Porträt

laut.de-Biographie

Puce Mary

Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre dringen Bands und Künstler wie Nurse With Wound, Whitehouse und Maurizio Bianchi in die dunkelsten Abgründe menschlicher Existenz vor und legen somit den Grundstein für Power Electronics. Jedoch zeichnet sich diese Musik im Laufe der Zeit oftmals nur durch martialische Kraftmeierei und oberflächliche Eindimensionalität aus. In diesem von testosterongeschwängerten Männern geprägten Umfeld sucht man weibliche Acts mit der Lupe. Erst zu Beginn der 2010er-Jahre ändert sich dies.

Vor allem die aus Kopenhagen stammende Musikerin Frederikke Hoffmeier alias Puce Mary (geboren 1989) bricht im Laufe ihrer Karriere mit den festgefahrenen Dogmen der Szene. Extreme stehen für sie nicht gleichbedeutend mit Lautstärke. Lärm nutzt sie lediglich als zusätzliches Stilmittel, um die beklemmende Intensität ihrer Tracks zu verstärken.

Inspiriert von Power Electronics-Acts der ersten Generation startet sie ihre Musikerkarriere 2010. Noch im gleichen Jahr bringt das Label Posh Isolation ihre ersten beiden EPs, die Home-Recordings "Piss Flowers" und "Lucia", eine Zusammenarbeit mit LR, besser bekannt als Croation Amor, heraus. Beide kooperieren auch auf dem Longplayer "The Closed Room" miteinander, der 2011 erscheint und mit dem rund 21-minütigen "Iron Tulip", das mit seiner pulsierenden Struktur in eine post-apokalyptische Welt entführt, ein echtes Kleinod enthält.

Ungefähr ein Jahr später spielt die zierliche und zurückhaltende Dänin in Kopenhagen und Schweden ihre ersten Liveshows, die eine Menge Raum für Improvisation lassen. Sie zeichnen sich durch Klarheit, Präzision und Energie aus. Ihre Sets studiert Puce Mary ein, geht damit auf die Bühne und macht dasselbe mehr oder weniger für sich erneut im Proberaum, um eine bessere Idee zu entwickeln, wie die Stücke auf Platte klingen sollen. Die Tracks nehmen dann unter strengen, selbst auferlegten Bedingungen häufig erst nach Jahren im Studio vollständig Gestalt an. Dadurch behält Hoffmeier die volle künstlerische Kontrolle über ihr Werk. Darüber hinaus betrachtet sie Artwork, Text und Musik als unzertrennliche Einheit.

Ihr erstes Album ohne fremde Beteiligung, "Success", kommt 2013 auf den Markt. Auf der Platte zeigt sie sich zunehmend von einer subtilen und zurückgenommenen Seite. Im Anschluss schließt sie sich mit den Schweden von Sewer Election für mehrere Veröffentlichungen zusammen. Mit "Persona" erscheint 2014 ein weiteres Solowerk, das eine Mischung aus Industrial und Ambient bietet. Bis die Skandinavierin gemeinsam mit Croation Amor, der mittlerweile unter seinem bürgerlichen Namen Loke Rahbek musiziert, mit dem Longplayer "The Female Form" ein Jahr später die Grenzen der Intimität und sexuellen Identität auslotet, veröffentlicht sie fleißig Kurzformate, etwa "The Viewer", das vermehrt von ihren verstörenden Stimmmanipulationen lebt.

Mit dem Solowerk "The Spiral" findet sie 2016 endgültig ihren Stil aus scharfen Industrial-Texturen, hämmernden Percussions, manipulierten Spoken Words und harschen Noise- und Power Electronics-Ausbrüchen. Die Kritiker danken es ihr, was sich größtenteils in überschwänglichen Bewertungen äußert. Außerdem weist die Dänin mit einem fulminanten Auftritt beim Berlin Atonal 2017 die elektronische Konkurrenz in die Schranken.

Den vorläufigen Höhepunkt markiert das Album "The Drought" (2018), zugleich Puce Marys Einstand bei der Plattenfirma PAN, das sich um Triebhaftigkeit und Selbsterhaltung dreht. Dabei verdichten sich bedrohliche Drones und Field Recordings, eine beinahe stoische Erzählweise und unberechenbare Lärmeruptionen zu einem atmosphärischen Sounderlebnis, das im Grunde genommen nach einem Drehbuch verlangt.

Demzufolge schafft es Puce Mary, mit ihrer diffizilen künstlerischen Herangehensweise zwischen DIY-Attitüde und avantgardistischer Kunstfertigkeit der extremen elektronischen Musik neue Impulse zu verleihen und sich gleichzeitig von ihren Vorbildern zu emanzipieren.

Alben

Surftipps

  • Homepage

    Offizielle Webpräsenz- etwas veraltet.

    http://pucemary.blogspot.com/
  • Bandcamp

    Musik und Streaming.

    https://puce-mary.bandcamp.com/

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