Was rechte Gewalt und was dagegen zu tun ist, bestimmen die staatlichen Institutionen ganz gerne selbst. Dem gängigen rinks = lechts Schema droht nun auch Phillie MC zum Opfer zu fallen. Die Landesmedienanstalt Thüringen will seinen Song "Unkraut" verbieten.
Erfurt (tei) - "Seit der deutschen Wiedervereinigung sind 138 Menschen Anschlägen von Rechtsradikalen zum Opfer gefallen. Vor allem in ländlichen Gebieten bilden Nazis die dominante Jugendkultur", heißt es in einer Hip Hop-Initiative gegen rechte Gewalt, "Hip Hop ist hier oft die einzige wahrnehmbare Gegenkultur. Kein Wunder, dass ostdeutsche Hip Hopper zunehmend ins Visier der Rechtsradikalen geraten". Auch der Hannoveraner Hip Hopper Phillie MC ist bei der Aktionsreihe "Die Leude woll'n, dass was passiert!" aktiv - jetzt ist er wegen seinen politischen Texten ins Visier der Landesmedienanstalt Thüringen geraten.
Einen "direkten Aufruf zur Ausübung von Gewalt gegen Menschen" will die Landesmedienanstalt auf Phillie MCs Debutrelease "Unkraut" erkannt haben. In einem Brief an die Radiostation Antenne Thüringen drohte die Behörde mit einem Beanstandungsverfahren, weil in diesem Track "Gewalt verharmlost" werde. "Warum Unkraut nie vergeht ist die Fangfrage. Warum sind Faschos auf den Straßen so ne Landplage?", rappt Phillie MC gegen rechten Straßenterror, "der Kampf wird geführt von Kennern, von mir und meinen Männern. Wir nageln Faschos auf Ständer, und die Pisser verbrennen dann".
Die Vorwürfe der Jugendschützer stoßen auf allgemeines Unverständnis. "Hier handelt es sich um Lyrics in einer deutlichen Sprache zu einem wichtigen Thema", verteidigte Def Jam Germany-Manager Andreas "Bär" Läsker die künstlerische Freiheit seines Schützlings: "Wer den Text wörtlich nimmt und als Aufforderung zur Gewalt versteht, hat nichts verstanden". Der Staat und seine Institutionen beharren auf der Definitionsmacht, was rechter Terror ist und was dagegen getan werden darf. Wer sich dem staatlich verordneten Antifaschismus verweigert, gerät als Abweichler von der gewünschten Norm selbst unter staatlichen Beschuss. Rechter Terror und Aktionen gegen denselben landen dann schnell in einem Topf - alles böse Gewalt.
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