laut.de-Biographie
Shuko
"Das Leben ist ein auf und ab wie'n Flaschenzug", befand einst ein gewisser Dendemann. Läge selbiger Ausspruch nicht schon einige Jahre zurück, man könnte glatt auf den Gedanken kommen, er habe ihn Shuko auf den Leib geschrieben. Ende 2003 noch an einem beruflichen wie privaten Tiefpunkt, scheint 2005 kein Weg mehr an dem aufstrebenden jungen Produzenten aus Mainz vorbei zu führen.
Shuko bastelt Beats für Franky Kubrick, Nico Suave und besagten Dendemann und genießt darüber hinaus immensen Respekt in den Augen zahlreicher US-Rapper: Doujah Raze, Soulstice und R.A. The Rugged Man vertrauen ebenso auf Shukos samplebasierte, melodische Soundkonstruktionen wie O.C. von D.I.T.C., Brand Nubians Sadat X, Cuban Link und Mr. Sinista aus den Reihen der X-Ecutioners. Wie kommts?
Shukos Eltern seien gepriesen: Obwohl das Geld knapp ist, ermöglichen sie ihrem Sohn eine musikalische Ausbildung. Bereits mit 13 Jahren beginnt er, eigenes Material zu produzieren. An Hip Hop denkt allerdings noch niemand. Seine Interessen liegen im House- und Elektro-Bereich. Dem Zauber der Beats und Rhymes erliegt er erst drei Jahre später. Erste Versuche seine Produktionen an den Mann respektive den MC zu bringen scheitern, wie Shuko rückblickend zugibt, an der Qualität. Nun gut, wenn keiner über Shuko-Beats rappen will, egal: Shuko greift selbst zum Mikrofon. Das Ergebnis auch hier anfangs eher bescheiden.
Shuko ist sechzehn Jahre alt, als er sich auf einer Freestyle-Battle mit einem Gegner anlegt, der später - angelehnt an seinen bevorzugten Lückenfüller-Spruch - den Bühnennahmen PassMaAuf führen wird. Shuko überzeugt gar nicht und muss sich von dem anderen nach Strich und Faden zerlegen lassen. Immerhin, der Kontakt ist hergestellt. PassMaAuf wird für Shuko eine Art Mentor und Übung macht den Meister: Shukos Resultate werden besser und besser.
Dennoch stürzt er 2003 in ein Loch. Er bricht sein Geographie-Studium ab, um sich auf die Musik konzentrieren zu können. "Ich weiß, dass ich das später bereuen werde", bekennt er im Interview. Berufliche und private Probleme summieren sich, die Entwicklung der deutschen Hip Hop-Szene hin zum Pseudo-Gangstertum frustriert zusätzlich. Shuko verfällt in Depressionen.
In dieser Zeit hilft ihm das Texten, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Obwohl er sich nicht als den besten MC oder deepsten Lyriker sieht, verspürt er dennoch eine quasi therapeutische Wirkung darin, seine Gedanken und Sorgen in Raps zu verwursten. Dennoch denkt Shuko darüber nach, seine musikalische Laufbahn aufzugeben.
Glücklicherweise durchkreuzt plötzliches Interesse aus den USA diese düstere Rechnung. Rapido, ein Freund Shukos, der gleichzeitig für www.hiphopculture.de verantwortlich zeichnet, hinterlässt bei einem Besuch in den Staaten eine CD mit Shuko-Beats in den Händen von Doujah Raze. Als dieser sich in Deutschland auf Tour befindet, schaut er bei Shuko (der in der Zwischenzeit den Hiphopculture-Remix-Wettbewerb für sich entschieden hat) vorbei; im Gegenzug besucht Shuko Doujah in New York. Die 12" "The Dedication" mit Doujah Raze, O.C. und DJ Mr. Sinista, die Ende 2003 auf Trilogy Records erscheint, stellt Shukos erste größere Veröffentlichung dar.
Trilogy Records Double J übernimmt Shukos Management in den USA. Die Liste der MCs, die mittlerweile über Beats aus Mainz zu rappen wünschen, spricht für die Qualität seiner Arbeit. Shuko kann es sich leisten, lediglich mit Rappern zu arbeiten, auf die er wirklich Lust hat. Er legt als Produzent Wert darauf, zu den Interpreten, die letztlich mitverantwortlich sind, ob ein Track ein Erfolg oder ein Flop wird, einen persönlichen Draht zu entwickeln.
Zu Beginn des Jahres 2004 ruft Shuko gemeinsam mit IDR und Niro das Produzententeam C.O.S. Squad ins Leben. C.O.S. steht für "Children of Soul", Shukos Crew mit Basis in Trier, der neben den genannten außerdem JayMo angehört. Zusätzlich zählen inzwischen Tinkerman, Korben Dallas, sowie die New Yorker Disko Dave und Double J zur C.O.S.-Besatzung. Die Truppe beginnt mit der Arbeit an einer Mix-CD. Shuko gehört zudem zu den Gründern der Illuminatis, einer weiteren Produzenten-Crew. Gemeinsam mit seinem Partner P tüftelt er in diesem Zusammenhang unter anderem an Beats für Bubba Sparxxx, Nappy Roots und Dipset.
Im Februar 2005 erscheint Shukos Mix "Endlich" als Street-Tape bei Peripherique. Features liefern Doujah Raze, Franky Kubrick, Nico Suave, Maju Biese, der schottische MC Ghostwriter sowie der Wiesbadener Sheme. Auch der alte Mitstreiter PassMaAuf ist nach längerer Funkstille wieder am Start.
Die Zusammenstellung gerät sehr persönlich und zeigt die Entwicklung Shukos in den zurückliegenden Jahren. Er tritt gleichermaßen als Produzent und als Rapper auf. Das Material ist zum Teil zwei Jahre alt. Die Tracks "Schulterblicke" und "Scheideweg" entstammen seiner problembehafteten Phase, während die fröhlicheren Stücke jüngeren Datums sind. Das zuletzt eingespielte "Intro" zeigt Shukos aktuellen Stand der Fähig- und Fertigkeiten. Zusätzliche Beats kommen von Notts, Just Blaze (den Shuko zu seinen Vorbildern zählt) sowie von Oddissee, der bereits für Asheru und Talib Kweli tätig war.
Bei einem USA-Aufenthalt im März 2005 laden Labels wie Shady Records, Bad Boy und Columbia Shuko zu Gesprächen. Obwohl er sich in Interviews mit seiner ungebundenen Situation zufrieden zeigt, spricht er im Anschluss daran von "interessanten Projekten". Nach den Amerikanern entdeckt mittlerweile allerdings auch die deutsche Szene das im Hessischen verborgene Juwel.
Franky Kubrick, dem Shuko auf dem Spash!-Festival eine CD mit Beats in die Hand drückt, ruft bereits an, während er sich noch auf dem Heimweg befindet. Bei Nico Suave zählt Shuko neben den Herren von Bock Auf'n Beat zu den Hausproduzenten. Über die beiden Shuko-Beats auf Suaves zweitem Album ("Mit Liebe Gemacht", April 2005) rappen Eizi Eiz und Denyo von den Beginnern oder Blumentopf. Dendemann pickt sich aus Shukos Angebot Beats für sein lange erwartetes Solo-Debüt. Shuko arbeitet mit Mnemonic und den K-Rings Brothers.
Im November 2005 gewinnt er neben einem Produzenten-Wettbewerb in der New Yorker Remote Lounge weiteres internationales Ansehen. Zu der von Jedi Mind Tricks präsentierten Veröffentlichung "Army Of The Pharaohs" steuert Shuko ganze vier Beats bei. Gemeinsam mit Doujah Raze feilt er an der EP "Worldgate", die möglicherweise doch Album-Ausmaße annehmen wird.
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