28. März 2024

"Es gibt neben Wet Leg kaum weibliche Vorbilder"

Interview geführt von

"Aus Der Blüte Des Lebens" lieferte Paula Carolina mit ihrer Band 2023, ein Jahr nach ihrer Debüt-EP, auf den Festivalbühnen Deutschlands turbomäßig ab. Das liegt daran, dass ihre Bandkollegen und sie "gleich gut aufwachen". Ein anderer Grund dürfte ihr Anteil an der erfrischenden Neuauflage der Neuen Deutschen Welle sein.

Dieses Jahr geht der Festivalsommer weiter, eine ausgedehnte Tour steht an und viel neue Musik. "Angst Frisst Demokratie" mahnt Paula Carolina in ihrem neuesten Song und lieferte damit eine Protesthymne der Demos gegen rechts. Paula erzählt ausgelassen über ihre persönliche und musikalische Entwicklung von der ersten zur zweiten EP. Sie verrät auch, welche eigene Textzeile sie immer wieder zum Schmunzeln bringt. Wie wäre es eigentlich, nicht nur einen Song der Ärzte zu covern, sondern gleich einen gemeinsamen Song aufzunehmen?

Hey Paula, schön, dass du dir die Zeit nimmst. Wie geht's dir?

Ich habe mir gerade einen Kaffee geholt. Das ist mittlerweile mein Morgenritual, weil ich einen enormen Schlafmangel habe. Aber ansonsten geht's mir sehr gut.

Dein vergangenes Jahr lief mit der ausverkauften Tour, Festivalgigs und Fernsehauftritten absolut turbomäßig. Wie viel davon hast du schon verarbeiten können?

Ich bin eine Person, die sich schon immer sehr schnell an Situationen gewöhnt hat. Ich habe auch schon jeden Job gemacht, war immer irgendwo und bin häufig umgezogen. Deshalb fällt es mir nicht so schwer, etwas Neues, das auf mich einprasselt, aufzunehmen. Ich nehme das an und dann geht es weiter.

Was hat dich am glücklichsten gemacht im letzten Jahr?

Meine eigene Tour. denn da kommen die Menschen halt wirklich für deine Musik und singen deine Texte mit. Meine Band und ich haben uns wochenlang überlegt, was wir von den Menschen wollen, was vor der Bühne passieren soll. Wenn das dann passiert, ist es einfach das beste Gefühl, weil sich die Arbeit und alles Investierte in glücklichen Gesichtern zeigt.

Es ist gar nicht so lange her, da warst du als Wildcarderin und noch relativ unbekannte Musikerin im "World Wide Wohnzimmer" mit Nina Chuba zu Gast. Wirst du häufig darauf angesprochen oder kennen dich die Menschen davon?

Ehrlich gesagt hat das kaum jemand connected. Es gibt einige Kommentare unter dem Video: 'Ist ihm eigentlich bewusst, dass Paula Carolina neben ihm steht?' Das war ihm damals auf jeden Fall bewusst, was ich mache. Wir haben uns vorher auch darüber unterhalten, aber es ist halt in der Musik immer so, dass du an einem Tag zur Schule gehst und niemand weiß, wer du bist und am nächsten Tag schreiben dir alle. Dann ist man plötzlich für jeden aus der Klasse hochinteressant. Vorher hat sich niemand dafür interessiert und du wirst dafür belächelt, dass du Musik machst und die Schule verpasst. Ich glaube damit struggeln auch die meisten Künstler:innen, dass sie danach nicht mehr wissen, was eigentlich ihre Realität ist. Die Realität war ja, dass sie für die meisten Menschen uninteressant waren.

Das Gute in meinem Fall ist, dass mein Umfeld von Sekunde eins genau das gleiche gewesen ist wie jetzt. Die Band ist die gleiche, wir haben früher kein Geld gehabt für einen Proberaum, wussten nicht, wie wir zu unserem Konzert kommen, haben irgendwie 400 Euro draufgelegt, um überhaupt loszufahren. Diese Realität ist bei uns gerade einmal ein Jahr her und es fühlt sich auch nicht viel anders an. Jetzt kann jeder seine Miete zahlen und wir spielen viel coolere Shows, aber wir schlafen manchmal immer noch zu dritt im Zimmer, weil wir uns mögen. Das wird sich wohl auch niemals verändern. Wir sind einfach eine bodenständige Truppe. Meine Managerin ist genauso alt wie ich und wir machen immer noch den gleichen Mist wie davor (lacht). Wenn ich jetzt Solokünstlerin wäre und sich mein ganzes Team erst gebildet hätte, würde sich das wahrscheinlich anders anfühlen.

So richtig ist es bei dir mit dem Turbo-Remix zu "Schreien" gestartet. Hast du seitdem eine persönliche Veränderung gespürt?

Ich habe ein bisschen weniger Ängste. Als ich damals mein Studium abgebrochen habe, wusste ich nicht, wo es mit der Musik hingeht. Das war auf jeden Fall ein großer Sprung. Ich fühle mich mittlerweile sicherer zu sagen, dass das mein Leben ist und die nächsten zwei, drei Jahre auf jeden Fall so aussehen. Das gibt mir ein bisschen mehr Ruhe. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich seitdem anders mit Menschen umgehe. Das ist auch eher ein Klischee. Die meisten Menschen, die ich aus der Indiewelt kennenlerne, coole, große Bands wie Kraftklub, das sind ganz normale Typen, die einfach Musik machen und die meiste Zeit keine Ahnung haben, was sie tun. Das ist auch glaube ich das, was die Menschen an der Indie-Industrie so mögen, dass die Bands wirken, als hätten sie keine Ahnung, wie sie dahingekommen sind.

Ich habe damals einen Song online gestellt und dann war er plötzlich weltweit unterwegs. Das war, wie wenn du einen Artikel schreibst, den die Menschen lesen. Du fühlst dich ja deswegen auch nicht besser als die anderen. Das ist einfach das, was du magst. Ich denke das wird sich bei mir nie ändern. Meine Familie ist auch super bodenständig und hat von Anfang an gesagt: 'Nur weil du jetzt Musik machst, dreht sich das ganze Familientreffen nicht um dich'. Das ist auch gut so. Aber als Person in der Öffentlichkeit hat sich mein Leben natürlich total verändert, weil ich mittlerweile morgens aufwache, mir einen Kaffee hole und im Interview sitze. Das ist toll und ich finde es super interessant, was dabei für Gespräche stattfinden. Vor eineinhalb Jahren war das noch nicht so. Da haben wir uns gefragt, wie wir es schaffen, mal ein Konzert zu spielen. Mittlerweile ist unser Kalender voll, gerade letztes Jahr konnten wir uns nicht retten vor Konzerten.

Das Studium abzubrechen war offensichtlich die richtige Entscheidung. 2022 hast du deine erste EP "Aus Der Blüte Des Lebens" veröffentlicht. Was bedeutet dir diese?

Ich finde, man merkt der EP an, dass ich zwar wusste Musik machen zu wollen, aber noch nicht hundertprozentig was. So hat sich das auch angefühlt. Sie stellt mich auch nicht so dar, wie ich bin. Ich hatte unglaublich viel zu erzählen, andere Sachen als jetzt. Ich wollte einfach anfangen und so klingt sie. Diese EP hat mir viel eröffnet und dafür bin ich unglaublich dankbar. Danach habe ich mich mehr damit beschäftigt, wo ich musikalisch hinmöchte. So klingt es jetzt und ich finde das hört man mir auch an, dass ich mich persönlich in der neuen EP ("Heiß/Kalt") gefunden habe.

Ich finde in der Musikindustrie ist es als Frau generell schwierig und ich habe mich wirklich lange nicht getraut zu sagen, dass ich so rotzige Mukke wie Kraftklub oder Die Ärzte machen möchte. Es gibt neben Wet Leg oder Paramore kaum weibliche Vorbilder, die so viele Menschen ziehen. Obwohl sie mit einer hohen, weichen Stimme singen. Ich habe einfach nie so richtig gewusst, in welches Genre ich reinpasse. Wir wollten am Anfang einfach unser Ding machen. Es war natürlich ein Wagnis zu sagen, dass wir diese Mucke machen, die wir jetzt machen. Es hätte auch allen zu rough sein können und weniger passend zum Namen Paula Carolina. Ich wollte mich aber nicht umbenennen, denn es ist mein Name und der ist komplett konträr zur Musik. Mein Name passt zur ersten EP, mein Wesen zur zweiten. Das ist ganz lustig.

"Die größte Emotion ist Tanzen"

"Heiß/Kalt" ist letztes Jahr erschienen. Zur musikalischen Entwicklung sagtest du: "Ich möchte in Gesichter schauen, die nicht leiden mit mir und meine ganzen Emotionen meiner Partnerschaften mitfühlen. Ich will ein Publikum, das mich anstrahlt". Konnten dir das die Menschen auf deinen Konzerten schon feedbacken?

Auf jeden Fall. Die meisten Sachen, die ich als Feedback bekomme, gehen in die Richtung: 'Boah, das war der geilste Abend des Jahres'. Meine Band und ich passen sehr gut zusammen, weil wir alle gleich gut aufwachen. Wir sind sehr verschlafen, aber glücklich. Wenn wir über die Bühne springen, entwickelt sich das organisch, dass wir grinsen und lieben, was wir tun. Es würde nicht passen, dass wir dann traurige Musik spielen. Also gesellschaftskritisch auf jeden Fall, weil jeder von uns unfassbar aktiv ist und sich für alles mögliche einsetzt. Der Fehlgedanke, den wir bei der ersten EP hatten, war, dass es musikalisch auch so ernst und ruhig klingen muss. Ich habe gemerkt, dass es den Menschen viel mehr Kraft gibt, wenn sie sich mit solchen Themen wie Gesellschaftskritik oder der jetzigen politischen Situation auseinandersetzen, aber dann zum Beispiel auf der Demo eine Band spielt und sie dazu tanzen, um das zu verarbeiten. Ich glaube das ist bei uns eine interessante Mischung, weil in unserem Publikum unfassbar reflektierte Menschen stehen, die aber trotzdem mit ihrem Hintern wackeln und in den Moshpit springen wollen.

Ich finde das spiegelt auch "Das Ende". In dem Protestsong singst du: "Komm, lass uns auf die Straßen gehen / Hand in Hand durch die Ruinen / Der Boden zittert, doch wenn alles hier in Flammen steht / Wird keiner heut alleine gehen / Komm, lass uns auf die Straßen gehen". In diesen Tagen bekommt der Song noch einmal eine neue Bedeutung. Was löst das in dir aus?

Ich habe lange überlegt, ob ich ihn rausbringe. Damals hat gerade der Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen und die Coronamaßnahmen waren am Abebben. Da habe ich mich die ganze Zeit gefragt, ob er zu sehr auf eines dieser Themen bezogen wird. Aneignung von Problemen, um es für Reichweite zu nutzen, war nicht mein Ziel. Das würde ich nie machen. Deswegen habe ich ihn damals noch umgeschrieben und erst so auf diese emotionale Ebene gekriegt. Wir haben das gar nicht nur auf Klima oder Krieg bezogen. Deshalb finde ich es krass, wenn mir mittlerweile Menschen schreiben, dass sie jedes Mal, wenn in Deutschland oder irgendwo auf der Welt etwas passiert, das ihnen Angst macht, diesen Song hören. Ich wusste nicht, was ich damit anstelle, aber anscheinend viel.

Gesellschaftskritik und soziale Probleme sind immer wieder Thema in deiner Musik. Fällt es dir leichter darüber zu schreiben als über Liebe?

Es kommt immer darauf an, was gerade in der Welt passiert. Wenn ich jetzt gerade die Nachrichten gucke oder die ganze AfD-Scheiße lese und da emotional gut drin bin, schreibe ich den Song innerhalb einer halben Stunde weg und es ist ein gesellschaftskritischer Song. Wenn ich aber gerade in einer Beziehungskrise bin, fällt es mir da leichter. Manchmal gibt es auch so einen Moment, da komme ich von sechs Konzerten nach Hause und habe keine Ahnung, was ich fühle, aber trotzdem das Bedürfnis Musik zu machen. Musikalisch komme ich meist irgendwo hin, textlich ist es viel schwerer. Dann mache ich mein Handy auf, finde irgendein Zitat und muss lachen, weil ich weiß, wo es herkam und sofort in diesem Gefühl bin. So entstehen Songs wie "Schreien". Der ist ohne Kontext, aber fasst in einem Ritt Berlin zusammen. Die Handynotizen packe ich in einen Song, dann fühle ich noch fünfzehn unterschiedliche Emotionen und die größte Emotion ist Tanzen. Das macht mir am meisten Spaß.

Ich bin bei "Schreien" neben dem ikonischen Anfang: "Hast du etwas Kleingeld für ein Sechserträger Pepsi Light?" über eine andere sehr witzige Stelle gestolpert: "Samstag kommt nicht mal der Papst mit Peitsche ins Berghain". Wie bist du darauf gekommen?

Ich habe mich ein paar Tage vorher mit einer Freundin unterhalten, deren Lieblingsclub das Berghain ist. Man kommt da aber nie rein. Es gab zu diesem Zeitpunkt auf TikTok und Instagram immer diesen Joke, dass Menschen außerhalb von Deutschland so eine App mit einem programmierten Berghain hatten, in der sie sich gezeigt hatten und der Türsteher immer meinte: 'Du kommst nicht rein' oder 'Du kommst rein'. Je nachdem wie du ausschaust. Das war riesengroß auf Social Media und ich habe halt immer so gelacht, wenn da irgendwelche Menschen aus den USA ihr Outfit checken, ob sie ins Berghain kommen würden, aber noch nie in Berlin waren. Dann hast du immer unterschiedlichste Kostüme gesehen. Das fand ich super witzig und so kam die Line zu Stande.

Über welche eigenen Lyrics musst du immer wieder lachen?

(überlegt)) "Bitte lächeln (ha ha ha) / Das war kein Busch, das war ein Blitzer / Geh ohne Hose ausm Haus, was glotzt du so? / Ich bin ein Flitzer" ("Offiziell Glücklich"). Dieses Flitzer-Ding ist eigentlich auf den Blitzer bezogen, aber es versteht jeder so, dass ich halt nackig durch Berlin renne, weil das Wort Flitzer ja ambivalent für zwei Themen steht. Das fand ich übel witzig, da es gar nicht so gemeint war und dann, paar Wochen später, haben wir den im Proberaum gespielt und mein Bassist Charly meinte dann plötzlich: 'Ey, das ist so genial geschrieben'. Ich habe es erst nicht gecheckt. So passiert das manchmal. Das war einfach ein genialer Moment, keine Ahnung wo der herkam.

Auf welche kuriose Alltagssituation wartest du noch? Hast du ein Szenario im Kopf, etwa ein fiktives Gespräch?

Wenn ich es im Kopf hätte, hätte ich es wahrscheinlich schon geschrieben. Ich habe ein sehr fantasievolles Gehirn. Die meiste Zeit habe ich irgendwelche Storys im Kopf, die noch nicht stattgefunden haben. Wobei gerade würde ich mich sehr gerne mal mit einer Person unterhalten, die die AfD wählt. Nicht, weil ich die gut finde, sondern weil ich super viel "Schrei Nach Liebe" von den Ärzten höre. Bis jetzt habe ich das noch nie gemacht, aber ich fände es sehr interessant was dann passiert, wenn ich dieses Gespräch in einem Song verarbeite. Ich weiß auch noch nicht wie der klingen würde oder wie viel Verständnis ich dafür hätte.

Welche Themen liegen dir noch am Herzen, die du bisher nicht thematisiert hast?

Ich habe vor paar Wochen von Apsilon "Baba" gehört. Da singt er über seinen Papa, der einen starken Rücken hat. Ehrlich gesagt würde ich gerne mal darüber schreiben, warum die meisten Väter in meinem Umfeld, nie über ihre Gefühle reden. Es wäre nicht so schwer meinen Papa anzurufen und ihn zu fragen, aber ich habe es bisher noch nicht in einem Song verarbeitet, weil ich eigentlich nicht über Dinge schreibe, die ich nicht hundertprozentig nachfühlen kann. Ich habe auch noch nicht verstanden, welche Perspektive ich in dem Song einnehmen will – seine oder meine. Ich glaube, das wäre ein sehr ruhiger und emotionaler Song. Irgendwie habe ich gerade noch zwei, drei emotionale und ruhige Songs, die mir sehr wichtig sind und es gibt nicht oft den Moment, in dem ich mich ins Studio setze und emotionale Themen in ruhige Songs packe. Im Konzert gibt es zwei Momente, in denen man sowas hören und ich spielen will. Den Rest der Zeit will ich in glückliche Gesichter sehen.

Was sind die zwei Momente?

"Heiß/Kalt" und "Das Ende". Den Rest der Zeit möchte ich ein Safe Space für Menschen sein, die einfach sagen: 'Ey, ich hatte einen scheiß Tag, ich gehe zum Paula-Carolina-Konzert'. Wenn ich anfinge, fünf traurige Themen über die Vaterrolle zu bringen, dann würde das wahrscheinlich viele emotional hitten. Ich weiß noch nicht genau, ob das der richtige Moment ist auf meinem Konzert.

"Ich möchte ein Feature mit geilen Livebands rausbringen"

Deine Band und du prägt gerade die Neuauflage der Neuen Deutschen Welle. Ihr habt auch schon "Bruttosozialprodukt" und "Junge" gecovert, Nena und Wir Sind Helden haben dich thematisch beeinflusst. Was gefällt dir so an der NDW?

Es war eine sehr unpolierte Art und Weise, Gedanken rauszulassen und es hatte wenig Grenzen. Es gab wenig Vorschriften, weil es eh sehr experimentell war für die damalige Zeit. Die Neue Deutsche Welle war irgendwie so ein bisschen dieses: Du nimmst einen Teller und haust darauf rum und es ist genial. Das Ziel war nicht, dass du NDW-Musik machst, weil du das Instrument kannst. Jeder konnte Musik machen und wenn er auf einem Mini-Synthesizer rumdrückt, war das bereits Kunst. Das ist auch so ein bisschen unser Prozess, wenn wir ins Studio gehen. Wir hauen auf irgendwelchen Dingen rum und gucken, wie es klingt und was passiert. Deswegen finde ich diesen Approach von damals super geil. Die NDW war phasenweise auch sehr politisch und trotzdem hat es viel Spaß gemacht. Die Thematik war super oft gesellschaftskritisch und negativ, aber immer unfassbar lustig. Es gab halt kaum traurig klingende Songs. Ich glaube da sind wir uns sehr ähnlich in der Art zu schreiben. Die Neue Deutsche Welle war auch sehr bildlich und eben leicht zu verdauen – trotz all der Scheiße, die damals stattgefunden hat.

Welchen Song aus der Zeit würdet ihr gerne noch covern?

Ich weiß nicht, ob ich ihn covern würde, aber ich höre zurzeit unfassbar oft "Sternenhimmel". Den finde ich total geil. Ich müsste ehrlich gesagt nochmal den Kontext des Songs nachschauen, aber aktuell läuft auch häufig "Eisbär" im Radio (singt). Wenn man ihn jetzt covern würde, wäre es so ein passender Kontext mit dem Klimawandel. Ich würde gerne singen: 'Ich möchte kein Eisbär sein im kalten Polar' und wäre mittlerweile übel politisch mit dieser Aussage.

Du hast seit der zweiten EP im Juli 2023 ein paar Singles veröffentlicht. Heißt das, dass du an deinem ersten Album arbeitest?

Ja. (lacht verlegen)

Du hast schon Collabs gemacht mit OK KID oder Castillo. Mit wem würdest du sonst noch zusammenarbeiten?

Die Ärzte. Aber das ist sehr hoch gegriffen. Ich weiß nicht, ob das klappt. Mit Kraftklub hätte ich auch richtig Bock zu arbeiten. Das ist tolle Kunst seit Jahren und der Mainpunkt: Ich möchte ein Feature mit geilen Livebands rausbringen. Das ist uns einfach am wichtigsten, was wir am Ende live auf die Beine stellen. Ich würde eigentlich auch gerne ein Feature mit einem weiblichen Act machen, aber es gibt einfach gerade nicht so viele weibliche Livebands. Da tue ich mich etwas schwer. Dilla spielt mittlerweile auch mit einer Band, aber ihre Musik ist eigentlich nicht auf eine Band ausgelegt. Falls du jemanden im Kopf hast, sag mir Bescheid.

Blond?

Stimmt, Blond wären übel cool, aber die arbeiten gerade selbst an etwas größerem. Tränen habe ich auch schon überlegt. Also auf jeden Fall nicht so einfach. Ich merke auch gerade, ich bin an einem Punkt, an dem ich nochmal ein bisschen meine Musik in eine Richtung kriegen möchte, bevor ich schon wieder durch ein Feature aus meinem Kosmos raus muss. Acts zu finden, die genau auf unsere Musik Bock haben, ist auch nicht so einfach, weil es schon sehr speziell ist, was wir machen. Es gibt nicht viele Acts, die da reinpassen, weil die meisten doch sehr viel über ihre Gefühle reden. Irgendwann wird wieder was kommen. Ich habe noch ein paar Ideen, aber es gibt auch Acts wie Die Ärzte, die haben nicht viele Features rausgebracht, weil sie einfach ihren Stil haben.

Ihr könntet auch nochmal zusammen "Junge" aufnehmen.

Das wäre geil. Da hätte ich sehr Bock drauf.

Im Herbst startet die nächste Tour mit 21 Dates, davor spielst du unter anderem auf dem Southside und dem Hurricane. Worauf freust du dich besonders?

Die Größe, die Menschen und bis dahin ist so viel draußen, was man wieder mitsingen kann. Ich habe auch Lust mit meinen Leuten einen Monat abzuhängen und Musik zu machen. Wir sind dann über einen Monat unterwegs, das wird einfach richtig witzig. Wir spielen im Astra in Berlin, das ist so riesig. Wir haben viele Möglichkeiten, was wir mit Licht und Platz machen, weil die Bühnen größer sind, dass wir jetzt schon die ganze Zeit checken, was wir alles machen können. Wir haben schon wieder zu viele Ideen, aber es ist eine riesige, kreative Spielwiese, die wir mit der Größe erreicht haben und ich glaube, das wird auf jeden Fall eine wilde Show. Das war dieses Mal auf Tour schon viel zu viel, aber genau dieses viel zu viel für den kleinen Raum werden wir auf jeden Fall weitermachen.

Gibt es auch wieder Warnwesten?

Möglicherweise. (lacht)

Im Oktober startet Paula Carolinas "Willkommen In Der Realität"-Tour durch 21 Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Tickets sind ab sofort erhältlich.

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