"Haut ab aus Deutschland", bekamen die Musiker von Panteón Rococó zu hören, bevor die Prügelei losging. Die Neuruppiner Polizei schließt einen fremdenfeindlichen Hintergrund aus.
Neuruppin (joga) - Manche Gegenden in den neuen Bundesländern, in diesem Falle in Brandenburg, scheinen für Musiker mit 'nicht-arischem' Aussehen immer noch ein heißes Pflaster zu sein. Dies erfuhr die politisch im linken Spektrum angesiedelte mexikanische Ska-Band Panteón Rococó am vergangenen Wochenende am eigenen Leib. Auf einer Autobahn-Raststätte nahe Neuruppin sollen sechs betrunkene Deutsche die Musiker zunächst mit Flaschen beworfen und schließlich eine handfeste Prügelei angezettelt haben.
"Bei einer Auseinandersetzung zwischen einer ausländischen und einer deutschen Reisegruppe auf dem Gelände der Raststätte Linumer Bruch an der Autobahn 24 sind am Samstagmorgen vier Menschen verletzt worden", hieß es anschließend lapidar in einer Mitteilung der Neuruppiner Polizei. "Ein Ausländer und drei Deutsche wurden durch Schläge mit Flaschen verletzt und mussten im Ruppiner Klinikum ambulant behandelt werden. Einen ausländerfeindlichen Hintergrund als Tatmotiv schließt die Polizei aus."
Tourmanager Humberto Pereira allerdings stellt den Vorgang ganz anders dar. Ihm zufolge war der ausländerfeindliche Hintergrund des Angriffs nicht zu überhören. "Verpisst Euch" hätten die betrunkenen Deutschen den Tourtross aufgefordert: "Haut ab aus Deutschland, geht zurück dahin, wo ihr hergekommen seid". Übersee Records, das Label der Band, bestätigte auf Anfrage von laut.de einen Bericht der Frankfurter Rundschau, demzufolge die Polizei von vornherein sehr voreingenommen agiert und die Deutschen in Schutz genommen habe.
"Man hat uns von Anfang an zu verstehen gegeben, dass wir nicht die Opfer sind, sondern die Täter", berichtet Pereira. "Einer der Polizisten sagte zu uns: 'Für mich ist die Sache klar: Sie sind junge Linke, aber deswegen muss man nicht andere schlagen, die eine andere Ideologie haben.'" Eine Anzeige solle man sich gut überlegen, schließlich verzichte die Gegenseite auch darauf.
Unter diesen Umständen dürften Panteón Rococó froh sein, dass ihre Tour durch Deutschland, die sie unter anderem auch nach Leipzig geführt hatte, mittlerweile beendet ist. Der Vorfall in Neuruppin könnte aber noch ein Nachspiel haben: Sobald auch der Rest der Europa-Tour abgeschlossen ist - am diesem Wochenende geben Panteón Rococó noch Konzerte in der Schweiz - will Humberto Pereira seinen Anwalt einschalten. Möglicherweise droht dann den beteiligten Beamten eine Anzeige wegen Nötigung und Strafvereitelung im Amt.
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