Droht ein Offenbarungseid der Justiz im Verfahren gegen Jackos Leibarzt? Ein Kommentar.

Los Angeles (ulf) - Man hatte das leidige Hickhack um den ehemaligen Leibarzt des King of Pop eigentlich schon fast vergessen. Und auf einmal kommt es Schlag auf Schlag: In den Staaten fiel Anfang der Woche der Startschuss zum Prozessauftakt gegen den 56-jährigen Herzspezialisten Dr Conrad Murray - und es rauscht im Blätterwald.

Dieser, so vermutet die Staatsanwaltschaft Los Angeles, habe aus Habgier Michael Jackson das Beruhigungsmittel Propofol unsachgemäß verabreicht, den Musiker damit süchtig gemacht und letztlich Jackos Tod verursacht.

Dem Doktor drohen vier Jahre Haft

Die Anklage lautet auf fahrlässige Tötung. Bis zu vier Jahre Freiheitsentzug drohen dem Kardiologen. Murray selbst bestreitet jedes Fehlverhalten und sieht sich als Bauernopfer.

In der Tat stellt sich der Fall spannend wie ein Hollywood-Krimi dar. Ungereimtheiten, Schlamperei sowie eine nicht zum ersten Mal wenig souveräne US-Justiz sind nur ein paar der haarsträubenden Zutaten, die eine faire Ermittlung vermutlich in weite Ferne rücken lassen.

Ein fairer Prozess?

Da wäre zum einen Bezirksstaatsanwalt David Walgren. Der ehrgeizige Jurist stilisiert sich geradezu als alttestamentarische Racheengel, der mit donnernder Stimme und - gleichwohl juristisch substanzlosen - Leichenfotos die Jury zu beeinflussen sucht. Taschenspielertricks aus der Theaterkiste statt seriöser Ermittlung? In Deutschland zumindest (noch) undenkbar.

Dabei hätte Walgren genug Anlass, kleinere Brötchen zu backen. Das in Teilen noch immer rassistisch agierende LAPD hat es - wie US-Medien schon Anfang des Jahres berichteten - eklatant versäumt, potentiell entlastendes Material zu sichern bzw. auszuwerten. Besonders die Verteidigung Murrays versprach sich u.a. von den Bändern der Neverland-Überwachungscams Entlastung: Von der mehr als 24 Stunden-Aufzeichnung wurden dennoch lediglich läppische vier Minuten sicher gestellt.

Wenig scheint sich in Arnies Kalifornien getan zu haben seit dem hochnotpeinlichen Desaster der Behörden von Los Angeles im OJ Simpson-Prozess. Nach den Justizskandalen um die zerstörten Leben der Westminster Three sowie dem staatlich legitimierten Mord an Troy Davis vor wenigen Tagen könnte diesem großartigen Land erneut ein GAU jedweder rechtlicher Glaubwürdigkeit drohen.

Um eine weiße Weste bemüht

Jacksons Familie um Papa Joe hingegen, die - mit Ausnahme von Schwester Janet - zu Lebzeiten nicht gerade als echter Segen für den toten König galt, nutzt als Nebenklägerin die Gelegenheit, um die interessierte Öffentlichkeit vor den Kameras mit Trauergarderobe und Merkel-Mundwinkel ins Bockshorn zu jagen. Nichts erinnert an eigene Verfehlungen und die Ignoranz, mit der man den Goldesel Michael angesichts psychischer Probleme und Sucht im Stich ließ.

Stattdessen bemühen sich die Akteure des Familienclans um die eigene lupenrein weiße Weste: Was angesichts einer in Europa weitgehend unbemerkten, subtilen Medienbeeinflussung nicht allzu schwer erscheint. Und bei den eigenen Angelegenheiten gibt man sich gleichzeitig zugeknöpft wie Nordkorea.

Fanatische Jacko-Anhänger

Und die Fans? Zahlreiche verbohrte Jackson-Anhänger formieren sich dieser Tage. Ziel des Lynchmobs: Murray sollte (wie jüngst Dominique Strauss-Kahn in New York) zur Demütigung unbedingt in Handschellen abgeholt und so Richter und Geschworenen vorgeführt werden. So sehr man solchen Pöbel verachten mag. Für dumpfe Antiamerikanismen taugt das Phänomen indes nicht. Andere (un)menschliche Gesellschaften sind bzw. wären da nicht anders.

Ein Staatsanwalt als Donnergott, schlampige Ermittlungen, hysterische Fans, ein zwielichtiger Familienclan - der Jacko-Prozess wird von Beginn an zum Hollywood-Spektakel. Was ansonsten als Fazit nach dem Prozessauftakt bleibt? Fragen über Fragen. Und natürlich der Menschmythos Michael Jackson, der mal wieder als Objekt von allen Beteiligten missbraucht wird.

Weiterlesen

laut.de-Porträt Michael Jackson

Um dem musikgeschichtlichen Stellenwert des siebten Kindes der Familie Joseph Jackson gerecht zu werden, kann man entweder brav chronologisch Edelmetall-Auszeichnungen …

37 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    wisst ihr was ich da raushöre aus der ganzen Geschichte?
    Gedanken eines Labelbosses
    "Geil, da verkaufen wa noch wat, das is PR vom feinsten"
    ...
    überraschend? Nein! Absehbar? Aber hallo! Zum Kotzen? Auf jeden Fall! Gehts mir am Arsch vorbei? Und wie!

  • Vor 13 Jahren

    Und was soll das alles noch bringen? Er ist weg und bleibt auch weg!Bleibt wirklich nur zu hoffen das er es jetzt besser hat?Wer hat denn diesen grottigen Clan am Fressen gehalten,wer war denn der Goldesel? Eigentlich sollte man meinen das gerade seine Mutter besonders leidet,denn nichts ist schlimmer als das eigene Kind zu überleben,aber Emotionen kann ich bei dieser ach so frommen Frau nun so gar nicht erkennen,ne da schreiben wir doch mal schnell ein Buch,tja der Goldesel ist ja laut eigenem Vater tot mehr wert als lebendig ! Armer Micheal wer solche Freunde und so eine Familie hatte,der brauchte nun wahrlich keine Feinde mehr,ruhe in Frieden du hast es dir verdient !

  • Vor 13 Jahren

    auf dem toten-bild was von ihm veroeffentlicht wurde sieht michael genau so aus wie im lebendigen zustand. vll war er ja auch nur scheintot und ist anschließend im sarg erstickt. ohne witz. ich dachte sein tot waere nur ein pr-gag. hab fest damit gerechnet das der sarg ploetzlich aufgeht, und michael heraussteigt und tanzt.