Fans finanzieren Public Enemy, rap.de-Chef Staiger lädt zum runden Tisch gegen Gewalt. Werbepartner: Bundeswehr und Fass-Sauerkraut. WTF?
Konstanz (dani) - Erinnern wir uns mal kurz: Vor nicht allzu langer Zeit statteten Vertreter des Berliner Labels Hirntot der Redaktion von rap.de einen Besuch ab. Aufgebracht ob einer negativen Plattenkritik stellten sie deren Verfasser, rap.de Chefredakteur Staiger, zur Rede - und hauten ihn um. So weit, so bekannt.
Staiger, wahrlich kein leicht einzuschüchterndes halbes Hemd, sah, wie mancher es vielleicht für angebracht gehalten hätte, von der Erstattung einer Anzeige ab und kündigte statt dessen an, die verschiedenen Parteien - Rap-Künstler und -Journalisten - an einer Art rundem Tisch zu versammeln, um die Sache auszutragen, wie es im Hip Hop eigentlich von Alters her schöne Tradition sein sollte: verbal.
Dieses Vorhaben haben die Kollegen von rap.de mittlerweile in die Tat umgesetzt. Dass der Tisch tatsächlich eckig war störte angesichts der illustren Runde so wenig, wie der Umstand, dass das Gespräch in zehn Teile gestückelt und durchsetzt mit Werbespots für die längsten (klar!) unter den Schokoriegeln, die Bundeswehr (oha ...) und Fass-Sauerkraut (wtf?) dargereicht wurde. Mit Staiger und -einander sprachen auf Rapper-Seite Veteran Kool Savas, Schwartz von Hirntot Records sowie Newcomer Dondan von London Nebel aus Lörrach. Die Journaille vertraten Toxic (hiphop.de), Visa Vie (16bars.de) sowie, per Telefon zugeschaltet, der ehemalige Juice-Mitarbeiter Daniel Köhler.
Heraus kam, in voller Länge hier zu finden, eine hörenswerte Talk-Runde zum viel strapazierten Thema Respekt im Hip Hop, wie man sie interessanter und zugleich amüsanter lange nicht gehört hat. Woran lags? Alle Beteiligten wussten, wovon sie sprachen, niemand versuchte, sich auf Kosten anderer zu profilieren. Gerne mehr davon.
Fans finanzieren Public Emeny
Während Projekte wie dieses die Fronten zwischen Künstlern und Berichterstattung aufbrechen, reißen Public Enemy in ganz anderer Art und Weise Barrieren nieder - die zwischen Künstlern und Fans, respektive deren Sparstrümpfen. Via Sellaband rekrutierte die als "greatest hip hop group of all time" gefeierte Crew Finanziers, die um die 75.000 Dollar locker machten. Chuck D und Flava Flav sagen Dankeschön. Die Produktion des nächsten Public Enemy-Albums befindet sich damit auf einem guten Weg.
"Selfmade war ein Fehler"
Weg - und zwar weg von Selfmade Records - führte sein Weg auch Casper. Der unterschrieb - Maximum Brandl berichtete vergangene Woche - mittlerweile bei Four Music. In einem Interview mit FetzOrDie begründet er diesen Schritt:
"Selfmade war aus vielerlei Gründen im nachhinein meiner Meinung nach eine Fehlentscheidung. Da hab' ich den schnellen Ruhm gewittert und diesen auch bekommen. ... Aber der Stress, die Ärgernisse, das kam alles hinterher. Ein Rattenschwanz, der mich wirklich in die Paranoia und Depression getrieben hat. Ohne Scheiß. Alles, was ich für das Album abgegeben habe, wurde abgeschmettert, war aber genau das, was ich wollte." Ein Jahr habe es Casper gekostet, sich aus dem Deal heraus zu streiten. "Ich war ein gefreezeder Künstler, wie man das so schön nennt."
Stop! Hammertime!
Auf Eis gelegt schien längst MC Hammer - ehe ihn eine Stichelei seitens seines Kollegen Jay-Z wieder einmal auf den Plan rief. Pack schlägt sich:
Doch Pack verträgt sich offenbar auch wieder: Jay-Z zumindest gibt sich friedfertig: "Ich habe ein paar sehr nette Dinge über ihn in meinem Buch geschrieben, das demnächst erscheinen wird. Er wird ... peinlich berührt sein." Jigga sei sich keiner Schuld bewusst, habe nie etwas Falsches gesagt oder gar gelogen.
Jay-Z for president?
Ein ehrenwerter Mann, er sollte ein Staatsamt bekleiden. Findet Jay-Z selbst übrigens auch - aber natürlich nicht irgendeins: "Gebt mir eine Chance", startet er im Interview mit BBC Radio 1 Newsbeat seinen Wahlkampf. "In acht Jahren bin ich dann vielleicht Präsident." Und was machen wir morgen?
Neue Männer braucht das Land
Bereits gewonnen - und zwar die Wahl zum GQ-Mann des Jahres - hat Bushido. Laudatio und erstaunlich holprige Dankesrede gibts hier:
Track der Woche:
Wir danken indes lieber noch einmal rap.de für die oben gerühmte deeskalierende Diskussion und zitieren daraus zum Abschluss Kool Savas, der so schön feststellte: "Gewalt gehört für mich nicht zum Hip Hop dazu." Nö, für uns auch nicht - deswegen unser Rat der Woche im Einklang mit Blumio: "Weg mit dem Totschläger, nimm' lieber den Blumenstrauß."
Icke, Yo Mama Fromm, und er, Maximum Brandl, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de oder max@laut.de.
41 Kommentare
Bushido der Mann des Jahres. Ooooookay.
Wirds eine Review zum Rockstah-Album geben? Der Junge meinte ja, er hätte extrem viele Exemplare an die Presse verschickt...
Hm da hab ich doch jetzt auch einen Grund, die GQ nie zu lesen.
public void gibUnwichtigenKommentar()
{
System.out.println("Dass der Tisch tatsächlich eckig war störte angesichts der illustren Runde wenig - Sehr geiler Satz ");
}
Hiops: gut, dann kan man dir ihne weiteres komplette ahnungslosigkeit attestieren. du bist eben nichts weiter als ein genrefremder!
und ich?
bin ich auch gernefremd?
komplette ahnungslosigkeit?
also wenn ich mir die review ansehe (der oscar fuers perfekte timing geht an frau fromm)
wird dort genau das kritisiert was ich auch schon angesprochen habe.