laut.de-Biographie
The Exaltics
Dass der derzeit wohl wichtigste Underground-Electro-Act Deutschlands aus Jena stammt, kommt wohl zumindest etwas unerwartet. The Exaltics heißt das Projekt von Robert Witschakowski-Jockel, das kosequente Gesichtsmaskierung mit Acid, Techno und dem Kerngeschäft Electro vereint.
Im Gegensatz zur extrem cleanen Spielart des Genres, wie sie etwa der Frankfurter Kollege Anthony Rother schon vor der Jahrtausendwende populär machte, scheint Witschakowski vornehmlich das Rätselhafte, das Morbide anzuziehen – freilich nicht ohne eine gewisse Portion Humor.
Um technologischen Fortschritt, das Futuristische, das Electro seit seiner Genese auf der wohl etablierten Detroit-Berlin-Achse eingeschrieben ist, geht es gar nicht so sehr. Der Blick wandert eher ins All und hin zum extraterrestrischen Leben. "WE ARE NOT YOUR FRIENDS" prangt beispielsweise auf den Exaltics-Hoodies, an außerirdisch-popkulturellen Bilderwelten bedient man sich gern.
Witschakowski startet seine Karriere in der elektronischen Tanzmusik als Resident DJ des prestigeträchtigen Jenaer Clubs Kassablanca, organisiert in der 110.000-Einwohner-Stadt Partys mit Detroiter Legenden wie Robert Hood oder Jeff Mills und legt neben ihnen auf.
Möglicherweise erklärt das, wieso der Exaltics-Sound klingt, wie er nun mal klingt. Schnelle, drückende, teils eher konventionelle Electro-Stabs schleudert Witschakowski über für das Genre doch sehr rasche, interstellar anmutende Beats, die stellenweise bis zum Techno vordringen. Diese Erfolgsformel praktizierte er auf etablierten Labels wie Transient Force oder dem niederländischen Label Clone, auf dessen West Coast Series das 2019er Album "II Worlds" erscheint, und dem eigenen Imprint SolarOneMusic.
Immer wieder kooperiert Witschakowski außerdem mit Heinrich Mueller alias Rudolf Klorzeiger alias Gerald Donald, der als die verbliebene Hälfte der Genre-Koryphäen Drexciya definitiv zum Prominentesten gehört, was im Electro-Orbit rumschwirrt. So geschehen auf "Project STS-31 - Spiralgalaxie" (2016), "Das Heise Experiment 2" (2018) oder auf "Dimensional Shift" (2020).
Bei all dem ausladenden konzeptionellen Überbau, den Electro hat, dem strikten Blick zum Firmament, der Progressivität, dem Technozentrismus, erfrischt, dass Witschakowski seine Musik nicht unnötig verkompliziert, nicht zwanghaft ins Abstrakte abzudriften sucht: "Bloßer Lärm bedeutet mir nichts. Dunkle Synths in Verbindung mit komischen Geräuschen, die eine einzigartige Stimmung hervorbringen, liebe ich hingegen", sagt er dem Monument Magazine 2019.
Das Erfolgsrezept bleibt so simpel wie genial: Hochwertig produzierte, bedrohliche Musik mit aggressiven Beat-Strukturen – wer hat es da schon nötig, mit dubiosen Experimenten zu beeindrucken?
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