Platz 11: Bloodflowers (2000)
Das Ende einer Trilogie: 2002 spielen The Cure ihre Alben "Pornography", "Disintegration" und "Bloodflowers" in Brüssel und Berlin an einem Abend komplett hintereinander weg. Für Robert Smith eine Feier seines Schaffens, alle Songs "die Essenz unserer Band." Er stellt also das damals aktuelle Werk "Bloodflowers" auf eine Stufe mit den genannten Meisterwerken. Ein Fiasko mit Ansage.
Selten klang die Band bis dahin so müde wie auf dieser verkünstelten Reproduktion der wahren Meilensteine. Nur wusste man damals noch nicht, dass Smith auch zu einem kreativen Auffahrunfall wie "4:13 Dream" imstande ist. Das Bindeglied mit den Platten von 1982 und 1989 ist auf "Bloodflowers" selbstverständlich die schwermütige Melancholie, aber nur weil uns Smith hier kein "Friday I'm In Love" vorsetzt, ist "Bloodflowers" kein Düsterklassiker. Statt Wut und Frustration meint man hier vielmehr Smiths Knochen knacken zu hören, wenn er sich mit Mühe aus seinem Schaukelstuhl erhebt und nach dem Gehstock greift. Zwar ist er damals gerade mal 40, nie nahm man seine ewigen Auflösungsversprechen so ernst wie nach dieser von Niedergeschlagenheit geprägten Retrospektive. Motto: "The fire is almost out and there's nothing left to burn".
Dennoch lohnt ein Blick auf den Kontext: Die vernichtenden Reaktionen der Presse auf "Wild Mood Swings" führen bei Smith zu einer Trotzhaltung, die seinen Fans ironischerweise musikalisch wieder entgegen kommen sollte. Er fasst 1999 den Plan, ein komplett unzugängliches Werk zu komponieren, das nur Liebhaber*innen von "Faith" und "Pornography" schätzen könnten. Was Raum für die Interpretation lässt, dass sich Smith bei "Wild Mood Swings" nicht vom enormen Druck der Plattenfirma, auch kommerziell abzuliefern, freimachen konnte.
Auf "Bloodflowers" muss er gar nichts mehr. Er gibt kaum Interviews und verweigert eine Single-Veröffentlichung (für die sich ohnehin nur "Maybe Someday" geeignet hätte). Dennoch muss man ihm in einem Punkt zustimmen, wenn auch in abgeschwächter Form. Laut Smith ist das Gitarrensolo im Titeltrack einer seiner schönsten Karriere-Momente in The Cure: "Nachdem ich es in einem Take gespielt hatte, dachte ich: Genau das versuche ich seit meiner Jugend hinzubekommen. Das ist eine persönliche Sache, ich bin selten mit Gitarrensoli zufrieden, hier war ich es. 'Bloodflowers' kommt dem atypischen Cure-Song so nah wie es nur geht."
Anspieltipps:
"Watching Me Fall", "Maybe Someday", "Bloodflowers"
Besser weiträumig umfahren:
"The Last Day Of Summer", "39"
2 Kommentare
Kommt viel zu schlecht weg, mindestens ein Top 5 Album.
kommt viel zu schlecht weg, eines meiner lieblings cure alben:
ausser track 2, 8 und 9 sind alles 5/5