Das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Glam-Punk-Legende starb an Krebs. Kiss, Pearl Jam, Morrissey u.v.a. kondolieren.

New York (ebi) - David Johansen ist tot. Der Sänger der New York Dolls starb am vergangenen Freitagnachmittag im Kreise seiner Familie zuhause in New York City, wie seine Agentin mitteilte. Erst vor einigen Wochen hatte Johansen seine Krebserkrankung im Endstadium und einen Gehirntumor öffentlich gemacht - ungewollt.

Der Musiker, der bereits seit fast einem Jahrzehnt an Krebs litt, hatte sich nach einem Treppensturz im vergangenen November Brüche im Rücken zugezogen. Seine Familie musste aufgrund seiner sich verschlechternden Situation eine Crowdfunding-Kampagne initiieren, um die Pflege bezahlen zu können. Der in Staten Island geborene Johansen, das noch letzte lebende Gründungsmitglied der New York Dolls, wurde 75 Jahre alt.

Die Band hatte sich 1971 gegründet und stand einige, wenige Jahre lang an der Spitze des New Yorker R'n'R-Undergrounds: Ihr 1973 veröffentlichtes, gleichnamiges Debüt wird später zu den Protoalben des Punkrocks zählen. Schon 1976 trennte sich die Band wieder, die 2004 auf Einladung Morrisseys beim Londoner Meltdown Festival zurückkehrte.

Nach dem Ende der Dolls in den Siebzigern veröffentlichte Johansen einige Soloplatten und startete in den späten Achtzigern unter dem Pseudonym Buster Poindexter eine Popkarriere. Später wurde er auch als Schauspieler aktiv, so ist der Sänger etwa in Bill Murrays "A Very Murray Christmas" (2015) zu sehen. Martin Scorsese stellte ihn 2023 in den Mittelpunkt seiner Doku "Personality Crisis: One Night Only".

Zahlreiche Rockgrößen kondolierten nach Johansens Tod. "David Johansen und die New York Dolls haben mein Leben verändert", so Dee Snider (Twisted Sister). "Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war, die New York Dolls zu sehen. Es war so aufregend", schrieb Blondies Debbie Harry auf Facebook. Morrissey postete auf seiner Website den Text seines Songs "Rebels Without Applause" unter einem Foto der New York Dolls.

Die Dolls seien ihrer Zeit weit voraus gewesen, schrieben Pearl Jam: "Großartige Vorbilder für die jungen Bands von Seattle in den frühen 80er Jahren."

"Er kam, um uns zu sehen, als wir zum ersten Mal in New York spielten. Ich habe seine überlebensgroße Persönlichkeit, als er sich mit uns Backstage unterhielt, nie vergessen. Eine wundervolle Erinnerung an einem traurigen Tag", so Ex-The Cure-Mitglied Lol Tolhurst wehmütig.

"Er war der König des Augenblicks, und wir liebten die Dolls. Liebten ihren Sound, liebten ihr Aussehen. Ich erinnere mich gerne an den Abend zurück, als wir mit David und Blondie in New Jersey spielten. Es war die coolste Show, die wir je gespielt haben", betont Duran Duran-Bassist John Taylor.

"Als Kiss in New York anfingen, war er unbestreitbar eine Naturgewalt", so Paul Stanley von Kiss. Auch Slash, Billy Idol oder Stevie Van Zandt (E Street Band) gedachten des Glam-Punk-Pioniers.

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