Nachruf: Andre Williams
Wie so viele Charaktere einer längst vergangenen Zeit hatte auch Williams nie einen großen Hit, dafür aber umso größere Geschichten. Daran ließ er mich 2006 glücklicherweise teilhaben, als ich ihn im Rahmen eines Konzerts in München zum Interview erwischte. Dort trug er zu meinem Entsetzen denselben Baumwollpullover wie auf den Promofotos, die sein damaliges Album begleiteten, woraus man Rückschlüsse auf seine finanzielle Situation ziehen konnte. Seinen Retter Jon Spencer lobte er als "Wahnsinnstypen mit einem Herzen, so groß wie der Arsch einer deutschen Frau." Ab diesem Moment an ahnte ich bereits, wie großartig dieses Gespräch noch werden würde. Andre sprach über seine Drogensucht von damals und die von heute, die "Ikonen meines Lebens" Ike Turner und Berry Gordy (Motown), seine Liebe zu Johnny Cash und seinen Einfluss auf Rap ("Hip Hip Hop ist wie Rock'n'Roll im Jahr 1957"). Als er meinte, der Flow sei für ihn zu schnell, schlug ich vor, er könne doch seine Texte vom Blatt ablesen. Woraufhin Williams antwortete: "Ich bin keiner, der Sachen vom Monitor abliest, und Befehle hasse ich sowieso. Seit ich Alabama und die Jobs bei Burger King und McDonalds verlassen habe, nehme ich keine Befehle mehr entgegen." Ruhe in Frieden, Bad Motherfucker!
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