The Magnetic Fields - " I"

"Feels like December, but it's May." Die Worte aus "Is This What They Used To Call Love?", dem dreizehnten Stück des siebten Magnetic Fields-Albums beschreiben passgenau die Stimmung der gesamten Platte, die sich so gar nicht verstehen mag mit dem draußen herrschenden Frühling. Trotz jahreszeitgemäßer Thematik: es geht um die Liebe.

Doch für Stephin Merritt, Komponist, Multiinstrumentalist, Sänger und Produzent der Magnetic Fields ist die Liebe eine stets schmerzhafte, voller - mindestens potentieller - Enttäuschung, etwas das man sich einfängt, wie eine lästige Erkältung ("If there's such a thing as love, I've caught it"). Und deshalb sind seine Lieder oft schwermütig-schleppende, dabei immer eingängig-melodiöse und augenzwinkernd-larmoyante kleine Balladen. Anstrengend, diese Liebe.

Schon vor vier Jahren veröffentlichten die Magnetic Fields eine 3-fach-CD mit 69 Liebesliedern. Der Name: 69 Love Songs. Klare Ansagen sind Merritts Sache. Das vorliegende Album heißt "I". Nicht im egozentrischen 'Me, myself and ...'-Sinne, sondern als rein willkürliches Ordnungssystem. Die Stücke beginnen alle mit dem Buchstaben I und sind der Einfachheit halber auch alphabetisch sortiert, von "I Die" bis "It's Only Time".

Im Unterschied zu seinen bisherigen, eher elektronischen Werken verwendet Merritt auf "I" keine Synthesizer. Spärlich-folkig instrumentiert schleppen sich die Liebes- und Leidklagelieder dahin. Immer gespickt mit unwiderstehlich schönen Melodien und Harmonien, die Merritt stets Vergleiche mit Brian Wilson und Phil Spector einbringen. Auf Albumdauer eröffnet sich jedoch auch, warum Banjo und Ukulele in der zeitgenössischen Populärmusik eine eher untergeordnete Rolle spielen: Irgendwann nervt's. Dennoch: "I" ist kunstvoll geklöppelter Kammerpop, eine willkommene Abkühlung an scheußlich strahlenden Sonnentagen.