Vier oder fünf musikalische Revolutionen wollen dokumentiert sein: In einer 70 CDs starken Box erscheint "The Complete Columbia Album Collection" von Miles Davis zu erträglichem Preis. Wir verlosen einen speziellen Fan-USB-Stick.
New York (kak) - Der Legende nach servierte Miles Davis einst eine weiße Bankiersfrau, die sich wunderte, warum er beim Bankett des US-Präsidenten eingeladen sei, mit den Worten ab: "Ich habe vier oder fünf mal die Musik revolutioniert. Und warum sind Sie hier?"
Jene High Society-Dame hätte seit vergangener Woche die Möglichkeit, sich einen Überblick über weite Teile des Schaffens ihres Gesprächspartners anzueignen. In Form einer 70 CDs starken Box ist "The Complete Columbia Album Collection" erhältlich. Vier oder fünf Revolutionen wollen schließlich dokumentiert sein.
Querschnitt durch das Davis'sche Schaffen
Die Tonträger von Columbia Records spiegeln eine große Palette von Miles Davis' Gesamtwerk wider. Das Label begleitete immerhin drei Jahrzehnte lang das musikalische Wirken seiner Eminenz.
Der erste Kontakt findet 1949 in "The Miles Davis/Tadd Dameron Quintet in Paris - Festival International de Jazz" seinen hörbaren Niederschlag. Erst Mitte der 50er Jahre erscheint mit "Round About Midnight" Miles' erste Columbia-LP unter seinem alleinigen Namen.
'Milestones' am laufenden Band
Dann geht es Schlag auf Schlag. "Milestones" wie "Kind Of Blue", "Sketches Of Spain", "Bitches Brew" und "We Want Miles" füllen den Backkatalog von Columbia Records. 1985 ist mit "You're Under Arrest" Schluss.
Das Spätwerk bleibt außen vor
Miles' letzte Alben, von "Tutu" bis "Doo-Bop", veröffentlicht sein neuer Partner Warner Music. Auf sein Alterswerk muss man also bei "The Complete Columbia Album Collection" verzichten.
52 Alben aus 30 Jahren
1949 beginnt die Dokumentation der vorliegenden 70-CD-Box, die mit Superlativen um sich wirft, wie Usain Bolt mit 100m-Weltrekorden. Das geht mit der Ankündigung "Limited Edition" los und endet mit der "first time ever"-Veröffentlichung der "festival performance" des Isle Of Wight-Spektakels 1970.
Dazwischen liegen immerhin alle 52 Alben aus 30 Jahren Zusammenarbeit mit Columbia Records. Einige Longplayer erscheinen als "Expanded Editions" mit bislang unveröffentlichten Bonustiteln. Ein ausgiebiges Booklet versteht sich von selbst, ebenso das beigefügte Bonusmaterial, wie die bisher unveröffentlichte DVD "Live In Europa 1967".
Atmosphäre zu kundenfreundlichem Preis
Da der Spaß zwar stolze, aber nicht zu stolze 165 Euro kostet, ist die Idee, die CDs im Mini-LP-Stil mit Original-Cover darzureichen, zwar gelungen, aufgrund des Budgets jedoch nur mäßig verarbeitet und wenig langlebig. Kritisiert werden darf auch die Werbemaßnahme "250-seitiges Booklet", da der Text zweisprachig (englisch/französisch) verfasst ist.
Auch von der Qualität der Aufnahmen sollte man nicht allzu viel erwarten. Das Material wurde nicht komplett remastert, bildet dadurch jedoch die Atmosphäre der Originale authentischer ab. Alles in allem kann man, vor allem aufgrund des kundenfreundlichen Preises, mit "The Complete Columbia Album Collection" jedoch nichts falsch machen.
Verlosung:
Wir verlosen einen nicht für den Verkauf vorgesehenen Fan-USB-Stick mit 27 ausgewählten Songs verschiedener Alben der Kollektion im schicken Miles Davis-Design. Schickt einfach eine Mail mit dem Subject "Miles And More" und eurer vollständigen Heimatadresse an gewinnen@laut.de.
22 Kommentare
Das habt ihr hier nur für mich reingestellt, oder?
Wie sagt man so schön dazu: Mixed Bag.
Ich liebe ja diese Veröffentlichungspolitik, "Gesamtwerke" in aufwendigen (oder hier wohl nicht so aufwendigen) Boxen zu präsentieren und dann fünf Zusatztitel raufzupacken, die man sonst nirgendwo bekommt. Der Preis ist zwar günstig, aber da ich die Alben alle habe, für wie viele Minuten unveröffentlichten Materials zahle ich dann konkret diese 165 Euro? Da hätte ich mir etwas konkretere Infos gewünscht. Aber die hol ich mir dann ohnehin woanders.
Wobei: Unveröffentlichtes Material? Die „first time ever-Veröffentlichung der festival performance des Isle Of Wight-Spektakels 1970“ hab ich mir Anfang der 80er auf dem Isle of Wight-Sampler gekauft und vor 5 Jahren als DVD …
Bei the way halte ich es für gewagt, „We Want Miles“ als Meilenstein zu bezeichnen … Das ist ein rückwärts gewandtes Werk und hat anders als frühere Richtungswechsel musikalisch nichts ausgelöst.
70 CDs starke Box aus 54 Alben? So viele Doppelalben hat Miles nun auch nicht gemacht …
Zitat (« Alles in allem kann man, vor allem aufgrund des kundenfreundlichen Preises, mit "The Complete Columbia Album Collection" jedoch nichts falsch machen. »):
Unter Berücksichtigung meiner Einwände ... also wohl eher was für nerdige Einsteiger in die Welt von Miles Davis.
eigentlich schon gewagt, sowas
bei miles-fans kann man (wie am beispiel oberhalb meines posts) ersichtlich erwarten, dass sie zumindest den großteil des materials schon ihr eigen nennen.
dass sich ein einsteiger hingegen eben mal gleich so ein riesenteil kauft wird auf der anderen seite auch nicht allzu häufig vorkommen.
ich finde es eigentlich eine ganz gute sache, wenn man nicht zu viel material kennt und sich gerne mehr mit der materie beschäftigen will, ist sowas doch sehr gut, dazu hat das paket für 70cds einen echt fairen preis (was ja bei vielen box sets anders ist)
schade dass da nicht noch irgendwelche unbekannten geheimaufnahmen beis sind.
100 wär doch ziemlich viel lässiger als 70.
wo bleibt die track-by-track review????
für britney habt ihr zeit, aber für miles?
@Bodenseenebel (« wo bleibt die track-by-track review????
für britney habt ihr zeit, aber für miles? »):