Einige Bundesländer starten Testläufe, um der Szene eine Perspektive zu geben: Ausgewählte Clubs öffnen unter dem Auge der Wissenschaft.
Konstanz (ebi) - Angesichts zuweilen randvoller Stadien bei der Europameisterschaft, fragt sich mancher in der Musikbranche, warum bei (noch) sinkenden Inzidenzwerten der Fußball bevorzugt behandelt wird. Derweil laufen in einigen Bundesländern offizielle Testläufe und Modellprojekte bezüglich der Öffnungen von Discos, Konzertsälen oder Theatern an.
In Baden-Württemberg gab das Sozialministerium beispielsweise Ende Mai grünes Licht für insgesamt 19 Modellprojekte in den Bereichen Kultur, Jugend, Tourismus, Freizeit und Sport, für die sich dutzende Einrichtungen beworben hatten. Im Bereich der Clubs wurde die Stadt Ravensburg bzw. zwei Locations ("Douala" und "Kantine") ausgewählt: Besucher*innen dürfen ohne Maske und Abstandsregeln feiern. Daneben sind u.a. Coronatests (vor und nach dem Besuch) verpflichtend, auch die Besucherzahl ist begrenzt. Die Testphase startet spätestens Anfang Juli und wird vom Gesundheitsamt sowie wissenschaftlich eng begleitet, u.a. sind dem SWR zufolge Aerosolmessungen vorgesehen.
Die 3-G-Regel: getestet, geimpft, genesen
In Schleswig-Holstein öffnen unter ähnlichen Bedingungen am 20. Juli drei Clubs. Die Landesregierung wolle mit den Modellprojekten "den Betreibern von Diskotheken eine Perspektive bieten und gleichzeitig jungen Menschen unbeschwertes Feiern ermöglichen", zitiert der NDR. Im hohen Norden ist dabei eine Vollauslastung möglich: Discos mit Kapazität von 200, 500 und 2.000 Gästen können sich noch bis 2. Juli bewerben. Im Rahmen des Modellprojekts dürfen die ausgewählten Clubs dann innerhalb von vier Wochen nur jeweils drei Parties veranstalten. Zudem gilt ein enges Test- und Kontrollregime: "Betreten dürfen die Diskotheken natürlich nur Genesene, Geimpfte und Getestete", so Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. Gäste müssen sich zudem vorher anmelden und mit der Weitergabe ihrer persönlichen Daten einverstanden sein.
Der Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT) begrüßte die strengen Testläufe in Schleswig-Holstein, selbst, wenn die Abende kaum rentabel verlaufen dürften, so ein Sprecher. In Nordrhein-Westfalen haben Clubs bereits aufgesperrt: Allerdings nur in vorhandenen Außenbereichen und bei maximal 100 Gästen. Ab September könnten aber Indoor-Veranstaltungen folgen, heißt es. In Hamburg oder Berlin gab es bereits Kulturveranstaltungen unter Pandemiebedingungen bzw. mit deutlich reduzierter Zuschauer*innenzahl, in einzelnen größeren Häusern wie der Elbphilharmonie oder der Deutschen Oper wurde schon vor mehr Menschen gespielt.
Tu felix Austria?
Im Gegensatz dazu fallen beispielsweise in Österreich die Öffnungsschritte schon ab 1. Juli viel weitreichender aus: Hier dürfen alle Clubs aufsperren - bei einer maximalen Auslastung der Kapazitäten von 75 Prozent. Einzige Voraussetzung für den Besuch bleibt die 3-G-Regel. Ab 22. Juli sind voraussichtlich auch 100 Prozent Auslastung möglich.
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