laut.de-Biographie
Nitin Sawhney
"From Oppression Comes Expression" (aus Unterdrückung erwächst Ausdruck) - so beschreibt Nitin Sawhney seine Jugend in den 70er Jahren. Eine Jugend im herunter gekommenen Londoner Vorort Streatham. Eine Jugend zwischen den Traditionen seiner indischen Eltern, die ihre religiösen Ansichten Anfang der 70er mit in die neue Heimat nehmen, und einer englischen Gesellschaft, die für ein Kind indischer Abstammung keinen Platz hat. "Ich habe als Kind so viel rassistische Gewalt erlebt, dass ich diesen Zustand schon für normal gehalten habe. Inzwischen weiß ich, dass man Dinge auch ändern kann."
Das Mittel, gegen die Ungerechtigkeit aufzubegehren, findet Sawhney in einem Jurastudium, das er in Liverpool absolviert. Nachdem er das rechtliche Handwerkszeug gelernt hat, beschäftigt er sich eingehend mit den künstlerischen Waffen. Erste Erfolge feiert er mit dem Comedy-Duo "Secret Asians". Das Spiel mit asiatischen Stereotypen bringt einen BBC-Vertrag ein und mündet in der Serie "Goodness Gracious Me".
Ein Wiedersehen mit seinem alten Schulkollegen James Taylor (Piano) gibt seinem Lebenslauf Anfang der 90er eine andere Richtung. Sawhney findet sich im Untergrund der Acid-Jazz-Scene wieder.
Eigene Bands (The Jazztones, Tihai Trio)und eine Zusammenarbeit mit Talvin Singh markieren die ersten Stufen auf seiner Solo-Karriere-Leiter. In der Folge schreibt er für Sinead O'Connor, remixt Paul McCartney und Sting, arbeitet mit der Weltmusik-Ikone Natacha Atlas und produziert den algerischen Raï-Musiker Cheb Mami.
Bei Auftragskompositionen für Filme ("The Dance Of Shiva", "The Namesake"), Werbespots (u.a. Nike), Playstation-Soundtracks ("Heavenly Sword", PS3), TV-Dokumentationen und Theaterstücke stellt er sein musikalisches Ausdrucksvermögen unter Beweis, und auch als Schauspieler, Workshopleiter, Lehrer und profiliert sich auch als Gastdozent an der Open University.
Mit all seinen Aktivitäten nimmt Sawhney erheblichen Einfluss auf die britische Kultur. Er sorgt für Anspruch in der Kunst, ohne gleichzeitig ihren Unterhaltungswert abzulehnen. Seine musikalischen und politischen Statements führen zu mehreren Alben. 2008 veröffentlicht er "London Undersound", in dem er sich mit der veränderten Wahrnehmung der Stadt nach den Bombenanschlägen im Juli 2005 befasst. Mit von der Partie sind unter anderen Paul McCartney und Imogen Heap.
Globalisierung und ihre Folgen, Rassenprobleme, politische und religiöse Inhalte werden auch hier geformt und zu einem Ausdruck geführt, der die Menschen im Herzen erreicht. Dort erst einmal angekommen, können die Botschaften ihre Wirkung entfalten. From Oppression Comes Expression, eben.
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