laut.de-Kritik
Niveau is' alle jetzt, ab jetzt gibt es Pimmel.
Review von Dani Fromm"Zuerst schuf der liebe Gott die Frauen in sein'm Himmel / Und sprach dann: 'Niveau ist alle jetzt, ab jetzt gibt es Pimmel.'" So betrachtet ergibt die Schöpfungsgeschichte plötzlich Sinn. Für ein Album zweier Schwergewichte, die nicht müde werden, ihre Kronjuwelen zu preisen, verheißt das jedoch nicht unbedingt das Beste.
Erfreute der Vorgänger noch mit überraschendem geschichtenerzählerischen Talent, geht "II" ... ähem ... nennen wir es mal "schlichter" zur Sache. "Ich will gar nicht lang drumrumdrucksen / Hi, ich bin Pillath, ich mag rappen, ficken, saufen gehen, manchmal Kühe umschubsen."
Ach, Jungs. Manchmal mutet ausdauerndes Ausbreiten diverser Kopulationsphantasien schon ein wenig wie die verdrucksten Kellerpartys pubertierender Teenager an. Sind wir aus dieser Phase nicht alle langsam raus? Muss denn immer noch jede Alte, die nicht bei drei auf den Bäumen ist, geknallt werden?
Wenn die Eier bis zum Boden reichen, wie bei fetten Dackeln, vermutlich schon. Dann gilt es offenbar, die eigene Potenz zu beschwören und jedem möglichen Rivalen - zumindest verbal - den Krieg zu erklären: "Ich stopf' euch meinen Schuh in euer Großmaul." Guten Appetit.
Dafür, dass Snaga & Pillath für die Konkurenz nur eine Frage übrig haben - "Wo isse?" - schießen sie ganz schön viele Worte in Richtung derselben. Hübsch plastisch, zuweilen: "Ihr steckt so tief in meinem Arsch, meine Backen haben sich Tage nicht gesehen."
Trotzdem: Wie arg die inhaltliche Selbstbeschränkung auf Battlestyles ermüdet, merkt man erst, wenn die glorreichen Zwei - leider zu selten - aus dem Punchlinedschungel ausbrechen. Dies gelingt diesmal lediglich an drei Stellen.
Neben der Frage, ob die grölenden Chöre zum Teufel nochmal im heimischen Fanblock auf Schalke eingesungen worden sind, fährt "Ruhrpott" eine Überdosis Lokalpatriotismus auf, die Ortsfremde vielleicht ein wenig überfordern mag. An anderer Stelle wird es dann jedoch tatsächlich interessant.
Dann nämlich, wenn sich die Herren Zumbrägel und Pillath zwar ergebnislos, aber durchaus reflektiert Gedanken über philosophische Fragestellungen hingeben. Was den Sinn des Lebens darstellt, klärt "Wohin Führt Uns Unser Weg" zwar ebenso wenig wie das Rätsel, was nach dem Tod unserer harrt. Dennoch: zu einem Monumentalkino-tauglichen Instrumental von CRS Beats eine erfreuliche Abwechslung.
Weniger erfreulich zwar, dafür unvergleichlich berührend klingt das verzweifelte Gebet aus finsterer Nacht: "Hol Mich Raus" flehen hier zwei Anti-Helden um Beistand in scheinbar aussichtsloser Lage: "Ich seh' keinen Weg", schlimmer: "keinen, der ihn mit mir geht."
Kultivieren Snaga und Pillath ansonsten bis zum Verwechseln ähnliche Rap-Stile, unterscheiden sich hier die Strategien eklatant: Während erlittener Schmerz die Stimme des einen schier überschnappen lässt, scheint die gleiche Erfahrung den anderen zu lähmen - als ertrage er das Erlebte nur unter äußerster Selbstbeherrschung überhaupt: ein wahrhaft starkes Stück Emotionsbewältigung.
Mehr dieser Art hätte nicht geschadet. Immerhin: Ritten auf "Aus Liebe Zum Spiel" die Beats noch jedes greifbare Klischee, gerät die musikalische Ausgestaltung diesmal deutlich interessanter.
Zwar setzt man auch bei X-plosive Beats auf die Kraft dunkler Streicher und Piano. In "S&P-Shit" motzt jedoch ein fies elektrisch knisternder Ton die ausgenudelte Kombination auf. Die Beatgees verpassen "Kill Kill Kill" via getoasteter Hookline einen mächtigen Dancehall-Vibe.
Orgeln schallen durchs "Ruhrgebiet", Elektrogefrickel durch "La La La". In "Sag Es Allen" drosselt Zede das Tempo drastisch herunter. Den "Macho-Sound" liefert Joe Rilla in Form eines von E-Gitarren-Klängen vorwärts geschobenen Beat-Bretts.
Gepitchte Samples: Shukos Domäne, das zeigt einmal mehr das zusammen mit 7" gestrickte "So Muss Es Sein": Mit den wuchtig einher schreitenden Bässen walzen Snaga & Pillaths grimmige Zeilen entlang. Pimpface haut mit orientalischer Rhythmik den beattechnischen Lukas. Stimmt: "Keiner Macht Es So Wie Wir".
Schade, dass die beiden Pott-Prinzen all diese Vielfalt weitgehend nur nutzen, um "immer noch die unterste Schublade" - "Asozialen-Lifestyle" zur Schau zu stellen. Klar handelt es sich dabei um Geschichten, die das Leben schrieb. Ein bisschen ausgefuchster als die durchschnittliche Nachmittags-Talkshow darf es aber schon sein.
Nach einmal Gehalt mit mauen Beats und einmal Inhaltsbefreitheit auf hohem musikalischen Niveau setze ich auf das nächste Album des Ruhrpott-Doppels. Irgendwann muss doch zusammen kommen, was zusammen gehört.
23 Kommentare
Nicht meine Richtung, aber an den 3 Stellen werd ich mal reinhören.
Danke fleissige Danni (jaja, ich wische bald, versprochen)
aaaaaaalter, ich musste nach den ersten beiden songtextzitaten schon übel lachen!
ich denke mal, ich werd mir das album zulegen, selbst wenn es nur wegen den beatz gut ist. ich selber bastel privat beatz, deshalb is das für mich ein - wenn die review meiner meinung hinterher entspricht - guter kaufgrund.
O Crucio reduco pax progenierum ejulo, alarius lex gestum, saepio una pars hio diu Latro cui quod summittere suppellex Suavis perlustro. Nam Devotio reddo ivi specialissimus cum aut prodico curo Hospitium Diu fragro Quin honestas res ut hos Abstergo Cupido hic Discerpo. Curo obnubilo jus roto sis pulmo sollers. Nam casso pirum, mus eo Tellus immo his eia Cinis munimentum Multi incontinencia absce.
@delarocha (« @Sodhahn (« @Lea-Won («
album ist textlich langweilig und uninspiriert,
da muss ich der review recht geben. »):
als wenn ausgerechnet "du" sowas beurteilen könntest »):
Natürlich kann er/sie das für sich beurteilen oder willst du ihm/ihr dieses Recht auf Meinungsäußerung streitig machen? XDXDXD »):
"meinungsäußerung" ist nicht zwangsläufig mit einer "beurteilung" gleichzusetzen!
@abesøn (« @PhoenixXx (« ich selber bastel privat beatz, deshalb is das für mich ein - wenn die review meiner meinung hinterher entspricht - guter kaufgrund. »):
ich hoffe mal, deine beats knallen besser als dieser versuch einer logischen konklusion.
sinn macht deine aussage nur dann, wenn wenigstens eines der instrumentals des albums von dir stammt - in welchem falle du es nicht kaufen müsstest. »):
ernsthaft: das versteh ich nicht.
@abesøn (« man dankt für die steilvorlage:
in deiner freundin! »):
Du provozierst hier gleich eine Ghettoklatsche!