2014 überstieg der Umsatz mit Downloads und Streams erstmals den der physischen Tonträger. Für Portisheads Geoff Barrow ein "Wahnsinn".
London (joga) - Im Jahr 2014 hat die Musikbranche zum ersten Mal mit Downloads und Streams mehr Geld umgesetzt als mit dem Verkauf von physischen Tonträgern wie CDs. Dem gestern veröffentlichten Jahresbericht des Verbands der Musikindustrie IFPI zufolge ging der Umsatz der Labels im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent auf 14,97 Milliarden US-Dollar zurück. 6,82 Milliarden erzielte das Tonträger-Geschäft, 6,85 Milliarden spielten Downloads und Streams ein, ca. 1,3 Milliarden Dollar nahmen die Labels mit Lizenzgeschäften ein.
Während der Umsatz mit Downloads im Vorjahr um 8 Prozent zurückging, wuchs das Geschäft der Streaming-Dienste um 39 Prozent. Absolut gesehen liegen Downloads aber noch deutlich vorn, der Anteil der Einnahmen aus gestreamter Musik betragen nur knapp ein Viertel des Umsatzes aus dem digitalen Geschäft.
Betrachtet man anstelle des Weltmarktes die einzelnen Länder, zeigen sich große Unterschiede. Deutsche Musikkonsumenten sind offenbar besonders konservativ, hierzulande entfallen immer noch 75 Prozent des Umsatzes auf herkömmliche Tonträger.
Weltweit gehen die Einnahmen aus CD-Verkäufen kontinuierlich zurück. Vinyl dagegen legte mit 54,7 Prozent deutlich zu und erreicht nun einen Anteil von zwei Prozent am weltweiten Gesamtumsatz.
Grafik: Die umsatzstärksten Musiker 2014
Die Musikindustrie sieht ihre Zukunft offenbar hauptsächlich im Streaming-Geschäft: "Das wächst und wird bleiben", sagte Edgar Berger, Chef der Musiksparte von Sony anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts gestern in London. Dagegen reißt die Kritik von Musikern an dem neuen Geschäftsmodell nicht ab.
Am Montag hat Geoff Barrow in einem Twitter-Post beklagt, wie lächerlich gering die Einnahmen seien, die seine Band Portishead aus dem Streaming-Geschäft erziele. Demnach bekamen die Briten für 34 Millionen gehörte Songs gerade einmal 1.700 Pfund überwiesen. "Vielen Dank an Apple, Youtube und Spotify, dass ihr unsere Musik so billig verkauft", spottete Barrow. Und: "Wann hört der Wahnsinn endlich auf?"
2 Kommentare mit 7 Antworten
"34 Millionen gehörte Songs gerade einmal 1.700 Pfund"
Sehr krasse Zahlen!
Habs mal im Kopf überschlagen: 1 Pfund für 20.000 Streams.
In meinem last.fm Profil sind die meist gehörten Tracks über ca. 10 Jahre bei ca. 2.000 Plays, dafür hätte ich dann im Stream 10 Pence gezahlt, bzw. der Künstler hätte 10 Pence bekommen - quasi kein Unterschied zu einem illegalem Download für den Künstler.
Oder vercheck ich das grad irgendwie?
Ist vermutlich ganz großer Mumpitz, nach Spotify-Quellen* sollte sich sich das selbst bei minimaler Rate (was bei Portishead unwahrscheinlich ist) auf über 200.000 Dollar aufsummieren.
*http://www.spotifyartists.com/spotify-expl…
@Tinco:
Ich weiß nicht ...
Entweder ich hab's überlesen oder es steht nicht drin, wer genau der Empfänger des Geldes ist. Barrow motzt darüber, was in den Taschen der Band ankommt, Vielleicht geht zwischen spotify und Coldplay noch die eine oder andere Null verloren ...?
Gruß
Skywise
Gut, wenn Universal 90% des Geldes abzweigt liegt das Problem woanders.
Wer jetzt genau der genannte Rechteinhaber ist und welcher Anteil am Ende im Töpfchen landet hängt wohl vom entsprechenden (Label)Vertrag bzw. der Vertriebsstruktur des jeweiligen Künstlers ab.
anders gerechnet erhielt Goeff Barrow 0,005 ct je Song. Wenn ich einen Monat rund um die Uhr Musik höre summiert sich das auf 10.000 Songs. Somit erhalten Künstler 50 cent von 10 Euro/Dollar/Pfundt Monatsgebühr. (im besten Fall - bei 8 Std. täglich bleiben 18ct)
Vielleicht ist mir auch irgendwo ne 0 untergegangen, aber Geld verdienen andere.
Naja, andere müssen auch immer wieder arbeiten gehen und können sich nicht ein tolles Leben von einer einmalig erbrachten Tätigkeit machen. Somit habe ich da kein grosses Mitleid.
Die Musik auf CD ist doch auch digital.
Pappnase
"In philosophy and rhetoric, the principle of charity requires interpreting a speaker's statements to be rational and, in the case of any argument, considering its best, strongest possible interpretation"