Zeal & Ardor live
Apropos Nachwuchs: So eine Frischzellenkur wie durch Zeal & Ardor hat der Black Metal lange nicht mehr erfahren. Zu Beginn ein bloßes Spaß-Homestudio-Projekt hat es Manuel Gagneuxs scheuklappenbefreites Finsterbaby über einen Underground-Hype Mitte 2016 hinaus mittlerweile zu seiner ersten Tour gebracht. Die Schweizer Heimatshow hat er schon hinter sich, ebenso wie ein Gastspiel auf dem Roadburn Festival und den ersten Gig in Deutschland: Am 22. April füllte er das Berliner Urban Spree bis zum Anschlag und ließ die Meute zwar ziemlich lange zu weirden DJ-Klängen BlackBlackGolds warten, belohnte dann aber mit einem Set, das – wie soll ich sagen – für eine Mischung aus Schwarzheimer Rohstahl, bluesigen Worksongs und Szene-blasphemischen Electronica erstaunlich Black-Metal-ish ausfiel.
In einheitlichen schwarzen Kapuzenmänteln gekleidet marschierte das live zum Sextett angewachsene Genrewunder auf die Bühne (ja, er mag Ghost), und zelebrierte eine Messe, bei der sich so manch Corpsepaint-Heini was abgucken konnte. Auch was die bösen Blicke angeht. Denn obwohl Gagneux vor der Zugabe dann doch nicht widerstehen konnte, gelöst in die Runde zu grinsen, und es wohl irgendwie ziemlich surreal fand, wie viele Leute sein aus einem Internet-Forum geborenes Projekt lautstark und mit Ansätzen eines Moshpits abfeierten, stellte er während des regulären Sets eine Wutmiene zur Schau, die nicht mal Greg Puciato besser hinbekommen hätte. Da steckt Leidenschaft drin, und das spürte man. Die Platte "Devil Is Fine" war schon überragend – live sind Zeal & Ardor sogar noch besser.
Im Sommer eröffnet der Schweizer übrigens für die Rage Against The Machine/Cypress Hill/Public Enemy-Supergroup Prophets Of Rage in der Zitadelle Spandau und Luxemburg. Weitere Chancen, Zeal & Ardor im deutschsprachigen Raum live zu erleben, bieten sich am 17. Juni auf dem Maifeld Derby, am 17. August bei den Wintherthurer Musikwochen sowie Ende September beim Reeperbahnfestival.
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