Nach einer mehrmonatigen Verhandlungspause geht der Prozess wegen eines spektakulären Goldraubs gegen Xatar und seine Mitangeklagten nun in die Verlängerung.

Stuttgart (joga) - Ursprünglich sollte bereits im Mai ein Urteil gefällt werden, doch der Prozess gegen Xatar und gegen seine angeblichen Komplizen wegen eines spektakulären Raubüberfalls kommt nicht recht voran. Das Landgericht Stuttgart hat nun bis zu einem möglichen Urteil am 22. Dezember wöchentlich zwei Verhandlungstage angesetzt.

Der Gangster-Rapper soll im Dezember 2009 mit Komplizen den Goldtransporter einer Nürnberger Schmuckfirma, der rund 120 Kilo Schmuck und Zahngold im Wert von rund 1,7 Millionen Euro geladen hatte, auf der A81 Richtung Pforzheim überfallen haben. Xatar und seiner Gang drohen im Falle einer Verurteilung nun mindestens fünf Jahre Gefängnis.

"Kampfeslustige Verteidigung"

Medienberichten zufolge erklärte ein Gerichtssprecher die Verzögerung mit den vielen Beweis- und Verfahrens-Anträgen der "kampfeslustigen Verteidigung". So forderten die Anwälte des Rappers u.a. die Auswechslung des Staatsanwaltes.

Die Angeklagten, die den Tatvorwurf zurückweisen, seien derweil guter Dinge und offenbar recht zuversichtlich, heißt es. Und tatsächlich gibt es diverse Ungereimtheiten, die der Staatsanwaltschaft die Beweisführung erschweren.

Lautstarke Verbündete

So konnte beispielsweise ein DNA-Experte Spuren vom Tatort den Verdächtigen zuweisen, allerdings nur mit einer angeblich eingeschränkten Wahrscheinlichkeit. Und der Fahrer des Geldtransportes, wichtigster Zeuge der Ankläger, will Xatar zwar erkannt haben, allerdings nur an seinen "kräftigen Unterarmen" - sicherlich kein eindeutiges Erkennungsmerkmal.

Dass einer der Angeklagten bereits einmal unschuldig wegen Raubes im Gefängnis saß, trägt im Übrigen ebensowenig zum Vertrauen in die Verlässlichkeit Justiz bei wie der Vorwurf der Angeklagten, sie seien im Irak mit Duldung des Landeskriminalamtes gefoltert worden. So erstaunt es wenig, dass Xatar in der Öffentlichkeit lautstarke Verbündete hat, die unter dem Motto "Free Xatar" die Freilassung des Rappers fordern.

Eko Fresh - "Der Einspruch: Free Xatar"

Den Antrag der Verteidigung, auch die Foltervorwürfe zum Thema in dem Goldraubprozess zu machen, hat das Landgericht Stuttgart übrigens abgelehnt. Ob das behauptete Fehl-Verhalten der Strafverfolgungsbehörden und auf unrechtmäßigem Wege erlangte Beweise möglicherweise die ganze Anklage in Frage stellen, kann nun erst ein Berufungsgericht klären.

Xatars Anwalt J. Bremer zufolge stehen dem Rapper noch diverse Berufungsinstanzen zur Verfügung. Auf Anfrage von laut.de schloss Bremer auch eine Anrufung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte nicht aus.

Weiterlesen

laut.de-Porträt Xatar

"Heute regnet es Kugeln in der Nacht, es wird nie wieder gelacht, ihr habt Xatar sauer gemacht. Ich pack' links mein Schlagring, rechts meine Axt. Ich …

7 Kommentare