Porträt

laut.de-Biographie

The Chapman Family

"THE CHAPMAN FAMILY IS NOT A CULT"! Oder etwa doch? Den Bandslogan tragen eingefleischte Fans auf der Brust, was dann doch stark an ritualisiertes Handeln erinnert, im Falle der Briten aber eindeutig mit Augenzwickern zu verstehen ist.

Wer aus der Einöde im Nordosten Englands stammt, legt sich wohl aus Selbstschutz einen etwas kruden Humor zu: Benannt haben sich die vier nach dem Mörder John Lennons, die Beatles seien ohnehin die meist überschätzte Gruppe aller Zeiten, erklärt Sänger und Gitarrist Kingsley, der zeitgenössische Indie-Musik für "immer modischer und zugleich zunehmend lahmer" befindet und sich deshalb 2006 mit seinem Bruder Paul (Gitarre) dazu entscheidet, The Chapman Family zu gründen.

Mit von der Partie sind zunächst Bassistin Lucy Chapman und Drummer Phil Chapman, den man erst zwei Wochen vor dem Debüt-Gig in Stockton bei einem DJ-Set aufgabelt. Kunststudent Kingsley kümmert sich um das Band-Artwork, präsentiert entsprechende Bilder Mitte 2006 bei einer Ausstellung und macht so auch die heimische Musikpresse auf The Chapman Family aufmerksam. "She Didn't Know", ein früher, noch nicht ganz reifer Indie-Pop-Song, erscheint im Herbst auf der deutschen "New British Invasion Vol. 2"-Kompilation, derweil supporten die Vier aufstrebende englische Kollegen, z.B. The Enemy oder Reverend And The Makers.

NME und Artrocker werden auf das Quartett aufmerksam und pushen gehörig. "Zu wahrer Größe bestimmt", heißt es im April 2007 im New Musical Express, "Hochgeschwindigkeits-Zitter-Pop gemacht, um die Hüften aller anspruchsvollen Indie-Kids zum wackeln zu bringen", urteilt die Artrocker-Fraktion. Kurze Zeit später steigt Lucy aus. Man findet kurzfristig Ersatz, trotzdem "erleben Newcastle, Sheffield und Stockton daraufhin die drei schlechtesten Gigs in der Musikgeschichte", gesteht die Band.

Nichtsdestotrotz wird das Leedser Dance To The Radio-Label auf die Chapmans aufmerksam und veröffentlicht "You Think You're Funny", ein Maximo Park-ähnliches Stück, dass später von allen Live-Sets verdammt wird, auf dem "Out Of The Woods And Trees"-Sampler. Auf der Bühne geht es stets ordentlich zur Sache: man zertrümmert diverse Instrumente und ruft per MySpace-Seite zum Gitarren-Spenden auf! Im Sommer tritt Pop Chapman bei, obwohl er zuvor nie Bass gespielt hat, aber dafür umso schneller lernt und einen große Portion Begeisterung sowie Action mitbringt.

Im selben Jahr veröffentlicht das Quartett "You Are Not Me" auf Vinyl, der eigene Stil scheint endlich gefunden. Radio-DJ Steve Lamacq zeigt sich begeistert und spielt den Track rauf und runter. Ohne auch nur ein einziges Demo zu versenden, ergattert man 2008 einen Platz beim Glastonbury. Kurz vor dem Festival-Auftritt fällt Pop Chapman allerdings vom Balkon eines Nachtclubs und man steht erneut kurzfristig ohne Bassist da. Doch Pop erholt sich und ist bald wieder fit. Bei den darauffolgenden Herbst-Touren in Großbritannien und Deutschland zeigt sich die Chapman Family in Höchstform.

In der Heimat polarisieren die Jungs, "da gibt es kein Dazwischen, entweder bist du für oder gegen uns", erklärt Kingsley. "Ich bin wirklich stolz über den Fakt, dass sogar die Leute in unserer Umgebung uns entweder wirklich sehr mögen oder total hassen". Letztendlich gehe es nämlich vor allem um eins: das Publikum bestmöglich zu unterhalten. Im Falle der Chapmans mündet dieser gute Vorsatz in äußerst enthusiastische Shows und überraschenden, noisigen Indierock.

Surftipps

  • MySpace.

    Die MySpace-Seite als Homepage. Die Chapmans informieren nahezu stündlich!

    http://www.myspace.com/thechapmanfamily

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