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Rang 5: "One Hot Minute" (12. September 1995)

John Frusciante, der sich während der Entstehung von "Blood Sugar Sex Magik (1991) dem Heroin zugewandt hatte, kam mit der immensen Popularität immer schlechter zurecht, was zwangsläufig bandinterne Spannungen nach sich zog: Im Mai 1992 stieg der Gitarrist auf der laufenden Japantour schlagartig aus. Erst dreieinhalb Jahre und mehrere Compilations später erschien der nächste offizielle Peppers-Studiorelease - nach der Ansage "BSSM" und dem Verlust eines zentralen Bandmitglieds sicher keine einfache Aufgabe. Der bei Jane's Addiction ausgestiegene Dave Navarro war von Anfang an Wunschkandidat Nummer eins für die Nachfolge. Aufgrund seiner Drogenabhängigkeit, zahlreiche andere Gitarristen wurden zwischenzeitlich verschlissen, stand er jedoch erst im September 1993 bereit.

Die Peppers, so Chad Smith, sind eigentlich bis heute eine Jamband geblieben – Navarro war gleichwohl von Haus aus weder dem Funk noch dem Jamming sonderlich zugeneigt. Und so zeichnet "One Hot Minute" eine Verschiebung im Grundton aus, Navarros Spiel ist eher von psychedelischen Passagen ("One Big Mob", "Deep Kick") und Heavy Metal ("Warped") geprägt, aber auch sphärisch und effektbeladen. Er schichtet und montiert seine Gitarren mit Bedacht. Die Platte klingt so weniger euphorisch und insgesamt dunkler. "One Hot Minute" rockt im Vergleich zum berühmten Vorgänger eher straight im Alternative- denn im Funkgroove. Das komplex angelegte Songwriting und auch der Wille zu Hooks (das beschwingte "Aeroplane", das Kurt Cobain gewidmete "Tearjerker") werden dagegen beibehalten. Mit "My Friends" findet sich hier außerdem eine ihrer Top drei-Balladen: Kiedis singt unterm Strich deutlich mehr, als Sprechgesang abzuliefern (das River Phoenix gewidmete "Transcending").

Heavy Riffs und tendenziell straighte Rockbeats durchziehen die härteren Tracks wie "Coffee Shop" und "Shallow Be Thy Game", dabei weist die Leadsingle "Warped" das außergewöhnlichste Riff der Platte auf. Wenn es doch Funk sein muss, kommt dieser kontrolliert und laid back ("Walkabout") und fast schon kontemplativ (das coole "Falling Into Grace") um die Ecke. Am Ende steht ein Album mit durchweg zwingenden Songs, das die Chilis später live ignorieren. In dieser Periode verfiel Kiedis wieder den Drogen, auch Navarro kam nicht davon los: 1998 trennte man sich aufgrund 'kreativer Differenzen', wie es so schön heißt. Im Nachhinein irgendwie absehbar.

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