laut.de-Biographie
Jeff Mills
Wenn der hagere Mann aus der düsteren Industriemetropole Detroit an den Plattenspielern steht und seine Vision einer neuen Musik zelebriert, ertappt man sich ein ums andere Mal dabei, wie man das Tanzen vergisst und sich beeindruckt die Performance von Jeff Mills anschaut. Im zwei Minuten Rhythmus wirft Mills immer neue Scheiben auf die Plattenteller, synchronisiert die Beats, schraubt am Mischpult, der Beat geht weiter, das neue Stück läuft. Kein Wunder, dass Jeff Mills, am 18. Juni 1963 in der Autostadt Detroit geboren, zu den wegweisenden und einflussreichen Deejays und Produzenten nicht nur der amerikanischen Technoszene gilt.
Stilistische Zwänge kennt Mills bei seinen Sets offenbar keine. Monotoner, hart stampfender, dem Industrial verwandtem, dunkler Detroit Techno auf der einen und minimal filigrane Geräuschmalerei auf der anderen Seite sind die Pole, zwischen denen sich Mills in seiner Arbeit bewegt. Neben seinen Soloarbeiten hat ihn vor allem die Zusammenarbeit mit "Mad" Mike Banks und Robert Hood als Underground Resistance zu einem der progressivsten Technomusiker der 90er Jahre werden lassen.
Ende der 80er machen sich Mike Banks, Robert Hood und Jeff Mills, mit ähnlichen musikalischen Vorlieben behaftet auf, gemeinsam musikalisches Neuland zu entdecken und mit ihrem Labelkonzept Underground Resistance Detroit zu einer Stimme zu verhelfen. Nach Juan Atkins, Kevin Saunderson und Derrick May, die seit Mitte der 80er durch die Verbindung von schwarzem Funk und europäischer Elektronik wegweisende Sounds kreieren, bilden Jeff Mills, Robert Hood, Mike Banks, Carl Craig und Joey Beltram die zweite Generation von Technomusikern aus Detroit. Underground Resistance bleibt jedoch nie nur auf die drei Gründungsmitglieder beschränkt. Vielmehr verstehen sich Underground Resistance als ein loser Zusammenschluss von Künstlern mit ähnlichen ideologischen Prämissen. Bis Mills 1992 schließlich nach New York umzieht, veröffentlichen Underground Resistance zahlreiche Maxisingles, die noch heute Maßstäbe setzen.
In New York beginnt Mills für das Berliner Label Tresor zu arbeiten, wo er unter anderem die beiden Longplayer "Waveform Transmissions Vol. 1" und "Waveform Transmissions Vol. 3" veröffentlicht. Gleichzeitig etabliert er sich mit der Gründung seines Axis Labels endgültig als anerkannter Produzent, wie kurz darauf auch sein Freund Robert Hood, dessen Label M-Plant ebenfalls zu den Topadressen in Sachen elektronischer Musik gezählt werden darf. Wenige Jahre später schafft sich Mills mit seinem Purpose Maker-Label ein zweites wichtiges Standbein, das bereits nach wenigen Releases Kultstatus genießt. Mit seinem Sublabel Tomorrow geht Mills Ende der 90er erneut experimentelle Pfade, zusätzlichen zu seinem unermüdlichen Release-Schedule auf Axis und Purpose Maker.
2002 legt Mills mit "At First Sight " nach Jahren der Abstinenz endlich wieder einen Longplayer vor, der den düsteren Charme von Detroit hinter sich lässt und mit überraschend leichten Grooves begeistert. Zwei Jahre später startet er mit "Exhibitionist" ein umfangreiches CD/DVD-Projekt. An drei Turntables gibt Mills eine Lehrstunde in Sachen Techno.
Nach Film-Soundtracks für Metropolis und Buster Keatons "The Three Ages" wagt sich Mills 2005 an ein Großprojekt. Am Pont Du Gare führt er zusammen mit einem klassischen Orchester seine Tracks auf. Die CD/DVD "Blue Potential" dokumentiert den einmaligen Event aus dem Sommer 2005.
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