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Rang 4: By The Way (8. Juli 2002)

So eine RHCP-Retrospektive ist leider auch der Moment für geriatrische Bekenntnisse unsererseits: In den Wochen vor der Veröffentlichung von "By The Way" saßen die damals noch jungen Redakteure Dobler, Schuh, Friedrich und Mengele sabbernd vor ihren Monster-Desktops, gefangen in der von Warner initiierten Promophase. Tröpfchenweise stellte das Label einzelne Songsnippets vorab ins Netz, woraus sich endlose Chat-Diskussionen (Messengerdienst verdrängt) entwickelten. Oder mit den ersten Worten unserer Review: "Schon vor der Arbeit zum Saturn rennen, wie lange hab ich so was schon nicht mehr gebracht?"

Schnell war zumindest eines klar: "Can't Stop" ist der neue Funkbrecher, der auf "Blood Sugar Sex Magik"-Niveau operiert. Ansonsten mussten Fans jener vergangenen MTV-Boom-Jahre mit der neuen Ägide des nach "Californication" (1999) nun endgültig heimgekehrten Frusciante warm werden, der das Songwriting hörbar an sich riss. Im Mittelpunkt der Platte stehen mächtige Beach Boys-Harmonien. "Universally Speaking" und "Dosed" leben maßgeblich von seiner minimalistischen Gitarrenkunst, selbst triefende Schmachtfetzen wie "I Could Die For You" waren erlaubt. Doch hinter Hits wie "Can't Stop" und "By The Way" lauerten noch weitere Glanzstücke wie das mexikanisch angehauchte "Cabron", der Ska-Pop "On Mercury" und natürlich Frusciantes Hippie-Orgie "Venice Queen".

Im Kontext der Diskografie war die Platte gleichwohl so nahe am melodieseligen Pop wie nie, was viele alte Fans vergraulte. Und nicht nur diese: Flea, der diesmal kaum Einfluss auf das Songwriting ausüben konnte, stand kurz davor hinzuwerfen. Er lag im kreativen Clinch mit John und verdächtigte Frusciante, der in dieser Phase den Beatles und Progmusik zugetan war, die Band zu übernehmen. Nach dem Recording wurde der Burgfrieden nach einer Aussprache und einer ausgiebigen Versöhnung wieder hergestellt.

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