21. November 2018
"Man muss aus der Komfort-Zone raus"
Interview geführt von Katharina HöckerHinter dem Noise-Rock-Duo Taskete! verbergen sich alte Bekannte: Sportfreunde-Drummer Flo und frühere Harmful-Frontmann Aren haben sich zu einer Zwei-Mann-Band zusammen getan.
Flo trommelt bei den Sportfreunden und Aren wandelt nach dem Ende seiner Band Harmful auf Solo-Pfaden. Als Emirsian macht er unter anderem Musik in seiner Muttersprache Armenisch. Flo kennt er schon länger. Der Sporti-Drummer hat Harmful auf dem letzten Album "Sick And Tired Of Being Sick And Tired" ausgeholfen. Jetzt sind die beiden also Taskete!. Und - wenn man Social Media glauben darf - nicht nur ein Herz und eine Seele, sondern auch "ein Mann, ein Sound". Ich treffe die beiden Musiker im Kula in Konstanz, wo sie als Support für Blackout Problems spielen. Ein kleines Warm-up bevor Taskete! im November auf Tour gehen (u.a. als Support der MC50-Jubiläumstour).
Ihr kommt musikalisch aus sehr unterschiedlichen Richtungen. Wie habt ihr es geschafft diese zwei unterschiedlichen Stile zusammen zu bringen?
Flo: Aren und ich kennen uns seit 2013 intensiver, als ich bei seiner Band Harmful am Schlagzeug ausgeholfen habe. Und es war sofort beim ersten Treffen spürbar, dass wir eine ähnliche Energie haben, was Musik machen betrifft. Somit war eigentlich klar, dass unser Vorwärtsdrang der gleiche sein wird. Die Idee dieser Zwei-Mann-Band haben wir ungefähr gleichzeitig gehabt. Das hier keine Popmusik raus kommt, sondern eher was härteres, aber mit pop-artigen Melodien kombiniert, das war auch irgendwie klar. Wir haben bei den ersten Proben schon gespürt: Jawoll, den Weg den wir gehen, der ist eigentlich schon vorbestimmt. Jeder hat von daheim ein paar Song-Ideen mitgebracht. Überraschend war es also nicht, dass es relativ gut geklappt hat. Das es dann aber so schnell ging mit mit der Plattenfirma, dass wir gleich das Angebot hatten vom Produzenten, dass wir zu ihm kommen können um aufzunehmen. Den haben wir allerdings ein bisschen ausgetrickst. Er wollte Demos aufnehmen, wir haben ihm gleich das ganze Album untergeschoben. Da hat das eine das andere ergeben. Und dann war es rucki-zucki viel weiter als wir geistig waren.
Aren: Er so: Ich dachte ihr macht Demos. Wir: Nee, komm, 10 Songs, gleich ne Platte. Nee, nee, Demos, nee nee, Platte. Demos - Platte - Okay, ist die Platte.
War es eine Umstellung für euch, nur zu zweit zu arbeiten? So komplett ohne Bassist oder noch einen zweiten Gitarristen?
Aren: Ja, am Anfang war das schon ne Umstellung. Wir kommen beide aus Drei-Mann-Bands, wo grade bei Harmful der Bassist eine tragende Rolle gespielt hat.
Flo: Im Gegensatz zu den Sportfreunden.
Aren: (lacht) Ja, genau.
Flo: Es ist eine andere Herangehensweise, weil der Bass als Kleber funktioniert, zwischen Gitarre und Schlagzeug, oder Lücken füllt, um den anderen Instrumenten eine Pause zu geben. Ich glaub, dass ist der Grund warum die Arrangements auf der Taskete!-Platte so ausschauen und auch teilweise so kurz sind. Weil wir uns gedacht haben: Lieber auf den Punkt kommen und nicht nochmal wohin flattern, wenn eh kein drittes Instrument da ist, das es ein bisschen auffängt. Aber es ist definitiv ein fokussierteres Arbeiten.
Also muss jeder immer 100% geben?
Flo: Man muss immer das Wesentliche im Blick haben und man kann sich nie ausruhen. Der Aren spürt das auch live. Du wirst sehen, der hat teilweise eine hochrote Birne und Schnappatmung. Wo er sich halt sonst zurück lehnt, wenn der Chris (Aidonopoulos, Ex-Harmful, Anmerkung der Redaktion) am Bass irgendwelche Riffs abfeuert.
Aren: Es ist auch so, dass sich das Songwriting verändert. Darum ist es auch sehr interessant zu sehen, dass die Songs die wir jetzt grade schreiben, grade die neueren, sehr typisch Taskete! sind. Weil wir in den Proberaum gehen und wissen, okay, wir haben keinen Bassist. Da stellt man das Songwriting so um, dass es sound-mäßig passt. Das ist für mich eine neue Art von Denke gewesen. Wir haben einen Oktaver in der Gitarre, der manchmal aushilft, diese Brücke zu schließen.
Flo: Der zumindest die Frequenzen hergibt, wenn es passt.
Aren: Aber es ist wirklich viel Songwriting. Man merkt das. Also die Songs, die wir jeweils alleine auf der Couch geschrieben haben, das sind schon so Gitarren-Songs, wo der Bass noch dazu kommen könnte.
Aber nicht muss?
Aren: Ja, aber eben könnte. Und bei den neuen Songs ist automatisch durch diesen Songwriting-Prozess der Taskete!-Sound definiert worden. Und so ist es eigentlich ideal einen Sound zu definieren: Durch Proben, durch miteinander komponieren.
Und ihr seid jetzt gerade dabei, schon weitere Songs zu schreiben?
Aren: Ja, ja, wir spielen heute auch ein paar.
Flo: Das ist zwangsläufig, wenn wir eine Tour spielen. Heute spielen wir ja nur 30 Minuten. Aber wenn dann nächste Woche die Tour los geht und wir nach 30 Minuten die Bühne verlassen würden? Also das fand ich nicht mal bei The Strokes cool. Als die damals mit ihrem ersten Album nach dem letzten Song gingen und man auf die Uhr geschaut hat und erst 35 Minuten um waren. Nee, wir mussten tatsächlich auch ans Live-Spielen denken. Mittlerweile haben wir vier weitere Lieder, die wir aber heute nicht alle spielen. Aber es gibt ein paar Auszüge aus den neuen, weil es einfach auch Spaß macht. Und so kommen wir dann auf der eigenen Tour auf über eine Stunde - wenn jeder noch einen Witz erzählt.
Was wird jetzt aus euren jeweiligen anderen Projekten? Die Sportfreunde pausieren, oder?
Flo: Genau, immer noch.
Aren, was wird aus deiner Solo-Karriere? Machst du auch grad Pause?
Aren: Ja, also immer wieder mal. Ich muss jetzt mal als Emirsian, also mit meiner armenischen Musik, irgendwann mal wieder ins Studio gehen und eine Platte aufnehmen. Dann hab ich noch ein Projekt mit einem Freund aus Frankfurt, Aren und Chima heißt das, das ist deutschsprachig. Das sind so die Hauptelemente des Dreizacks. Aber grad Taskete! macht tierisch Spaß. Weil ich seit Jahren nicht mehr gerockt hab. Und ich merke, dass mein Körper das braucht, und meine Seele und mein Geist auch.
Und welche Zukunftspläne habt ihr für Taskete!?
Aren: Wir machen die Tour ...
Flo: (lacht) ... und lösen uns dann auf. Für uns ist es auch spannend heute, wir haben bisher drei Konzerte gehabt. Und wir müssen erstmal die Sachen, die schon sehr viele bürokratische Wege gingen - Plattenfirma, VÖ, die ganze Promo - regeln. Wir sind das noch gar nicht gewohnt wie die Leute das aufnehmen. Das ist heute vielleicht nicht das passendste Klientel, aber immerhin Gitarren-Musik-Hörer. Wir müssen erstmal ein Gespür dafür bekommen, wie das live so ankommt und funktioniert und funzt. Deswegen sind wir sehr gespannt.
Aren: Und auch spielen! Normal ist es ja so, dass man spielt, spielt, spielt und dann der bürokratische Rest kommt. Bei uns ging alles so schnell, dass wir als erstes mit Promo und Bürokratie angefangen haben.
Flo: Wir haben schon Promo gemacht, bevor wir eine Platte aufgenommen haben.
Aren: Deswegen wird es heute spannend, aber das ist gut. Das fühlt sich gut an. Und es wird schnell gehen. Das ist das Gute zwischen mir und Flo, dass wir sehr schnell zur Sache kommen.
Habt ihr einen Lieblingssong vom jeweils anderen? Aren, hast du einen Lieblings-Sportfreunde-Song oder gefällt dir die Musik gar nicht?
Aren: Nee, da gibt es ein paar Songs, die ich sehr gut finde.
Flo: Du kannst schon ehrlich sein.
Aren: Das was ich immer gut fand war dieses (singt) "Siehst du das genauso", das hat so eine Melancholie, die ich mag.
Und bei dir, Flo?
Flo: Na, ich bin ja Harmful-Fan, immer schon gewesen. Deswegen war ich umso überraschter, als der Aren mich damals gefragt hat, ob ich aushelfe am Schlagzeug. Der erste Satz, den ich vom Aren gehört hab, war: Hi, eure Musik ist scheiße, aber ihr seid super Typen. Deshalb fand ich es damals dann umso überraschender, als die Wahl mich traf.
Aren: Wobei ich echt sagen muss, dass ich das Konzert (der Sportfreunde Stiller, Anmerkung der Redaktion) in Mainz gesehen hab und ich hab es nicht verstanden. Ich hab es wirklich nicht verstanden. Die singen ja nur schief. Und die Songs... Ich hab gar nichts verstanden. Und danach hab ich mich so ein bisschen rein gehört. Da gibts so ein paar Ohrwurm-lastige Songs, die auch ihre Qualität haben. Ich mein, von nichts kommt nichts. Das sind schon alles talentierte Jungs.
Flo: Ich kann jetzt gar kein Lieblingslied nennen. Ich mochte das Album bei dem ich mitgespielt hab, das höre ich mir immer noch gerne an. Das war aber auch eine schöne Zeit. Ich hab auf dem "Cause"-Album ein paar Favoriten. Die allerersten Sachen kenne ich weniger. Wobei "Vault" ein Lied ist, das ich auch sehr gerne live gespielt hab.
Aren: Wir müssen mal ausprobieren, wie das zu zweit funktioniert.
Flo: Auf gar keinen Fall!
Aren: Aber anspielen könnten wir es eigentlich ...
Flo: Vielleicht, warum nicht. Wir können dann ja auch gleich "Sieben Tage, Sieben Nächte" spielen.
Aren: Also "Vault" wär ganz cool glaube ich.
"Ich hab den Sinn einer EP nie verstanden."
Wie war es denn für dich, das Album "Sick And Tired Of Being Sick And Tired" mit Harmful einzuspielen und dann auch mit auf Tour zu gehen?
Flo: Es war super. Es war aber auch sehr praktisch für mich, ich habe einfach gemacht was der Aren wollte. Wir haben im Laufe weniger Proben das Album erstellt. Ich hab da schon auch meinen Input gehabt, aber ich war wie ein Angestellter. Ich bin da hingegangen, hab das Zeug runter gefeuert. Auf Tour sein war super, ich hab zwei neue Freunde kennen gelernt und das wars. Hier ist es ein bisschen anders, weil man hier zwei kreative Köpfe hat, die aufeinander treffen.
Aren: Es ist nicht nur ein bisschen anders, sondern ganz anders. Es war so schön.
Flo: Und das ist dann halt doch ... also es gibt da Reibungen, die ich so vorher nicht kannte. Ich verstehe jetzt auch meine Mit-Musiker bei Sportfreunde, die sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn sie mit mir diskutieren. So geht es mir manchmal mit dem Aren. Aber Reibung erzeugt ja auch Fortschritt.
Gab es denn viel zu diskutieren?
Flo: Eher ein paar Kleinigkeiten. Beide sind wir ja sehr energetische und nach vorne strebende Typen, das eint uns.
Aren: Das schöne ist ja - und das beobachte ich sehr gerne - das es eine sehr fruchtbare Diskussion ist. Und solange man zuhört und sich drauf einlässt, wird es nur besser. Das merkt Flo und das merke ich.
Flo: Es wird dahingehend besser, dass immer mehr von meinen Wünschen durchgesetzt werden.
Aren: Am Ende ist es dann so, wie es sein muss. Man muss sich aus der Komfort-Zone bewegen. Ich hab meine, er hat seine und dann muss man sich einfach in der Mitte treffen. Und grade mit 45 - sorry, 44 - wird es schwieriger. Aber es macht Spaß und ich sehe da auf jeden Fall Potential, im Sound von Taskete!. Denn sie ist wie gesagt sehr schnell entstanden, diese Platte. Und grade bei den neuen Songs, die wir geschrieben haben, bin ich ein Riesen-Fan. Und ich weiß, dass die nochmal eine Schippe drauf legen.
Ich bin gespannt. Ihr spielt ja heute Abend als Vorband für Blackout Problems und in einem kleinen, gemütlichen Club wie dem Kula. Was ist für euch das besondere an so kleinen Konzerten?
Flo: Also wir haben mit den Sportfreunden vor zwei Jahren hier gespielt. Ich finde die Nähe und die Interaktion mit dem Publikum reizvoll. Ich könnte nicht sagen, dass es mir vor 80.000 mehr Spaß macht, als vor 200. Den Laden hier finde ich sowieso super. Nette Leute hier. Aren hat beim Reingehen festgestellt, dass er mit Harmful vor vielen Jahren da war. Und der, der uns aufgesperrt hat, den Dennis, den gab es noch gar nicht, als die ersten Konzerte von Harmful statt fanden. Reizvoll ist es immer sehr nah am Publikum zu sein und das ist hier definitiv der Fall.
Aren: Für mich war es keine große Umstellung, ich fühle mich in dieser Club-Größe zuhause. Ich kenne es auch nur als Support-Band in größeren Hallen zu spielen – deswegen ist alles gut. Könnte sich aber langsam mal ändern.
Wie sah die Album am gemeinsamen Album konkret aus? Ihr habt ja schon erzählt, dass jeder ein paar Songs mitgebracht hat, aber wie war es dann als ihr euch zusammen gesetzt habt?
Aren: Es war eigentlich so, dass Flo mir Demo-Tracks geschickt hat, die er im Keller aufgenommen hat. Am Anfang hab ich mit gedacht, okay, ja, gut, da ist so eine Unbekümmertheit mit der er diese Songs gemacht hat. Die haben so eine Leichtigkeit gehabt und so eine Catchiness, die mir gefallen hat. Ich fand es sehr interessant, dass das mit Harmful überhaut nichts zu tun hatte. Und das war mir auch sehr, sehr wichtig. Und dann habe ich gesagt, okay, komm lass uns treffen. Bei den ersten Treffen, bevor wir überhaupt diese Songs angegangen sind, haben wir dann nebenbei "The Power & The Holy Ghost", "Monologue", diese härteren Sachen gemacht. Immer mal wieder einen Song genommen, durch arrangiert, so ein bisschen auch mein Gusto rein gebracht, so mit krachigen Mittelteilen, ohne den Song kaputt zu machen. So dass ich mich da auch ein bisschen zu Hause fühle und er sich da auch zu Hause fühlt. Das war einfach dieses Geben und Nehmen. Und dann war es so, dass ich gesagt hab, lass mich mal ein paar Songs auszuprobieren. Flo mir immer wieder gesagt hat, geh aus dieser Harmful-Zone raus, mach mal was anderes. Das war für mich schon sehr schwer, weil ich so eingefahren bin. Rock, da wo ich mit Harmful war, da fühle ich mich zu Hause. Es ist sehr sehr schwer, da raus zu gehen, aber es hat geklappt – durch Foltermethoden von ihm.
Flo: Richtig.
Wie hast du ihn gefoltert?
Flo: (lacht) Mit so Feuerzeugen und Brennmaterialien.
Aren: Mit Beleidigungen! Nein, es war sehr gut und sehr fruchtbar. Immer wieder dieses: Versuch mal was anderes zu machen, weg von Harmful. Das war ja auch meine Intention, aber das ist nicht so einfach.
Warum habt ihr gleich ein ganzes Album aufgenommen und nicht erst eine EP?
Aren: Stimmt eigentlich ...
Flo: Ich hab tatsächlich den Sinn einer EP nie verstanden, wobei nein, das ist falsch. Ich war nie erpicht darauf. Wir haben in 20 Jahren Sportfreunden nie eine EP veröffentlicht.
Aren: Das ist eigentlich interessant. Warum fragst du das?
Das ist ja schon das übliche Vorgehen. Man startet ein neues Projekt, macht ein paar Songs und sobald man eine Handvoll zusammen hat, packt man alles auf eine EP und guckt, wie die Leute das überhaupt finden.
Flo: Ich glaube, das ist auch der Tatsache geschuldet, dass wir an unterschiedlichen Orten leben. Und wenn wir uns aufs Proben eingelassen haben – entweder in Frankfurt oder in München – wussten wir: Okay, fokussieren. Jetzt muss viel passieren, in den wenigen, meistens waren es zwei, Tagen. Jeder hat ja auch Familie zu Hause und muss andere Sachen machen. In den zwei Tagen passiert dann extrem viel und somit sind auch viele Lieder dabei entstanden. Als wir das Angebot hatten, nach Berlin zu fahren, war uns beiden klar, wir ballern in der Zeit alle zehn Lieder rein, egal was ist.
Aren: Wir haben drüber geredet: Machen wir ein Album? Und Flo meinte dann, keinen Druck. Und Moses dachte sowieso, wenn wir zwei Songs aufnehmen, dann bin ich schon happy. Ich glaube übrigens, dass die Aufmerksamkeit eines Album größer ist, als die einer EP, grad in unserem Genre. Wenn wir uns jetzt mit dem Album noch Zeit gelassen hätten, wäre das Momentum verloren gegangen. Und ich mache auch lieber ein zweites Album hinten dran. Flo und ich, wir sind nicht die Sorte Leute, die geduldig sind. Wir arbeiten gerne schnell. Machen, den Moment genießen, spontan sein. Ich sehe Taskete! auch nicht als eine Band die fünf Wochen im Studio ist und aufnimmt.
Flo: Finanziell auch schon.
"Taskete ist Allround-Musik."
Ich hab eine Review auf gästeliste.de gelesen und der Rezensent meinte, man kann euch mit den frühen Queens of the Stone Age vergleichen.
Flo: Den Vergleich haben wir vor allem bei einem bestimmten Lied auch schon erkannt. Da haben wir uns nichts dabei gedacht, fühlen uns aber in der Ecke gut aufgehoben. Ich finde sowieso, dass wir bei den wenigen Rezensionen, die ich gelesen hab, immer ganz gut weg kommen. Wir sind Grunge-Kids, zumindest ich, in den 90ern aufgewachsen, Aren mit ein bisschen härterer Schiene, und deshalb liegt es nicht so fern, dass wir den damaligen Bands unbewusst huldigen. Es gibt ja im Moment nicht so viel erdige, handgemachte Musik, da kommt es eher zum Vergleich mit 90er-Jahre-Helden, wobei grad die Queens Of The Stone Age immer noch einen Spitzen-Sound machen. Ich finde den Vergleich schön, wenngleich ich uns in keinster Weise als Plagiat sehe.
Aren: Ich sehe uns eher in der härteren Ecke als Queens Of The Stone Age.
Flo: (lacht) Ich seh mich viel eher in der poppigen Ecke. Eher so bei den White Stripes.
Aren: Nee, es ist schon beides. Wir haben sehr harte Seiten, die Queens Of The Stone Age nicht haben und wir haben sehr poppige Seiten ...
Flo: ... die Queens of the Stone Age nicht haben.
Aren: Die Songs, die in der Mitte sind, erinnern dann an die Queens.
Flo: An Neunziger-Bands allgemein.
Aren: Die Queens klingen ja auch nach Masters Of Reality, die Kings, jeder hat so seine Einflüsse. Am Ende haben wir zwölf Töne, und auf denen versuchen wir seit Jahrhunderten, Songs zu generieren.
Flo: Haben die Araber nicht mehr?
Aren: Nee, die haben auch nur zwölf.
Flo: Aber du hast doch mal was mit so Sechzehntel-Zwischentönen ...?
Aren: Ach so, die Blue Notes.
Ihr habt ja vorhin den Song "The Power & The Holy Ghost" schon angesprochen. Das ist der Opener des Albums und ein Instrumental-Stück. War das bewusst als eine Art Intro gedacht oder hat sich das ergeben?
Flo: Als wir das Album fertig hatten, war uns klar, das könnte unser Intro sein. Und das es Instrumental bleiben soll, war auch recht schnell klar. Aren hat ein Riff ausprobiert im Proberaum, da hat sich dann immer mehr geschichtet. Wir haben dann auch nicht lang rumprobiert, wir wussten, wir machen keinen Refrain und dann war klar: Das ist es. Das angesprochene Momentum.
Aren: Das ist auch eine Falle, dieses Lied. Das Album geht los und du denkst dir "Was geht da ab?". Dann kommt "Monologue", dann kommt "Inner Revolution". Das ist eine Reise. Und ich finde es schön, dass es so anfängt und nicht andersrum. Wir hätten auch poppig anfangen können.
Flo: Erst so richtige Watschen, zum Aufwachen.
Aren: Links und rechts einen rein, damit die ganzen Leute, die sagen "Häh, was ist mit denen los?" mundtot gemacht werden.
Zu "Inner Revolution" gibt es auch in Video, in dem Sumo-Ringer vorkommen. Gleichzeitig steht ihr vor einem Wohnwagen und spielt. Was ist jetzt der perfekte Anlass um Taskete! zu hören? Zum Sumo-Ringen oder für einen Tag im Grünen?
Flo: Taskete! ist vor allem ein sehr guter Soundtrack zum Auto fahren, aber auch zum Abhotten in der Disko. Taskete! ist fürs Kochen sehr gut, aber auch wenn man Sport treibt. Liebe machen – auch sehr gut, wenn man sich da immer in den Takt fallen lässt.
Aren: Zum Hausaufgaben machen. Oder für die Uni.
Flo: Für Erziehung, so als didaktische Maßnahme. Taskete! ist Allround-Musik.
Für alle Lebenslagen also.
Flo: Und alle Lebensfragen.
Ich hab mal versucht Taskete! zu übersetzen und es heißt ja im weitesten Sinne "Obacht".
Flo: Richtig.
Muss sich das Publikum jetzt vor euch in Acht nehmen heute Abend oder wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Flo: Vor mir nicht, auf alle Fälle. Aber Aren, wenn der schlecht drauf ist ...
Aren: Also mein Minusrekord sind ... Wie vielen Leuten habe ich ...(rechnet) Siebzehn! Siebzehn Watschen hab ich verteilt.
Flo: Das ist ja noch okay.
Aren: Ja, und fünf halt krankenhausreif. Aber wenn alle klatschen ...
Flo: Und gut Merch kaufen ...
...dann ist alles cool?
Aren: Ja, aber wenn die Einnahmen unter 1000 Euro liegen, dann bin ich schlecht drauf. Dann schließe ich auch gerne mal den Club von innen zu. (lacht)
Flo: Aber ich erkläre es tatsächlich gerne, weil es eine lustige Geschichte ist. Ein Kumpel von mir hat eine japanische Freundin und mit dem war ich im Urlaub. Er wollte mich vor einem Hundehaufen warnen und im Affekt ist ihm nur auf Japanisch dieser Satz "Taskete!" eingefallen. Und ich so: Was hast du jetzt gesagt? Taskete? Das ist ja super. Taskete! Wie ein Band-Name. Eigentlich schreibt man es Tasukete, aber spricht es Taskete. Und ich dachte, das ist schön. Drei Monate später kam mir die Idee mit dem Aren und Taskete war von Anfang an eine Möglichkeit eines Bandnamens. Viele andere sind immer wieder hinten runter gefallen, Taskete war immer oben mit dabei. Und letztendlich haben wir uns dafür entschieden.
Aren: Rakete, Askete.
Flo: Muskete.
Aren: Machete.
Flo: Asket. Der Asket. Der Enthaltsame.
Aren: Aber wir wollten mehr Power, mehr Druck.
1 Kommentar
Bei Taskete! möchte man vor allem ganz schnell aus der Konzert-Zone, das soll hier Mal angemerkt werden.