laut.de-Biographie
Run The Jewels
El-P + Killer Mike = Run The Jewels. Die diesem Rap-Act zugrunde liegende Formel klingt zunächst denkbar einfach.
Nachdem der langjährig etablierte Ninja Tune-Produzent und Definitive Jux-Begründer 2012 Killer Mikes gefeiertes Album "R.A.P. Music" produziert hat, beschließen die beiden gemeinsame Sache. Atlantas Killer Mike featurt noch im selben Jahr auf einem El-P-Track, 2013 veröffentlichen die beiden MCs auf dem Ninja Tune-Sublabel Big Dada das selbstbetitelte Debüt als Run The Jewels.
Das Besondere liegt bei der Südstaaten-Ostküsten-Kollaboration mit mehreren Dekaden Businesserfahrung im Detail. So bringt das Duo sowohl jene LP-Premiere als auch den Nachfolger in 2014 als Gratis-Download unter die Leute, was für eine solche Alternative Hip Hop-Supergroup doch einigermaßen überrascht. Zum anderen leben Run The Jewels von der reizvollen Stilfusion der eigentlich recht unterschiedlichen Rapper. El-Ps experimentell ausgelegter Rapstil passt dabei erstaunlich gut zu Killer Mikes Hardcore-artigem Vortrag.
Das sieht auch die Presse so: Vom Guardian über den NME bis zur hiesigen Juice feiern alle diese spezielle Mixtur. Ihre Texte, die sich auf die gute alte Schule des Storytelling beziehen und etwa von polizeilichem Machtmissbrauch erzählen, verpacken Run The Jewels in dissonante Päckchen, die Erinnerungen an clipping. oder Danny Brown wachrufen.
Run The Jewels verfolgen intuitiv die ziemlich traditionelle Idee, dass Beats und Reime etwas auslösen können. Oder, wie Mike im Interview sagt: "Wir teilen die gleichen Ansichten bezüglich Religion, Regierung, Menschen. Wir sind in der selben Zeit aufgewachsen, sind im selben Alter und haben die gleichen Idole und einen sehr ähnlichen Humor."
Apropos Humor: 2014 rufen Fans eine Kickstarter-Kampagne ins Leben. Das Ziel: eine alternative Version des zweiten Run The Jewels-Langspielers, die El-P eigentlich als Witz feilbot, tatsächlich zu realisieren. Katzenlaute sollen auf dem passend "Meow The Jewels" betitelten Remix-Album die Beats ersetzen.
Über 65.000 US-Dollar kommen so zusammen, die Run The Jewels, die sich übrigens nach einer Line von LL Cool J benannt haben, zusammen mit den Erlösen der Vinyl-Edition für Opfer von Polizeigewalt spenden. Dementsprechend ergeben nicht nur Arbeiten mit Outkasts Big Boi, sondern auch mit Zack de la Rocha Sinn.
Bei allem politischen Engagement geben die zwei Jewel Runner sich aber betont lakonisch. "Run The Jewels ist tatsächlich lediglich das Resultat zweier Freunde, die zusammen gerade die kreative Zeit ihres Lebens haben", kommentiert El-P.
Angesichts dessen liegt auf der Hand, dass Run The Jewels mit dem maunzenden Album ihr letztes Wort noch nicht gesprochen haben. Inzwischen auf mehreren Marvel-Comicbuch-Covern verewigt, untermalt 2016 einer ihrer Tracks den Trailer zur Netflix-Serie "Marvel's Luke Cage", die im September Premiere feiert. Wenig später kündigen Mike und Jaime ein weiteres Album an, zunächst noch ohne ein Datum zu nennen.
"Wir hatten eigentlich noch nicht vor, das zu veröffentlichen", gaben sie ihrem Track "2100" mit auf den Weg, "aber ... naja, es fühlt sich jetzt einfach richtig an. Es geht um Angst und es geht um Liebe und es geht darum, dass wir mehr wollen, für uns alle." Was ist passiert? Das, was niemand für möglich gehalten hätte: Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Ein narzisstisch gestörter, sexistischer, stinkreicher Rassist steht im Begriff, ins Weiße Haus einzuziehen. El-P und Killer Mike, beide glühende Unterstützer des Demokraten Bernie Sanders gewesen, und später notgedrungen auf Seiten Hillary Clintons, reagieren geschockt, aber auch besonnen.
Zur Abwechslung gute Nachrichten erreichen RTJ-Fans zu Weihnachten: Obwohl inzwischen die Kunde von einer Veröffentlichung Ende Januar die Runde machte, legen Mike und Jaime ihren Anhängern das dritte Kollabo-Werk, erneut kostenlos, schon am ersten Feiertag unter den Christbaum. Eine handfeste Version auf CD oder Vinyl folgt einen Monat später, eine weltweite Tour steht für das frisch angebrochene Jahr ebenfalls an.
Der Wandel des Coverartworks symbolisiert die Entwicklung, die Run The Jewels über die Jahre durchlaufen haben: "Die Hände auf 'RTJ1' bedeuteten für uns 'Nimm', was dir zusteht'", erläutern die beiden. "Deine Welt, dein Leben, deine Haltung. Auf 'RTJ2' waren die Hände verbunden, das stand für Verletzung und Heilung, was sich auch in Ideen und Stimmung auf der Platte wiederfindet. Bei 'RTJ3' sind die Bandagen ab, die Kette ist verschwunden, und die Hände haben sich in Gold verwandelt. Für uns repräsentiert das die Idee, dass es nichts gibt, das es wert ist, es sich zu nehmen, das nicht schon in uns selbst steckt. Das Juwel bist du selbst."
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