11. Juli 2018
"Facebook macht keinen Spaß mehr"
Interview geführt von Robin SchmidtAller guten Dinge sind bekanntlich drei. Kein Wunder also, dass Pillath im dritten Jahr in Folge ein Album mit Onkel-Bezug im Namen veröffentlicht. Im Interview zu "Ein Onkel Von Welt spricht er über seine konsequente musikalische Weiterentwicklung, die Verdienste von Snaga und ihm für Deutschrap, eine DSDS-Anfrage und Zukunftspläne. Und er verrät, wie seine kommenden Onkel-Alben heißen könnten.
Ende Mai bin ich bei bewölktem Wetter mit Pillath in Gelsenkirchen verabredet. Genauer gesagt: auf dem Vereinsgelände von Schalke 04. In der Bundesliga ist zwar schon seit einigen Wochen Sommerpause, aber als glühender Schalke-Fan beginnt Pillath sofort, über Fußball zu reden. Ich halte mit, gebe aber nicht gleich zu Beginn zu erkennen, dass mein Herz eher für den schwarz-gelben Nachbarn ein paar Kilometer weiter schlägt. Nachdem wir hinreichend über das legendäre 4:4-Derby zwischen S04 und dem BVB in der letzten Saison gesprochen haben, bestellen wir etwas zu trinken und reden über Rap.
Drei Alben in den letzten drei Jahren, und alle tragen das Wort "Onkel" im Namen. Warum?
Das hat sich ein bisschen so entwickelt. Ich muss jetzt gar nicht so einen auf Onkel machen. Tatsächlich geht's darum, dass ich gesagt habe, ich nehme jetzt mal wieder so einen Song aus Fun auf und den laden wir dann umsonst hoch ("Der macht datt gut"). Und da gab es ein ziemlich langes Intro, bevor ich angefangen habe zu rappen. Und um es nicht so leer klingen zu lassen, habe ich dann einfach ein paar Sachen reingerufen, unter anderem auch "Onkel Pillo". Das hat sich dann so verselbstständigt. Nach ein paar Tagen haben schon die ersten angerufen und mir den Namen dann quasi aufgedrückt. Dann hieß halt ein Album so. Da ich eigentlich schon immer einen relativ großen Fick auf Albumnamen gegeben habe – für mich hat noch nie der Name eines Albums über das Album entschieden – hat sich das irgendwie so entwickelt. Das zweite Album "Onkel der Nation" war ein Facebook-Kommentar von irgendeinem Dude, der was kommentiert hat. Das war zur EM-Zeit 2016 und da war ja Boateng mit seiner Wade verletzt. Dann war er die "Wade der Nation". Und dann hat irgendeiner "Onkel der Nation" geschrieben, und das fand ich so cool, dass ich gesagt habe, das wird der Albumname. Jetzt beim dritten Mal dachte ich, dass ich eine Trilogie eben komplett machen muss.
Deine bisherigen Singleauskopplungen klingen – im Gegensatz zu früher – melodischer. Ist das der Style, den du jetzt für dich gefunden hast?
Du willst dich ja auch weiterentwickeln. Ich muss nicht, aber ich will halt immer Sachen finden, wo ich sage, da kann ich mich weiterentwickeln, aber bin am Ende immer noch ich. Wenn ich jetzt auf einmal anfange Songs zu machen, wo der Part im Hintergrund steht und die Adlibs im Vordergrund, so wie das heute ganz gerne mal gemacht wird – das wäre dann auch nicht mehr ich. Ich stand schon immer auf geile Melodien. Ich kann nicht singen, auch nicht mit Autotune, aber im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich schon, melodisch zu sein. Wenn ich halt hier und da mal an Grenzen stoße, dann hol ich mir halt einen Sänger dazu. Bis auf die Hook von Philippe Heithier habe ich auch alle Hooks für die anderen Sänger geschrieben und die Melodien entwickelt.
Du hast zwar immer noch viele Bars und Punchlines auf der Platte, aber ich hatte das Gefühl, dass du das bei diesem Album ein wenig zurückgefahren hast. Ist das vielleicht auch der Grund warum mit Kollegah nur ein Rap-Feature drauf ist?
Das hat sich eher so entwickelt. Für mich war diesmal relativ schnell klar, dass die üblichen Verdächtigen, also Manuellsen, PA Sports oder Fard beim dritten Album in Folge nicht dabei sein werden. Snaga hätte ich schon gerne dabeigehabt, aber der macht zurzeit nicht wirklich was. Ich hätte mir schon noch ein bis zwei Dudes mehr vorstellen können, aber das hat sich dann aus Zeitgründen alles zerschlagen. So ist dann am Ende mit Kollegah nur ein klassisches Rap-Feature drauf.
Welche Idee steckte dahinter, im Gegensatz zu den letzten Platten, diesmal nur ein bis zwei deepe Songs zu machen?
Da war diesmal eher so die Devise Qualität statt Quantität. Bei Songs wie "Goldesel", "Sie hat einen Schwanz" oder "Jon Schnee" habe ich aber versucht, Themen auf meine Art und Weise einzuarbeiten. Ich finde, wer das im letzten Jahr sehr krass gemacht hat, waren KC Rebell und Summer Cem. Die verarbeiten Themen auf so eine nice Art und Weise. Ich habe deren Album des Todes gefeiert. In die Richtung wollte ich halt auch ein bisschen gehen. Diese Themen, die jetzt nicht deep sind, aber trotzdem mit Humor, wollte ich auf meine eigene Art und Weise verarbeiten.
Ein interessantes Feature – auch wenn er schon mit einigen anderen Rappern zusammengearbeitet hat – ist Philippe Heithier. Wie kam das zustande?
Wir kennen uns seit zwei, drei Jahren und wollten bei den letzten Alben eigentlich schon was machen. Aber Philippe macht ja auch sehr viel, er macht jedes Jahr die Vocal-Coachings bei DSDS, schreibt und komponiert auch viel für die Leute, die da dabei sind. In der DSDS-Saison kriegste den Kollegen nicht mal ans Telefon. Jetzt hat es sich einfach durch Zufall ergeben. Wir waren beide bei Gorex im Studio und dann haben wir gesagt, komm lass machen jetzt. Und dann war das Ding auch ganz schnell innerhalb von zwei Stunden fertig.
Im Interview bei TV Strassensound hast du mal eben kurz beiläufig erzählt, dass du dieses Jahr fast den DSDS-Siegersong geschrieben hättest. Unabhängig davon, dass das nicht geklappt hat: Wie kam da die Anfrage zustanden?
Dieses DSDS-Ding ist ein öffentlicher Pitch, das geht über die ganzen Verlage. Da werden alle angeschrieben und dann heißt es, DSDS sucht einen Song. Philippe Heithier kam dann auf Gorex zu und hat gemeint, ob wir nicht was machen sollen, aber dann hat Philippe es zeitlich doch nicht geschafft und dann meinte Gorex, "Ey Pillo, wenn du Bock hast, lass machen".
"Unterm Strich haben wir in Deutschland das Punchline-Ding eingeführt und etabliert"
Wie waren die fünf Jahre ohne Rap für dich? Hattest du komplett mit der Szene abgeschlossen?
Die großen Sachen, dass Kolle oder KC steil gegangen sind, das habe ich schon mitgekriegt. Aber sonst eigentlich nichts. Wirklich nur der Mainstream des Mainstreams. Alles was darunter passiert ist, habe ich nicht mitbekommen. Mittlerweile ist es aber bei der Vielfalt auch gar nicht mehr so einfach, alles auf dem Schirm zu behalten.
In den fünf Jahren warst du aber dann doch zweimal am Mic zu hören. Nicht zusammen mit Snaga, dafür mit Eko Fresh, mit dem du auch auf Tour warst. Wie musste er dich überzeugen?
Groß überzeugen musste Eko mich gar nicht. Ich hätte wahrscheinlich auch mehr Features gemacht, wenn mich mehr Leute gefragt hätten. Eko hat sich einfach gemeldet und gefragt, ob ich nicht Bock hätte und dann habe ich das gerne gemacht.
Was zeichnet ihn als Rapper aus?
Darüber, dass Eko ein sehr talentierter Rapper und guter Spitter ist, brauchen wir gar nicht zu reden. Das Ausmaß von Ekos Karriere wird dir, glaube ich, erst dann bewusst, wenn du mal auf seiner Tour bist und dir mal eine ganze Show von ihm anguckst. Da kommen innerhalb von 70 Minuten so viele Songs, die ich schon komplett vergessen hatte und wo du denkst: Yooo krass, das ist ja auch von dem und das ist ja auch von dem ... Das war so krass, dass er auf den ersten drei Gigs der "Freezy"-Tour vom gleichnamigen Album keinen Song gespielt hat, weil das Set so voll war durch so viele andere Hits.
Welches Mosaik-Steinchen war es dann letztendlich, das dich dazu bewegt hat, ein komplettes Album aufzunehmen?
Das erste Album ist komplett in der Phase entstanden, in der ich in meiner Firma freigestellt war. Da dachte ich mir so: Lass doch mal in den nächsten vier bis fünf Monaten die Zeit nutzen und ein Album machen. Da war immer noch kein richtiger Comeback-Gedanke vorhanden. Ich dachte mir, ich mache jetzt das Album und anschließend gehe ich wieder in einem anderen Unternehmen arbeiten und kann dann sicherlich nebenbei noch die Promophase machen. Das hat dann auch ganz gut geklappt. Ich hatte sechs Monate Probezeit in meiner neuen Firma, und während das Album dann genauso lange draußen war, kam schon irgendwann der Punkt, an dem ich dachte, ob ich nochmal so richtig im Rap angreifen soll. Wenn du es richtig machen willst, kannst du aber nicht noch nebenbei arbeiten gehen – zumindest in meinem Job. Nach weiteren zwei bis drei Wochen des Nachdenkens stand für mich fest, dass ich es nochmal versuchen will.
Mit dem Songtitel des ersten Songs "Der macht datt' gut" hast du eine Steilvorlage für die nächste Frage geliefert. Was macht Pillath denn außer Rap gut?
Fifa kann ich relativ gut. Ich könnte mir auch vorstellen, als Sportmoderator zu arbeiten. Oder aber zu schauspielern. Allerdings merke ich immer wieder, dass ich mir schwer damit tun würde, wenn ich traurige Szenen spielen müsste. Bei lustigen Sachen wäre ich sofort dabei. Einen Motherfucker könnte ich bestimmt auch gut spielen. Am Sterbebett oder den Kameraden aus dem Schützengraben ziehen – das könnte ich glaub ich nicht.
Mit "Aus Liebe zum Spiel" habt ihr die Szene damals das erste Mal so richtig auf Links gedreht. Danach kam dann "II", was aber verkaufstechnisch hinter den Erwartungen zurückblieb. Warum habt ihr damals so wenig Aufmerksamkeit bekommen?
Bis zum ersten Album hat das ja alles gepasst. Der Hype war da und auch riesig. Dann kam das erste Mixtape, dann das zweite, dann das erste Album. Bis dahin war auch immer eine Steigerung bei den Verkaufszahlen drin. Joa, dann kam das zweite... Gut, das war auch 2009/2010, das war schon eine harte Zeit auf dem Musikmarkt. Da haben sie alle weniger verkauft. Wären wir da am Ball geblieben, wäre sicher nochmal ein Aufschwung gekommen. Es war dann zwischen dem ersten und dem zweiten Album auch eine relativ lange Pause.
Würdest du sagen, dass ihr den Weg für Punchlines im Deutschrap geebnet habt?
Ja klar, natürlich. Unterm Strich haben wir das Deutschland beigebracht. Das sag ich ja auch in den "Bars", dem ersten Song vom jetzigen Album: "Sollen alle nicht vergessen, wer den Leuten beigebracht hat so zu rappen". Punchlines erfunden haben wir natürlich nicht, die gab es schon vor uns. Aber auf dem Niveau haben wir das hier in Deutschland auf jeden Fall eingeführt und etabliert.
Hat dir diese Wortgewandtheit und der Humor in den Punchlines schon mal im Leben geholfen?
Auf jeden Fall. Wenn du als Führungskraft arbeitest, dann führst du ja auch Menschen, spielst zu gewissen Teilen eine Rolle. Da musst du Menschen ja auch mitreißen und begeistern können und du musst Konflikte lösen können. Wenn du ein sprachgewandter Dude bist, hilft dir das immer weiter.
Dass du ein Kind des Potts bist, muss man nicht mehr erwähnen. Du hast diese direkte, aber auch herzliche Art gepaart mit Malocher-Fähigkeiten verinnerlicht. Wie wichtig ist der Pott für deinen Rap?
Das ist mir wahrscheinlich gar nicht so bewusst, weil ich hier geboren und großgeworden bin. Für mich ist alles, was hier ist, normal. Manchmal kommen Leute von außerhalb und dann stehen wir am Kiosk und da sagt dann einer zum anderen so einen typischen Pott-Satz: "Hör ma, hast du n Nagel im Kopp?" Die Leute von außerhalb lachen sich dann komplett kaputt. Für mich ist das ein normaler Satz, den ich mit vier Jahren das erste Mal gehört habe.
Kann man seine Musik mittlerweile nur noch mit Marketing und Merch verkaufen?
Das hilft dir auf jeden Fall weiter. Klar mögen die Leute auch die Musik, aber die lieben die Musik nicht, die lieben den Dude, den Charakter, den jemand verkörpert. Die wollen gerne so sein wie der Dude. Das ist, glaube ich, der Schlüssel, um einen wirklich krassen Hype zu kreieren. Das war aber wahrscheinlich damals bei Snaga und mir nicht großartig anders. Nur ist es heute eine andere Zeit und die Leute stehen eben auf ein bisschen was anderes. Ein Fler zum Beispiel profitiert ja ungemein von seinen lustigen Interviews. Ich frag mich auch ab und zu mal, inwiefern der das wirklich selber alles ernst meint, was er da so sagt. So bin ich aber nur bedingt. Ich würde jetzt nicht einfach irgendwelche Sachen machen, bei denen ich mich nicht wohlfühle, nur um ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen.
Wäre es da nicht die logische Konsequenz, dass man nochmal ein Snaga & Pillath-Album angeht?
Als ich damals wieder mit dem Rappen angefangen habe, habe ich mir gesagt, ich mach auf jeden Fall zwei Soloalben in zwei Jahren. Danach kann ich gerne mal beim guten Snax anklopfen und fragen, was bei ihm geht. Aber der macht halt echt seit eineinhalb Jahren gar keine Rap-Musik mehr, das letzte Mal war tatsächlich auf "Onkel Pillo". Ich werde das demnächst nochmal bei ihm fallen lassen, aber ich will ihn auch nicht überreden, das macht keinen Sinn. Snaga ist zurzeit sehr viel mit Gitarre unterwegs, macht Musik, aber nicht um sie zu veröffentlichen, eher hobbymäßig. Wenn er wieder Bock auf Rap kriegen würde, dann wäre wahrscheinlich ein Album mit mir die wahrscheinlichste Option für ihn.
Lohnt es sich überhaupt noch, ganze Alben zu machen?
Das wird wie bei Chimperator aussehen, dass Single für Single releast wird und kein ganzes Album mehr am Stück rauskommt. Labels werden auch irgendwann überflüssig werden, weil du den Deal mit Spotify selbst regeln kannst. Das ist übrigens auch ein Szenario, das ich mir in Zukunft vorstellen könnte – einmal im Monat einen Song auf Spotify rauszubringen. Einen Song in einem Monat zu machen, schaffst du nebenbei mit jedem Job. CDs werden verschwinden. Kann gut sein, dass Boxen für die Liebhaber bleiben. Aber CDs werden verschwinden und in 30 Jahren wird Streaming weg sein. Es gibt ja immer was Neues.
"Es wird dir heute weniger übelgenommen, wenn du einen cheesygen Lovesong machst"
Wie gehst du mit Social Media um? In der Form wie heute gab es das ja damals noch nicht.
Was ich immer schon benutzt habe – auch in der Zeit als ich keine Musik gemacht habe – war Facebook. Das ist aber tot. Die Reichweiten, die die dir noch geben, wenn du deinen Beitrag nicht bewirbst, stehen in keinem Verhältnis mehr. Ich poste auf Facebook das, was notwendig ist, neue Videos und so. Spaß macht das aber nicht mehr. Was mir Spaß macht, ist Instagram. Ich habe mittlerweile viel Spaß an diesen Storys gefunden. Ich bin aber auch nicht der Dude, der da jetzt in der Promophase zehn Stories am Tag macht, wie ich gerade auf der Couch chille. Ich mache halt was, wenn es sich anbietet.
Die heutigen Kanäle lassen ja durch direktes Feedback viel schneller Kritik zu. Wie gehst du mit sowas heute – vielleicht auch im Vergleich zu früher – um?
Früher gab es ja auch schon MySpace. Da haben Leute ja auch schon gehated. Es darf jeder seine Meinung haben. Wo kommst du denn hin, wenn du dich damit tagtäglich auseinandersetzt? Ich lese die Sachen schon, aber auch nur ein bis zwei Tage lang, wenn mal ein neues Video rauskommt oder so.
Auf deinem letzten Album befand sich der Track "Kein bisschen reifer", in dem du darüber rappst, dass du zwar älter wirst, aber trotzdem diese Spitzbübigkeit nicht verloren hast. Welche Erwartungen hattest du früher ans Erwachsenwerden?
Gar keine. Ich wollte nie erwachsen werden (lacht). Ich will in meinem Leben so viel Spaß wie möglich haben. Du hast nur dieses eine Leben und das ist auch nicht so lang. Es kann immer schnell vorbei sein. Dafür habe ich in den letzten Jahren ein krasses Bewusstsein entwickelt. In den Zwanzigern denkst du da noch nicht so viel drüber nach – da ist Highlife angesagt. Klar, ich bin ein erwachsener Mann und ich muss ein paar wichtige Dinge klären, aber ansonsten will ich den maximalen Spaß in meinem Leben haben.
Du hast in deiner Promophase mit einem Exclusive bei Jam FM ordentlich Wirbel gemacht bzw. viele Props bekommen. Freut man sich mit Mitte 30 einfach noch immer wie ein kleines Kind, wenn man einfach nur so drauf los rappen darf?
Ja, voll. Das ist ja das, was wir alle machen wollen – einfach nur rappen.
Trägt Trap, Autotune und melodischerer Rap auch dazu bei, dass man persönlichere Themen eher vortragen kann als früher? Ein Liebeslied beispielsweise wirkte auf den gängigen Oldschool-Beats immer leicht kitschig oder sogar befremdlich.
Für mich ist nach wie vor ein guter Song einfach ein guter Song. Ob das jetzt ein Battletrack, ein deepes Thema oder ein Liebestrack ist, spielt keine Rolle. Wenn der Song gut ist, ist er gut. Ich glaube aber, dass es heute viel einfacher ist einen Song zu machen, der in der Öffentlichkeit als gut wahrgenommen wird. Nämlich dann, wenn du Autotune draufpackst und in allererster Linie auch eine coole Melodie hast, die im Ohr bleibt. Es wird dir heute weniger übelgenommen, wenn du einen cheesygen Lovesong machst, solange er eine coole Melodie und ein cooles Video dazu hat.
Es kommt mir auch so vor, als könnte es in Zukunft – ähnlich wie in den USA – immer mehr Rap-Stars geben.
Das ist die Entwicklung, die sich hier die letzten zehn Jahre durchgesetzt hat. Für die Kids auf dem Schulhof gibt es nur noch eine Musikrichtung – und das ist deutscher Hip Hop. Die hören auch keinen Ami-Rap mehr, nur noch deutschen Hip Hop. Das finde ich grundlegend gut. Techno und Rock sind mittlerweile nur noch Randerscheinungen. Solange diese Hip Hop-Blase nicht platzt, werden regelmäßig weiter solche Typen kommen, die mit nur einem Hit einen riesigen Hype generieren werden.
Wenn es irgendwann mal wieder mit Onkel Pillath, dem Rapper, vorbei ist... Was kommt danach? Karriere als Musikmanager?
Manager würde ich glaube ich ungern sein, weil du dann auch an allem schuld bist. Wenn ich als Rapper aufhöre, ist meine erste Adresse nicht die Musik. Ich kann mir dann schon wieder sehr gut vorstellen, zurück in den Vertrieb zu gehen, da gibt es auch noch jede Menge Aufstiegschancen und gute Verdienstmöglichkeiten.
Wie hart ist die Rivalität zwischen Schalke und Dortmund wirklich? Kannst du das an einem Beispiel festmachen?
Ich habe sogar Verwandte in meiner Familie, die Dortmunder sind. Wir sitzen alle relativ entspannt zusammen am Tisch. Das kommt auch immer auf die Menschen an, manche verstehen da auch gar keinen Spaß. Ich bin jetzt auch nicht mehr der Dude, der, wenn wir gewinnen, alle seine Dortmunder Verwandten und Bekannten anschreibt und zum Horst macht. Das macht auch keiner mehr bei mir, wenn Dortmund gewinnt. Das ist eine rein sportliche Rivalität und die soll auch immer so bestehen bleiben. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe auch keine Probleme damit, wenn einer Dortmunder ist.
Bist du mit einigen Schalke-Stars befreundet?
Von der aktuellen Mannschaft eigentlich nicht. Ich habe Kontakt zu früheren Spielern wie zum Beispiel Hans Sarpei. Gerald Asamoah und Christian Pander habe ich mal kennengelernt. Aber so wirklich gut befreundet bin ich mit keinem von denen.
Wie viel Kultur und Tradition steckt noch im Fußball? Und wie viel ist inzwischen einfach nur noch Kommerz?
Das ist halt schon eine harte Kommerzialisierung mittlerweile. Selbst die Nachspielzeit wird zum Beispiel von Förstina gesponsert. In der Halbzeit werden nicht mehr die Highlights gezeigt, sondern Fans, die vorm Spiel "Schalke ole ole" in einer Fanbox gesungen haben. Ich kann das ein Stück weit verstehen, irgendwo ist das auch immer ein Geschäft und Business. Der Stehplatz-Fan gibt aber auch schon viel Geld aus mit Trikots, Essen und Trinken. Trotzdem verstehe ich diesen Gedanken aus einem wirtschaftlichen Aspekt, dass wir keine Scheiche und Milliardäre in die Bundesliga lassen wollen. Dann musst du dir halt andere Weg einfallen lassen. Wenn das dann halt die Kommerzialisierung ist, dann kann ich das nachvollziehen. Du musst aber die Balance finden. Wenn in einem Bundesliga-Stadion nämlich die Kurve leer bleibt und dich als Verein mal boykottiert, dann ist gar keine Stimmung da. Ich kann beide Seiten verstehen.
Du hast jetzt mit drei Solo-Alben eigentlich genug Material gesammelt. Wie sieht's mit einer Tour aus?
Wir wollten eigentlich eine Tour machen, aber dann haben wir das Album auf den 6. Juli geschoben. Da ist halt Sommerloch, da brauchst du keine Tour zu machen. Dann hättest du im September eine machen können, da geht dann aber auch halb Deutschrap auf Tour, im Oktober genauso. Dann habe ich mir gesagt, ja okay, aber irgendwann müssen wir ja... Da sind dann auch wieder einige Monate zwischen Album-Release und Tour und das kannst du dir ja heutzutage kaum leisten. Deshalb haben wir gesagt, wir machen halt keine Tour, aber hier und da spielen wir vereinzelt ein paar Shows. Da ist auf jeden Fall schon was in der Mache!
Abschließende Frage: Wie könnten deine kommenden Onkel-Alben heißen?
Ne, lass mal gut sein. Wenn jetzt noch ein viertes Album kommt, dann ist Schluss damit. Dann machen wir was anderes als Onkel. Vielleicht machen wir dann was mit Opa.
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