laut.de-Biographie
Photek
Für so manche Drum'n'Bass Headz verkörpert Photek den Meister schlechthin in Sachen Schachtelbreaks. Rupert Parkes, auch als Special Forces, Studio Pressure und Aquarius im D'n'B-Zirkel unterwegs, steht wie kaum ein anderer Produzent für ausgefeilt komplexe, in ihrer Gesamtheit stringente, aber nicht überfordernde Tracks. Immer mit ausreichend Dampf versehen, umschifft er geschickt die tückischen Klippen der Insel der unselig Verkopften. Dabei liegen Parkes musikalische Wurzeln in anderen Metiers: Bereits im jungen Alter, Mitte der achtziger Jahre, begeistert er sich für Hip Hop beziehungsweise Electro. Auf Grund seines wachsenden Interesses für Jazz, insbesondere für John Coltrane, lernt Rupert auch Saxophon zu spielen. Erste Gehversuche in Sachen selbstgemachte Musik finden statt.
Um 1988 herum treten Techno und House in sein Leben, später machen Piratensender Parkes neugierig auf die englische Raveszene, die in alten Lagerhallen, Feldern und Clubs ausgiebig feiert. Seinen ersten Rave besucht er in London, dort hört Rupert den Jungle/Drum'n'Bass-Sound von Fabio und Jumpin' Jack Frost. Völlig von den Socken, entschließt er sich 1992, selbst loszulegen und schafft sich die entsprechende technische Ausstattung an. Damals stellt "Hardcore" das Maß aller Dinge dar. Im selben Jahr noch beginnt Rupert mit Hilfe von Rob Solomon zu produzieren, in dessen Plattenladen in Ipswich er arbeitet. Bei Certificate 18 erscheint Parkes "Jump", seine erste in Eigenregie gefertigte Platte. Es folgen weitere Veröffentlichungen, unter anderen bei Good Looking, Reinforced und bei Goldies Metalheadz Label, das im Mittelpunkt des aufkommenden D'n'B Hypes steht.
Parkes gründet 1994 Photek Productions, unterschreibt aber zwei Jahre später, wie viele andere Kollegen, einen Vertrag bei der Industrie, gneauer bei Science, einem Ableger des Branchenriesen Virgin. Dort erscheinen "Hidden Camera", "Ni Ten-Ichi-Rye" und 1997 das Debüt-Album "Modus Operandi". "Form + Function" dagegen enthält eine Reihe von früheren Singles und Remixen wie "UFO", "Rings Around Saturn" oder "The Seven Samurai". Das zweite Album "Solaris" bricht mehr oder weniger mit dem bisherigen Drum'n'Bass Sound Photeks, er orientiert sich an seinen musikalischen Vorlieben von früher: So produziert Photek mit Robert Owens mehrere House Tracks. Außerdem ist mit "Under The Palms" das Titelstück zum gleichnamigen Film seiner Ehefrau Miriam Kruishoop, einer niederländischen Regisseurin, zu finden. Parkes überwirft sich mit Virgin und klagt sich aus seinem Vertrag heraus.
In der Zwischenzeit lebt das Paar in den Vereinigten Staaten. Er findet Gefallen daran, Soundtracks zu entwerfen und bekommt einige Aufträge, Filmscores zu schreiben, wie zum Beispiel die Musik für Sofia Coppolas Hip Hop TV Serie "Platinum", für den Martial Arts Streifen "Invincible" sowie die Untermalung einiger Szenen vom dritten Teil der "Matrix" Trilogie und für "The Italian Job". Daneben produziert er als Special Forces einige Maxis und zusammen mit den Betreibern von Loud Records gründet Parkes das Label "Do Or Die". Außerdem entsteht noch "51st State Entertainment", das er als Plattform für neue Talente betrachtet, und für Photek Productions verpflichtet Parkes DJ Teebee und DJ Crystl.
Gänzlich neues Terrain betritt Rupert Parkes, als er mit Trent Reznor am Nine Inch Nails-Album "With Teeth" arbeitet. Für die Tracks "All The Love In The World" sowie der Single-Auskopplung "The Hand That Feeds" steuert er einige Programmings bei. Auch bei Pharrells zweitem Solo-Ausritt soll er die Finger mit im Spiel haben. Sechs Jahre nach seinem letzten Lebenszeichen auf Albumlänge tauchen Gerüchte auf, er arbeite an einer neuen Veröffentlichung: "Form & Function Vol.2". Die kommt 2007 auf den Markt und enthält neben neuem Material auch Kollaborationen und Remixe früherer Tracks. Ausschließlich neue Stücke gibt es Ende 2012 auf "KU:PALM", mit dem Photek in Richtung UK Bass und Dubstep schielt. Auch in seinem "DJ Kicks"-Mix einige Monate zuvor schimmern diese Einflüsse schon deutlich durch.
Nach "KU:PALM" konzentriert er sich so gut wie ausschließlich auf das Komponieren von Soundtracks. Sein diesbezügliches Schaffen umfasst mehr als ein Dutzend Produktionen, darunter die Musik für das 2016er-Rennspiel "Need For Speed" oder der Filmscore für den 2021er-Action-Thriller "The Protégé - Made For Revenge".
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