Chakuza verlässt Ersguterjunge, Fler grüßt aus der Bronx, in der Werbung wird feste ge-beatboxt und bei Chimperator arbeitet man sich den Arsch ab.

Konstanz (dani) - Woran merkt man, dass man alt wird? Dass man den Hypes der Stunde nicht mehr folgen will, kann alleiniges Indiz nicht sein. Viel drastischer grinst einem die eigene Sterblichkeit regelmäßig bei der Wiederveröffentlichung von Klassikern ins Gesicht, an die man sich erinnert, als sei es gestern gewesen. Das Debüt der Ruhrpott AG liegt so lange doch noch gar nicht zurück ... Denkste, Puppe!

Satte zwölf Jahre hat "Unter Tage" bereits auf dem Buckel. Zwölf! Heilige Barbara, ja, da kann man schon mal an eine Exhumierung denken. So geschehen jetzt: Das ehrwürdig angestaubte Teil gibts seit kurzem als digitale Wiederveröffentlichung, Bonus-Tracks inklusive.

Beats aus der Box

1998, damals waren die Gummistiefel beinahe noch aus Holz und Hip Hop noch Underground ... Nicht so wie heute, wo einem sogar aus dem Werbefernsehen entgegen-ge-beatboxt wird.

Schön, dass sich wenigstens die werbende Zunft - die einst schon (ebenfalls vor vielen, vielen Jahren) Deutschlands Vorzeige-B-Boy Storm auf dem Kopf kreiseln ließ, um Kopfschmerztabletten zu bewerben - mit der gerne vernachlässigten fünften Hip Hop-Disziplin auseinandersetzt. Vielleicht entdecken sie dann auch irgendwann das Potenzial dieses Herren hier ...

... oder jemand startet eine Kochsendung mit diesem begabten jungen Maître:

Truthahn für alle

"Du sollst nicht vergessen zu essen", finden Method Man und Redman: Sie setzen sich derzeit, wie rap.de berichtet, für sozial schwache Mitbürger in Staten Island ein. Mit Lebensmittel-Zuwendungen wollen America's Most Blunted zumindest das traditionelle Thanksgiving-Essen sicher stellen. Lobenswerter Einsatz - das leibliche Wohl sollte man schließlich nie vernachlässigen.

Gruß aus der Bronx

Das behält auch Fler im Auge. "Was genau ich machen werde", will er zwar noch nicht verraten. Nach der Ankündigung großer Dinge, die da nächstes Jahr auf uns zurollen werden, nutzt der Ex-Aggroberlina seinen Besuch in der Bronx aber zunächst einmal sinnvoll - zum Essengehen.

Chimperatoren schlafen nie

Kaum Zeit für die Nahrungsaufnahme dürfte man dagegen im Chimperator-Camp finden: Dort geht es ober-emsig zu. Tua und Vasee lassen mit "Auf Den Strassen Dieser Erde" einen Vorboten aus ihrem gemeinsamen Album "Evigila" los, supporten den großartigen Theophilus London bei dessen beiden Deutschland-Terminen, und die Vorbereitungen für die Tour laufen auf Hochtouren: Am 10. Dezember gehts los, das Album erscheint bereits eine Woche früher.

Wann Tua zwischendurch Zeit gefunden hat, um Marterias "Verstrahlt" zu verdubsteppen, wird wohl sein ewiges Geheimnis bleiben.

Diesmal ganz ohne Wasserschaden frickelte Maeckes unterdessen an einem zweiten Mash Up-Mixtape. Sein "eins" gibts mittlerweile übrigens auch in ge-remixter Version. Hand angelegt haben unter anderem Melbeatz und Rummelsnuff. Chimperatoren schlafen offenbar nie.

Wann ist ein Rap ein Rap?

Uns bescheren derweil die Jahrescharts 2010 schlaflose Nächte. Um der drückenden Gitarrenübermacht zu entfleuchen - und natürlich, weil wir mit den ungewaschenen Indiezotteln nix zu tun haben wollen - beschreitet der kopfnickende Teil der Redaktion auch in diesem Jahr wieder separatistische Pfade und erstellt eine eigene Liste. Die gibts zur allgemeinen Erregung und Erbauung demnächst in diesem Theater - falls wir uns nicht im Vorfeld die Schädel darüber einschlagen, ob Hip Hop-Jahrescharts noch "Hip Hop-Jahrescharts" heißen dürfen, wenn sie neben unzweifelhaften Rap-Platten auch Good Things wie das aktuelle Album eines Aloe Blacc zu enthalten drohen ...

Ersnichtmehrguterjunge: Chakuza

Weit weniger als die plötzlich ungewohnt genreübergreifenden Vorlieben der laut.de-eigenen Rapredaktöre überrascht dann doch folgende Meldung: Chakuza gehört nicht länger zum Ersguterjunge-Lager. Nachdem er uns im Interview bereits vor Monaten von eigenen Dingen, eigenen Freunden, eigenem Leben und den eigenen Beinen eines eigenständigen Künstlers erzählt hat: nicht wirklich verblüffend, dass seine nächste Veröffentlichung nicht bei Bushido, wohl aber bei D-Bos Label Wolfpack Entertainment erscheinen soll.

Wer schmutziger Wäsche harrt, hofft vergebens: Der Österreicher zeigt sich auch rückblickend gegenüber rap.de gewohnt fair: "Es war immer alles cool. Ich verdanke den Jungs sehr viel, gerade Bushido. Aber auch allen anderen, die mit mir zusammengearbeitet haben. Denen habe ich sehr viel zu verdanken."

Track der Woche:

Wenn Arbeit hier nicht Kraft mal Weg ist, dann widerleg' es:

Icke, Yo Mama Fromm, und Er, Maximum Brandl, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de oder max@laut.de.

Fotos

Method Man, Fler und Co

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