Porträt

laut.de-Biographie

Rich Brian

Man sollte die Rolle von 88Rising im Hip Hop-Kosmos des Jahres 2017 auf keinen Fall unterschätzen. Das Label, eigentlich als Plattform für Musiker aus dem asiatischen Raum ins Leben gerufen, macht nach dem initialen Hype so viel Welle, dass nicht nur ein halbes Dutzend relevanter Künstler ins kollektive Genre-Bewusstsein durchbrechen, sondern auch Connections zu Szenegrößen wie Timbaland oder Twista entstehen.

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Besagten initialen Hype brockt 88Rising ein zu diesem Zeitpunkt noch minderjähriger Hobby-Rapper aus Indonesien mit einem Meme-Song ein: Rich Brian, damals noch unter dem Namen Rich Chigga unterwegs.

"Dat $tick" heißt die zweite offizielle Single des kurz vor der Jahrtausendwende in Jakarta geborenen Jungen, die über eine Vielzahl von Reaction-Videos ein enormes virales Potenzial entfaltet. Mit Fannypack und eigenwilligem Outfit, aber auch mit angenehm tiefer Stimme, eingängigem Trap-Beat und äußerst anstößigem Namen bewaffnet, schildert Rich Chigga hier einen Lebensstil, den schon allein sein Erscheinungsbild dementiert.

Er ist ein offensichtliches Kind des Internets. Was man sicherlich auch ohne detaillierte Hintergrundgeschichte herausgefunden hätte, spiegelt sich wesentlich in seinem Lebenslauf: Als Sohn eines indonesischen Anwalts wird Brian privat unterrichtet. Den Ausbruch aus einem monotonen Alltag findet er online.

Bereits mit elf Jahren macht er sich einen Spaß daraus, Memes auf Twitter zu verbreiten, sich mit anderen Usern anzulegen, und all den Blödsinn zu veranstalten, den extrovertierte Digital Natives in diesem Alter eben im World Wide Web so anstellen.

Mit fünfzehn folgt der erste Schritt in eine schöpferischere Umgebung, auch wenn auch diese ältere Semester wohl ebenfalls mit der Nase rümpfen lassen dürfte: Vine-Clips und YouTube-Videos dienen als kreatives Ventil, während Brian sich 2012 dank Macklemore, 2 Chainz, Drake und Logic langsam in Richtung des Hip Hop-Genres sozialisiert. Für eine kleine Weile packt ihn der Traum, eines Tages in Los Angeles als Cinematograph zu arbeiten. Erste filmische Ambitionen legt er nach seinem ersten Durchbruch allerdings zunächst auf Eis.

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"Dat $tick" macht einen Jungen, der die Musikwelt online kennen gelernt hat, logischerweise zunächst im Internet zum Star. Doch statt sich auf einem halbgaren Meme-Status auszuruhen, nimmt Brian die Karrieregelegenheit dankbar an, legt Singles wie "Glow Like Dat" nach, und beginnt, mit zeitgenössischen Rap-Sensationen zu kollaborieren. 88Rising-Kollege Joji, aber auch XXXTentacion oder 21 Savage lassen sich auf Brians Songs blicken, zweistellige Millionenhöhen erscheinen da bald als normale Klickzähler.

Folgerichtig legt Rich Brian – so nennt sich der ehemalige Chigga nun nach mehreren negativen Kommentaren über die rassistischen Implikationen seines alten Namens – Anfang 2018 ein erstes vollwertiges Projekt nach: Mit "Amen" steht zum ersten Mal ein Album eines asiatischen MCs an der Spitze der Billboard-Hip Hop-Charts. Neben alten Bekannten findet sich darauf zum Beispiel auch einen Gastbeitrag von Offset.

Musikalisch bewegt sich die Karriere dabei in recht Genre-typischen Konventionen: Massive 808s, Trap-Perkussion, lediglich die Sample-Auswahl der zunehmend selbst produzierten Instrumentals trägt zumeist einen etwas süßeren, poppigeren Vibe in sich. Die Sorglosigkeit und juvenile Ausstrahlung bleibt bis auf weiteres einer der großen Selling Points in Brians Musik, mit der viele gleichartige Fans schnell eine Verbindung aufbauen - und natürlich steckt bis auf weiteres auch ein kleiner Underdog- und/oder Meme-Appeal darin, diesen unscheinbaren jungen Mann als ernsten Mitspieler in die höheren Kreise der Hip Hop-Kultur aufsteigen zu sehen.

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