Porträt

laut.de-Biographie

Sport

Wenn man Felix Müller, Christian Smukal, Andreas Künnecke und Martin Boeters in den Nullerjahren auf die Bühne tapsen sieht, würde man nie im Leben auf die Idee kommen, dass die Band sich kurz und knapp Sport nennt. Nach Leistungskurs Körperbetätigung sehen sie nämlich nicht aus, eher nach Langzeitstudium und sportiver Arbeitsverweigerung. Aber so ist das damals im Pop. Slut sind ja in Wahrheit auch züchtig-brave Jungs aus Bayern und die Queens Of The Stone Age weder weiblich noch steinalt oder gar königstreu.

Sport - Aus der Asche, aus dem Staub
Sport Aus der Asche, aus dem Staub
Untertourig fahrende Boliden von Songs mit grobkörnigen Texten.
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Sport spielen jedoch nicht nur beim Namen, sondern auch bei Herkunft und Sound mit Gegensätzen. Die Band kommt aus der Hansestadt Hamburg, ihr 2001er Album "These Rooms Are Made For Waiting" sorgt erstmals für überregionale Bekanntheit. Die erste Assoziation Hamburger Schule ist gar nicht so falsch, aber eben auch keineswegs richtig. Zwar spielt Kapitän Felix Müller hauptberuflich Gitarre bei Kante, Blumfelds Nachfahren in Jazz. Mit Sport will er jedoch ganz woanders hin. Zurück in die neunziger Jahre, zu den lärmenden Tocotronic, aber vor allem hin zu amerikanischem Grunge, Indierock und unverhohlenem Muckertum: Denke Kyuss, Built To Spill oder Mudhoney.

So ganz kann der schmächtige Ex-Student Müller dann aber doch nicht aus seiner Haut. Denn zwischen all der erzeugten Gitarrenwucht schimmert immer auch ein Fünkchen melancholischer Pop durch die Sport-Songs. So wie bei "Ein Ende", einem kleinen Epos über die Schattenseiten der schönen, neuen Medienwelt. Das Stück ist auf dem in der Musikpresse durchweg gefeierten zweiten Album "Aufstieg Und Fall Der Gruppe Sport" (2006) zu finden, das sicher auch das wuchtige Kante-Werk "Die Tiere Sind Unruhig" beeinflusst.

2008 folgt "Unter Den Wolken". Bassläufe jagen durch den Verzerrer, schwere Riffs und Powerchords à la Foo Fighters gesellen sich hinzu, nicht zu vergessen natürlich die Textfindung der Hamburger Schule. Diese Band vereint Breitbeinigkeit mit akademischem Anspruch - und das ganz sportlich. Anstatt gnadenlos elaboriertem Diskurs-Indierock vereint ihr Sound die gezähmte Wucht, die eigentlich aus dem Hardcore-Punk kommt, und vertrackte Gitarrengeflechte des Post-Hardcore. 2012 erscheint das Abschiedswerk "Aus der Asche, aus dem Staub". Darauf befindet sich mit "Dünnes Eis" ein Duett mit der Berliner Indie-Songwriterin Masha Qrella.

Danach geht die Band getrennte Wege. 2021 erscheint auf Bandcamp mit "Ein Ende - Live 2012" ein Tour-Mitschnitt der damaligen Konzerte aus Weinheim und Hannover. Fans freuen sich derweil auf die angekündigte Raritäten-Compilation "Paint It Black 1996-2009" sowie die Neuauflage der Debüt-EP "Alles in Ordnung" von 1997. Am 7. Juli 2022 wird bekannt, dass Bassist Christian Smukal nach langer Krankheit gestorben ist. Schlagzeuger Martin Boeters macht die Nachricht via Facebook publik. Smukal wurde 52 Jahre alt.

Alben

Surftipps

  • Die Gruppe Sport

    Offiziell.

    http://www.diegruppesport.de
  • Bandcamp

    Ihre Musik wird bleiben.

    https://diegruppesport.bandcamp.com/

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