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Petition: Musiker für Palästina

Auch wenn man sich sonst so umschaut, gehen einige Musikerinnen und Musiker auf Social Media mit einer Überzeugung zu Werke, als könnten sie den Nahost-Konflikt zwischen zwei Konzerten mal eben selbst beenden. Zumindest darf man sich schon mal fragen, was genau all die Künstlerinnen und Künstler sich dabei denken, wenn sie nach besagtem Horror-Massaker der Hamas an den Israelis nun mit einer Pro-Palästina-Petition an die Öffentlichkeit treten, die zwar auf das nachweisliche Leid der Palästinener durch die israelische Besatzung hinweist, das Leid der jüdischen Bevölkerung aber einfach ignoriert. Es sollte doch spätestens seit dem 7. Oktober klar sein, dass auch die arabische Seite Schuld auf sich geladen hat in diesem ohnehin undurchsichtigen Konflikt und einem auf jahrzehntelangen Ungerechtigkeiten basierenden Krieg.

Gut, die Petition hat sich Waffenstillstand auf die Fahnen geschrieben, daran ist natürlich nichts auszusetzen. Das brutale Vorgehen des israelischen Militärs in Gaza und die laut UN-Experten dort stattfindenden "menschenrechtlichen Katastrophen" scheinen allerdings das Narrativ beflügelt zu haben, dass die Seite der Palästinenser die gute Seite ist - eine womöglich fatale Entscheidung in einer aufgeheizten Zeit mit steigenden antisemitischen Ausfällen im öffentlichen Raum. "Wir können nicht mehr neutral sein angesichts dieser Ungerechtigkeiten", heißt es in der Erklärung deutlich. Man trauere zwar mit allen israelischen und palästinensischen Opfern, aber als Musiker "erheben wir unsere Stimme für die Unterdrückten", heißt es da. Wenn es denn so einfach wäre. Ja, das palästinensische Volk hat ein Recht auf ein sicheres Leben und eine Heimat. Das jüdische Volk aber genauso. Tom Morello betonte, dass es "keinen Platz für Antisemitismus" gebe, auch wenn man die Gräultaten in Gaza kritisiere.

Die Petition unterzeichneten u.a. Mogwai, Pulp, Rage Against The Machine, Marianne Faithfull, Beth Ditto, Bikini Kill, Denzel Curry, Sam Fender, The Libertines, Rag'n'Bone Man, Brian Eno, Macklemore, Sleater Kinney, und Serj Tankian.

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6 Kommentare mit 17 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Saudummer Take. Deutsche werfen stets so vieles durcheinander. Es geht JETZT darum, Leid zu verhindern. Da helfen irgendwelche symbolischen Bekenntnisse oder Verurteilungen zum 7. Oktober nicht weiter. Man kann hinterher immer noch Sachen gar nicht doll finden. Wer dabei stehenbleibt, bleibt damit mindestens in der strunzdummen Rechtfertigungsspirale stecken, schlimmstenfalls sucht sich hier Rassismus ein Ventil.
    Vielleicht mal die Folge Last Week Tonight With John Oliver zum Thema gucken. Oder halt mal Statistiken. Oder Berichte sämtlicher Organisationen vor Ort. Oder der paar unbedeutenden Teile der Welt, die nicht USA, Israel oder Deutschland heißen.

    Man kann aber auch natürlich einfach beim "es ist alles so kompliziert" bleiben, und das gegenseitige (bzw. zu 90% sehr einseitige) Abschlachten als notwendiges Übel betrachten.

  • Vor einem Jahr

    Ich finde man dürfte schon etwas differenzierter sein. Es haben nicht die Libertines und RATM unterzeichnet, sondern Teile der jeweiligen Band, unter ihrem jeweiligen Namen.
    Paul Rodgers wiederum gar nicht. Fast komisch. Und ich wäre wirklich mal dafür den Begriff Antisemitismus abzuschaffen.

  • Vor einem Jahr

    Jetzt nochmal gaaaaanz langsam für laut-Autoren: Die Hamas ist eine Terrororganisation, die Palästinenser sind eine Volksgruppe. Es gibt Palästinenser in der Hamas und nicht-Palästinenser in der Hamas. Und es gibt Palästinenser in der Hamas und Palästinenser die nicht in der Hamas sind. Sich für die Palästinser aussprechen, weil Sie unermessliches Leid erdulden müssen, bedeutet NICHT sich für die Hamas aussprechen. Die Hamas profitiert sogar vom Leid der Palästinenser. Und es ist keine Pflicht auch auf das Leid der israelischen Bevölkerung hinzuweisen, wenn mensch auf das Leid der Palästinenser hinweist, insbesondere auch weil die Verbrechen der Hamas gegen die israelische Bevölkerung (größtenteils) vorbei sind, während die israelische Armee aktuell noch dabei ist der palästinensischen Bevölkerung Leid zuzufügen. In Israel leben übrigens nicht nur Juden, die Volksgruppe, die dort lebt, heißt Israelis, nicht Juden.

    • Vor einem Jahr

      Danke Caps.
      Ich halt’s echt bald nicht mehr aus. Echt nicht.

    • Vor einem Jahr

      Gilt nicht nur für hier, bei Weitem nicht. Aber ja, danke.

    • Vor einem Jahr

      Zeigt aber nur, wie wir selbst unsere eigene Prägung nicht verleugnen können, die uns Denkverbote erteilt. Exakt das, was wir Ländern, denen wir uns in Moral und Entwicklung überlegen fühlen, gerne vorwerfen.

    • Vor einem Jahr

      Ragis "saudumm" hingegen finde ich übertrieben, da auch die antisemitischen Ausfälle ja leider existent sind und es wirklich genug Lurche gibt, die ihrerseits verblendet sind und nicht differenzieren können. Und wenn eine Gruppe vor dir "free palestine" skandiert, ist es schon ein diffuses Gefühl ob der unklaren individuellen Beweggründe.

    • Vor einem Jahr

      Ja, Chris, kann ich teilen.
      Wobei ich sagen muss (und das ist echt traurig): ich war ja bisher immer sehr bemüht um eine differenzierte Betrachtungsweise, aber mir gehen diese komplett realitätsverleugnenden deutschen Israel-Freaks (siehe zB diese Kolumne) inzwischen so dermaßen auf den Sack, dass mein Verständnis für jugendliche „from the river to the sea“ Schreier stark ansteigt. Ich teile nicht den Standpunkt, aber ich kann’s nachvollziehen. Irgendwo muss man ja hin, mit seiner Wut.

    • Vor einem Jahr

      Die israelische Armee kämpft aber nun mal gegen die Hamas. Und die Hamas nimmt eben die Palästinenser als Geiseln oder Schutzschild. Die Situation ist auch nicht neu. Wir haben ein Terrorregime, das derartige Auswüchse annimmt, dass es in die Schranken gewiesen werden muss. Nur blöd, dass dafür eine Besetzung erforderlich ist. Also geht der Blutzoll der Unschuldigen in die Höhe. Lässt man die Besetzung sein, dann sterben aber auch Unschuldige. Da das Regime weiter macht und deswegen ausgegrenzt werden muss. Nicht so viele auf einmal (oder doch je nach Häufigkeit der Massaker), aber dafür für eine längere Zeit. Jetzt kann man natürlich einwenden, dass das Beenden eines Terrorregimes nicht automatisch zu einsetzender Ruhe, Stabilität und Wohlstandgewinne führt.

    • Vor einem Jahr

      Was heißt Realitätsverleugnung... Hat ja auch immer was mit Lobby und Narrativ zu tun. Für deutsche Verhältnisse find ich die allgemeine Berichterstattung fernab von Springer mittlerweile sogar recht ausgewogen, nachdem ich anfänglich fast gekotzt hätte. (Ohne den Terrorakt zu verharmlosen). Macht der Bilder und so.

      Ich kann mit Perspektivwechsel vieles in seiner Wut nachvollziehen. Global gesehen. Macht es aber oft nicht einfacher, da für sich eine klare Meinung herauszubilden.

    • Vor 11 Monaten

      Was zum Teufel sollte Israel denn stattdessen machen? Die Hamas einfach lassen, wie sie ist?
      Hummus über den Zaun werfen?
      Schon allein dieses Gelaber von wegen Genozid: wenn Israel (also nicht nur einzelne Faschos in der Regierung, die von Atombomben labern) wollte, wäre der Gazastreifen nach 10 Minuten Geschichte gewesen.
      Warum öffnet Ägypten nicht die Grenze? Warum wollten sie Taba aber nicht Gaza? Warum frage ich Freunde „warum sind deine Eltern noch in Gaza City“ und bekomme keine(!) Antwort? Warum haben die Hamas-Bosse unendlich Kohle und sitzen in klimatisierten Räumen im Ausland? Warum tauscht Israel 3 Gefängnisinsassen gegen 1 Kind?
      Israel verkackt es vermutlich und wird vermutlich noch weiter nach rechts rücken. Leider, denn eigentlich wäre jetzt die Chance, in 10 Jahren als Befreier dazustehen.

      Free Palestine from Hamas müsste es lauten.

      https://www.standing-together.org/en

    • Vor 11 Monaten

      @Thehoff: auf welchen Post bezieht sich Deiner?

    • Vor 11 Monaten

      Kleiner Nachtrag: Die Meinung einiger geht in die Richtung "shit happens" in Bezug auf die GoPro dokumentierten Massaker insbesondere gegen liberale Israelis. Es wurden auch Friedensaktivisten umgebracht und keine Siedler.
      Ist das so? Würde keine Antwort/weniger Antwort Frieden bringen? Ist das die Absicht gewesen? Mal so richtig nen Musik-Festival massakrieren um auf die i.d.T. vorhandene schlimme Lage vieler Palestinenser (explizit: Nicht die Machthaber) hinzuweisen?

    • Vor 11 Monaten

      @gueldener_huerensohn: Auf eine prinzipielle Stimmung in Richtung (s.o.) "shit happens, anklage israel. Fertig. We are the good guys, don´t mention the war"

    • Vor 11 Monaten

      "Was zum Teufel sollte Israel denn stattdessen machen? Die Hamas einfach lassen, wie sie ist?
      Hummus über den Zaun werfen?"

      Genau, weil es zwischen großflächigem Bombardement oder Hummus werfen natürlich auch keinerlei Handlungspielraum gibt.
      Wir mir diese dämlichen Strohmänner auf den Sack gehen.

      "Schon allein dieses Gelaber von wegen Genozid: wenn Israel (also nicht nur einzelne Faschos in der Regierung, die von Atombomben labern) wollte, wäre der Gazastreifen nach 10 Minuten Geschichte gewesen. "

      Oh, na dann. Wenn Israels Militär nicht so schnell Menschen tötet, wie es es könnten, kann es also unmöglich Völkermord sein. Dann wäre das ja auch geklärt. Wusste nicht, dass das so einfach ist.

      Denen, die die Genozidbehauptung immer so lapidar beiseite wischen, als wäre sie ganz offensichtlich albern, möchte ich einmal ans Herz legen, sich die folgenden Artikel nüchtern und mit intellektueller Auseinandersetzungsbereitschaft durchzulesen.
      https://newlinesmag.com/spotlight/the-uses…
      https://jewishcurrents.org/a-textbook-case…
      https://www.theguardian.com/commentisfree/…

      Ist das in irgendeiner Form ein formvollendeter Beweis? Vielleicht nicht und manche Artikel gehen auch ganz explizit nicht so weit, dass (schon) als Genozid zu bezeichnen. Ich möchte mich da ganz persönlich auch nicht festlegen, ganz einfach weil ich den Luxus habe, es nicht zu müssen und es nun einmal eine ziemlich schwerwiegende Behauptung ist (und es für die Frage, wer in einem spezifischen Moment mit der Gewalt aufhören muss auch nicht nötig ist, diese aufzustellen).

      Aber ich verstehe ganz ehrlich nicht, wie man, wenn man sich tatsächlich mal mit den Positionen dazu auseinandersetzt, nicht zumindest anerkennen kann, dass die halt tatsächlich einiges an Hand und Fuß haben und man dann einfach so tun kann, als wären sie so lächerlich, dass man sich selbst nicht einmal mit diesen auseinandersetzen müsste und sie ohne Weiteres einfach so abkanzeln kann.

    • Vor 11 Monaten

      Aber das ist doch genau das Problem: Der Kommentar des Autors hat explizit(!) das Vorgehen der Armee "brutal" genannt und eine menschenrechtliche Katastrophe mit Quelle erwähnt. Und was passiert: Er wird als realitätsverleugnender Israel-Freak bezeichnet.
      Da ist somit jede Diskussion und die von Dir genannte Auseinandersetzung sofort ad acta gelegt. Da kann man nur noch und zwar ausschließlich mit "beiseite Wischen" antworten und exakt so schwarz/weiß antworten.
      Inhaltlich bin ich übrigens bei Dir. Wobei man auch sehen muss, dass die Armee schon versucht, Opfer zu verhindern (Flugblätter, Anrufe, Anklopfbomben,...). Das ist aber nicht im Interesse der Hamas. Deren Interesse sind Tote,

    • Vor 11 Monaten

      übrigens ist Genozid recht klar definiert und ungleich unrecht oder Kriegsverbrechen

  • Vor einem Jahr

    Jährliches Lacksaufen läuft mal wieder

  • Vor einem Jahr

    Künstler haben eben eine Meinung aber allenfalls eine Ahnung. Ansonsten wären sie ja Politiker geworden.

  • Vor 7 Monaten

    Die sollen lieber Musik machen und außerhalb davon vorher nachdenken, bevor sie so etwas Einseitiges unterstützen. Aber links ist ja so sehr schick, da kann man alles Vorgegebene getrost nachplappern, da ist man ja automatisch ein guter Mensch. Betreutes Denken.