Porträt

laut.de-Biographie

Raury

Dass Atlantas Hip Hop-Szene keineswegs ausschließlich auf Trap-Sound basiert, ist erst mal keine Neuigkeit. Wenn aber ein gerade 18-Jähriger zur Akustikgitarre greift, seine Unentschiedenheit zwischen Folk, Indiepop und Hip Hop aufreizend durchzelebriert und dann auch noch auszieht, die Stadt Atlanta, die Musikszene der USA und schließlich die ganze Welt zu erobern, dann verdient das einen genaueren Blick.

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Exorzismus mit Oldfield. House-Party mit Cudi. Träumen mit Roy. Morden mit Bonny. Noch mehr einzigartige Filmmusik-Momente.

Raury Tullis beschließt mit 14, sich auf seinem Weg zum Popstarruhm von niemandem aufhalten zu lassen. Der Jahrgang 1996 aus dem Osten Atlantas erfindet noch auf der Highschool seinen eigenen Stil. "Ich liebe diesen Breitbandsound", erklärt er. In Anlehnung an den unverhohlen größenwahnsinnigen Cinemascope-Klang eines Kanye West setzt der Sänger zu gleichen Teilen auf symphonische Elemente, Slash-Hardrock-Gitarren, Lil Wayne-Zitat, hymnische Coldplay-Zuspitzung und intimen Whitest Boy Alive-Lagerfeuerappeal.

Raury nennt Kid Cudi, Andre 3000, Phil Collins und Adele als Einflüsse. MGMT-Psych-Rock und der Neo-Soul eines Frank Ocean stehen gleichberechtigt nebeneinander. Und dann rappt er gelegentlich auch noch, selbst wenn er sich nicht als Rapper sieht. Wie Grimes oder King Krule, die anderen Kinder der Internetrevolution, wirkt Raury authentisch genreblind.

Optisch wirkt der Teenager, der in der Schule zunächst mit kleinen Drogendeals das Taschengeld aufbessert, wie ein Fleisch gewordener feuchter Plattenfirmentraum: Sein stets gut durchgestyltes Äußeres krönt er allzeit mit einem breitkrempigen Strohhut. Auch dank seines hippen Hippielooks wird er etwa zu Instore-Gigs der Modekette Urban Outfitters eingeladen.

Einen weiteren und wichtigeren Anknüpfungspunkt schafft Raury abseits der Musik. Denn der Newcomer, der 2014 das Debütalbum "Indigo Child" gratis via Download unter die Leute bringt, versteht sich als Speerspitze einer Teenage-Revolution. Was wie ein Modeslogan für die nächste Saison klingt, umschreibt Raury so: "Mein 'Indigo'-Sound wird meine Fans ganz sicher dazu inspirieren, bessere Menschen zu werden und ihre Träume zu verfolgen."

"Wir leben im Internet-Zeitalter", führt er im Trailerclip zum Album weiter aus. "Die Welt ist eine völlig andere als noch vor zwanzig Jahren. Die Welt gehört der Jugend. Wir erschaffen die Welt mit unseren Fingerkuppen. Zu unserem Vorteil." Diese nicht näher umrissene Jugend sei eine Renaissance, eine neue Welle, "die die kreative, schöpferische Seite Atlantas wiederbeleben wird. Wir hoffen, die Stadt zu verändern, dann die gesamten USA. Das Endziel ist die Welt."

Hier scheint vermutlich Raurys Teilnahme an diversen Selbstermächtigungscamps für Jugendliche durch. Die C5 Georgia Youth Foundation schreibt: "Seine Teilnahme in unserem Teen Leadership-Programm war lebensverändernd. Unsere Organisation ermuntert zu Selbstbewusstsein und Teamfähigkeit. Raury verwendet diese Ideenschule zusammen mit und in seiner Musik."

Solch offenkundige Gigantomanie mit messianischem Sendungsbewusstsein dient erwartungsgemäß dem Buzz. So laden Outkast den Neuling ins Vorprogramm ihres Reunion-Konzerts in Georgias Hauptstadt. Noch vor der Albumpremiere bittet auch SBTRKT zum Feature mit dem mutmaßlichen Wunderkind, das sich via YouTube selbst das Gitarrenspiel beigebracht hat.

Bald macht auch das Gerücht einer Zusammenarbeit zwischen dem Sänger und Kanye West die Runde. Was Sinn macht, denn wo West "I Am A God" proklamiert, nennt sich der Nachwuchs "Erlöser von Ost-Atlanta". Mit dem eigenen Label-Outlet LoveRenaissance im Rücken kommt es im Zuge der Volljährigkeit schließlich zum Vertragsschluss mit Sony. Raury freut sich: "I love the world. Ich bin bloß eine Person, die die Welt liebt und besser machen möchte." Bleibt nur noch das Warten auf die Revolution …

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