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Platz 10: Three Imaginary Boys (1979)

Es gibt wenige erfolgreiche Gruppen, denen es vergönnt ist, ihre Musik im Laufe der Zeit zu verändern - ohne dabei ganze Fanscharen zu enttäuschen. The Cure sind so eine Band, blickt man auf ihren Backkatalog. Zwischen dem Sound der Anfangstage, der Atmosphäre von "Pornography" und später dem unterschiedlichen Vibe von Songs wie beispielsweise "Hot Hot Hot!!!", "Never Enough" oder "Mint Car" liegen Welten - oder doch nicht? Sind die stilistischen Unterschiede letztlich gefühlt viel größer als sie es tatsächlich sind? Schließlich erkennt man in jeder Bandphase Robert Smiths Handschrift deutlich.

Das Debüt "Three Imaginary Boys" von 1979 schlägt in diesem Sinne zu Beginn der Cure'schen Zeitrechnung ein Kapitel auf, dessen Schlagrichtung man als Postpop-Punk-Minimalrock bezeichnen könnte. Die Songs der damals als Trio eingespielten Platte haben mit der raumgreifenden Produktion, wie sie ein Jahrzehnt später "Disintegration" auffährt, wenig zu tun, sie wirken im Vergleich geradezu eindimensional.

Dennoch zeichnet sie ein unverblümt eigenwilliger und in den Kompositionen abwechslungsreicher Charme aus, dem das zukünftige Potential der Gruppe bereits innewohnt: Jeder Track hat mindestens eine griffige Hook zu bieten. Man covert sogar "Foxy Lady" von Jimi Hendrix - an den Vocals der damalige Bassist Michael Dempsey. Der Opener "10:15 Saturday Night" gehört bis heute zu den absoluten Fanlieblingen und bleibt einer der Trademarksongs der Briten.

Die späteren Kultsongs "Boys Don't Cry" oder auch die allererste Cure-Single "Killing An Arab" fehlen hier - Grund genug für das Label, im Folgejahr eine Art Compilation des Debüts nachzuschieben. Für "Three Imaginary Boys" hatte Smith später wenig anerkennende Worte übrig: "Es ist nicht sonderlich gelungen. Michael war der einzige, der sein Instrument spielen konnte, daher dominieren seine Gitarrenmelodien."

Anspieltipps:

"10:15 Saturday Night", "Three Imaginary Boys", "Fire In Cairo"

Besser weiträumig umfahren:

"So What", "The Weedy Burton", "Meat Hook"

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