Auf einer ansonsten ereignisarmen Macworld-Messe gab Apple bekannt, den Download-Shop iTunes vom Digitalen Rechtemanagement DRM zu befreien.

San Francisco (mma) - Dass die Wirtschaft bei mangelnder Nachfrage Märkte einfach künstlich erschafft, ist kein Geheimnis. Etwa im Bereich Lebensmittel: Wo früher eine natürliche Belassenheit dem allgemeinen Qualitätsstandard entsprach, folgte auf die breite Markteinführung genmanipulierter Produkte die Reaktion in Form der Erfindung des Siegels "bio". So lässt sich ein (mitunter unverändert hergestelltes) Produkt teurer verkaufen als zuvor. Dank geht an die Bewusstseinsindustrie.

Ähnlich Bemerkenswertes geschieht nun auch in der Musikwirtschaft. Am Dienstag verkündete Vize-Marketing-Chef Phil Schiller beinahe beiläufig die Rückkehr zum kopierschutzfreien Download. Auf der Produktmesse Macworld in San Francisco gab er bekannt, beim iTunes-Angebot ab sofort auf Digitales Rechtemanagement (DRM) zu verzichten.

Neues Preismodell

Dieser Schritt bedeutet vermutlich das endgültige Ende dieser Kontrollinstanz der Inhaltsanbieter. 80 Prozent der Musik-Downloads sind damit ab sofort, ab April dann sämtliche Tracks ohne DRM zu erwerben. Einer unbegrenzten Vervielfältigung steht somit nichts mehr im Wege.

Gleichzeitig führt Apple für seinen Marktführer-Download-Shop ein neues Preismodell ein. Ältere Titel kosten nun 69 Euro-Cent, aktuelle Stücke 99 Cent und Charthits 1,29 Euro. Der Clou von Unternehmensseite: Nutzer des Stores dürfen ihre bislang gekauften Musikdateien - insgesamt sechs Millionen Dateien in sechs Jahren - gegen einen Aufpreis von 30 Cent pro Song auf einen kopierschutzfreien Standard umwandeln. "bio"-AACs für geschundene DRM-User also.

Getrost als PR-Blase darf man unterdessen Schillers Aussage werten, eine derartige Neu-Codierung bringe eine bessere Klangqualität mit sich. Den genauen Preis für die Lieder können den Angaben zufolge künftig die Musikfirmen entscheiden. Dies gilt als Zugeständnis an die Labels für deren Zustimmung zur Abschaffung des Kopierschutzes.

Tod eines ungeliebten Standards

Mit der Einführung von DRM hatten die Phonoverbände weltweit auf die existenzbedrohenden Umbrüche in der Musikwelt der Nullerjahre zu reagieren gesucht. Die Verwaltung von Kopier-, Abspiel- und Editierrechten sollte die Verbreitung des ungeschützten Mp3-Formats eindämmen.

Trotz Unterstützung durch die Politik (Digital Rights Millenium Act in den USA, Urheberrechtsnovelle in Deutschland) scheiterte das Vorhaben an der Akzeptanz der Konsumenten, an Inkompatibilitäten und datenschutzrechtlichen Bedenken. Wenige Verbraucher ließen sich davon überzeugen, in Zukunft mit dem Erwerb eines digitalen Albums nicht mehr zum Besitzer, sondern lediglich zum gegängelten Rechteinhaber (teils für eine befristete Zeit) zu werden.

Schon Anfang 2007 hatte sich einer der anfänglich größten DRM-Befürworter gegen die Idee gewendet - Apple-Boss Steve Jobs höchstpersönlich. Seitdem haben sukzessive alle vier Majorlabels (Emi, Warner, SonyBMG, Universal) von der ungeliebten Copyright-Maßnahme Abstand genommen und bieten die Musik ihrer Künstler in eigenen Shops DRM-frei zum Verkauf an.

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29 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    @blusi (« @Nachtwind (« no comment - geht mir als plattensammler am arsch vorbei!

    für alle anderen ist das aber sicher eine geile nachricht »):

    Genau, zum Glück muss man sich als Plattensammler nicht mit solchem Mist beschäftigen... Aber es ist trotzdem etwas beunruhigend, dass eine Sekte wie Apple so viele Anhänger verzeichnen kann ;): »):

    ...

    weil der blusi wars ;)

  • Vor 15 Jahren

    1,29 für nen Chart-Hit (Queensberry z.B.) und 0,69 für ne ältere (tolle Definition) Nummer (Blur z.B.).

    Qualität ad absurdum, DRM war schon immer eine Fehlentscheidung, Frechheit jetzt nochmal 30 Cent für die Tracks zu nehmen.

  • Vor 15 Jahren

    @Anonymous (« @LeGaT (« aber um den ipod zu füttern brauch man trotzdem zwangsläufig itunes, oder? »):

    Ne, solange man nicht das iPhone oder den iPod Touch benutzt gehen auch Winamp, Songbird oder gtkpod oder was auch immer man benutzen will »):

    na am liebsten wärs mir ja wenns auch ganz ohne zusätzliche software ginge. so flash-speicher mäßig