laut.de-Biographie
Passion Pit
Was macht der gemeine Ostküsten-Amerikaner, wenn er den letzten Valentinstag vergessen hat? Der Liebsten zur Entschädigung reuig ein paar Songs widmen! So geschehen bei Sänger und Songwriter Michael Angelakos, der so nicht nur das Herz seiner Freundin zurückgewinnt, sondern auch eine ganze Ecke Fans für seine Musik begeistert. Da passt es nur zu gut, dass Angelakos seine Band Passion Pit nennt, ein Slangausdruck für Rumknutsch-Autokinos: ein wahrer Romantiker!
Motiviert durch das Lob der Angebeteten und Collegekollegen aus Cambridge, Massachusetts, die die Valentinssongs für äußerst hörenswert befinden, entschließt sich Angelakos zu einer Live-Band und begibt sich auf die Suche nach Mitstreitern. Diese findet er Ende 2007 in seinen Freunden Ian Hultquist (Keyboard) und Nate Donmoyer (Schlagzeug) sowie Ayad Al Adhamy (Synthesizer, Sampler) und Jeff Apruzzese (Bass).
Das Cambridge-Quintett macht rasch auch außerhalb der heimatlichen Stadtgrenzen mit überschwänglichem Indie-Synthiepop auf sich aufmerksam, ergattert einen Vertrag bei Frenchkiss Records (Les Savy Fav, The Dodos, Ex Models), eröffnet für Death Cab For Cutie, Girl Talk, und These New Puritans und veröffentlicht im Herbst 2008 die erste EP "Chunk Of Change".
Als die amerikanischen und britischen Musikpostillen auf klangliche Ähnlichkeiten zu MGMT stoßen und BBC den Fünfer (wie einst schon das Elektropop-Duo aus New York) auf ihrer Neujahrs-Newcomer-Liste platziert, ist der Hype perfekt. Mit so viel Begeisterung, habe er nicht gerechnet, erklärt Bandchef Angelakos. Sein neues langfristiges Ziel: der neue Randy Newman werden!
Die Vorhersage der "Sound Of 2009"-Liste trifft zu: Als das Debüt "Manners" erscheint, ist die Presse verzückt von 80er Flair, feinpolierten Popmelodien und Angelakos' Falsett. Festival-Auftritte, unter anderem beim Glastonbury, ein Engagement als Support von Muse und der Einsatz ihrer Songs bei US-Serien wie "Gossip Girl" oder "Ugly Betty", führen zu größtmöglichem Interesse an Passion Pit. Beim Nachfolger "Gossamer" hat sie nicht mehr nur die BBC auf dem Zettel stehen.
Kurz vor Veröffentlichung im Juli 2012 sagt die Band diverse Termine ab. Angelakos beschließt zu dieser Zeit, sich wegen psychischer Probleme stationär behandeln zu lassen. Der Trubel um seine Person sowie die kräftezehrenden Konzert- und Aufnahmezeiten lösen die Krise aus. Kaum eine Woche später veröffentlicht Pitchfork ein zuvor geführtes Interview mit dem Sänger, in dem er zum erstmals über seine bipolare Störung spricht, mit der er seit Teenagerjahren zu kämpfen hat.
Die Ereignisse überschatten die Rezeption von "Gossamer". Diskutiert wird die Diskrepanz zwischen Ton und Text, die beim Zweitling besonders offensichtlich ist. Die unbeschwerten Synthiepop-Klänge trüben Geschichten über Sucht, Depression und Selbstmord. Die Platte wird zum größten Erfolg der Amerikaner bis dato, als sie auf Platz vier der amerikanischen Billboardcharts einsteigt.
Dass sein Krankenhausaufenthalt deswegen von einigen Zynikern als Promo-Stunt interpretiert wird, irritiert Angelakos, wie er 2015 im Interview Pitchfork gegenüber erwähnt, das er anlässlich des dritten Albums führt. Obwohl es ihm nach einschneidenden Veränderungen – zum einen trennt er sich 2013 von ehemaligen Bandmitgliedern, zum anderen heiratet er - besser geht, schwingt auch im fröhlichen Sound von "Kindred" Melancholie und Bedauern mit. Er selbst sieht darin keinen tiefschürfenden Widerspruch, erklärt er im selben Gespräch:
"Mit allen Alben versuche ich, verstanden zu werden – was lustig ist, weil es nie verstanden wird. Passion Pit ist für mich ein Charakter; Ich habe nicht den Mut, selbst als Michael Angelakos, so ehrlich zu sein, wie ich es mit Passion Pit bin. Es gab immer diese Fassade, egal ob visuell oder physisch, und ich habe mich immer hinter maximaler Überproduktion versteckt. Das ist meine Art, brutal ehrlich zu mir selbst zu sein mit dem, was in meinem Leben passiert, und die einzige Art, auf die ich es herauslassen kann ist, durch diese scheinbar glückliche Musik; Ich kann über diese außerordentlich dunklen Zeiten meines Lebens sprechen, solange ich diese sonnige Palette habe, die ich dafür verwenden kann."
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