünde der Nettigkeit gemeinsame Sache machen? Implodiert dann das Universum und verwandelt sich in flauschige Zuckerwatte? Probieren wirs aus:

Okay, Zuckerwatte is' nicht, und auch mit der Nettigkeit scheint es gar nicht so weit her zu sein. Forster und sein Beifahrer machen vielmehr einen Song darüber, mit dem falschen Fuß aufgestanden und einen mittelprächtigen Tag erwischt zu haben. Um dem zu entfliehen, tun sie, was der deutsche Mann dann halt so tut: sich ins Auto setzen, den Bass aufdrehen und das Gaspedal durchtreten. Normal.

"Ich fahr' im Tunnel, drück' aufs Gas, zweihundert km/h, meine Farben leuchten schwarz heut' Nacht. Ich fahr' im Tunnel, drück' aufs Gas, Mond spiegelt sich im Lack, meine Farben leuchten schwarz heut' Nacht." Clueso hat auch nicht viel Originelleres zu bieten: "Ich brauche Bass, tiefe Frequenz, ich gebe Gas, die Karre glänzt und auf dem Gehweg wirbeln Zeitschriften. Digga, ich drück' drauf bis alle Lichter einen Schweif bilden."

Damit hätte Mark Forster etwa zwei Drittel der aktuellen Deutschrap-Videos in Worte gefasst, in denen der Protagonist in irgendeinem geliehenen, teuren Luxusschlitten durch nächtliche Straßen cruist. Wie sieht denn ihr eigenes Video dazu aus, gibts wenigstens da irgendeine Idee oder zumindest ein bisschen Nettigkeit? Tunnel. Porsche. Nacht. Checkcheckcheck. Schwarze Ballons darf nur Denzel Curry, sorry. Okay, einen Schrottplatz sieht man nicht ganz so oft, ein Doppelbett oder einen beleuchteten Regenschirm haben die wenigsten dabei. Aber sonst? Weckt mich bitte auf aus diesem Stereotypen-Alptraum.

Nur 'ne Phase?

"Das ist nur einer dieser Tage, morgens schon passé", verspricht Forster. "Ich rede mich in Rage", was man gar nicht hört, "erfülle die Klischees." Äh ... ja. "Einer dieser Tage, wird schon wieder geh'n, wahrscheinlich nur 'ne Phase, morgen schon passé." Na, wir werden sehen. Mit "Farben Leuchten Schwarz" koppelt Mark Forster die inzwischen fünfte Single aus "Supervision" aus. Wenn er in dieser Frequenz weiterveröffentlicht, dürfte der Albumrelease am 20. Oktober nicht mehr allzu viele Überraschungen bereithalten.

Fotos

Clueso

Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig) Clueso,  | © laut.de (Fotograf: Peter Wafzig)

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1 Kommentar mit 3 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Ali G. hätte gesagt Re'pek't... weil, 2023, in Deutschland. Als Mann*änner, Auto fahren, ohne Kindersitz, Regenbogen Beifahrer*innen, Benzin statt Elektro, einfach so aus Frust und nicht auf dem Weg zur Kita oder um der Welt Halt zu geben.... härter geht's nicht. Wie könnte der Autor das übersehen? Und Testosteron fördert nicht die lyrischen Säfte...das macht den Track so gesehen realistisch. Und das jetzt nicht nur im Sinne des neuen Realismus in dem Männer alleinerziehend Gebährende zum tanzen bringen oder ein ausreichend hippes Paar um einen zu Flaschen aus zwei Männer Jungs bestehen muss... zwei Frauen Mädchen? Fällt aus....zuviel Ähnlichkeit mit den Videos von weißen alten Männern a la 50 Cent...und der sonstige Mix lässt sich halt videotechnisch nicht gut erkennen...und könnte schnell mit einem normalen Paar verwechselt werden....Buchstaben einblenden? Er sieht aus wie er fühlt sich aber als sie und umgekehrt? Wenn man all das berücksichtigt.... tolle Platte, authentisch, mutig, trotzdem woke...und die beiden sind auch noch nett. So eine Mischung kann nur Generation Ü-Ei. Und ja, ich bin neidisch wegen dieser Lena Sache...