25. Januar 2019

"Trumps Mauer ist ein einziger Witz"

Interview geführt von

39 Jahre sind genug: Die britische Ska-Institution The Specials veröffentlicht kommende Woche ein neues Studioalbum.

Am 1. Februar erscheint mit "Encore" ein neues The Specials-Studioalbum. Für Eingeweihte eine kleine Sensation, ist es doch die erste Platte mit Originalsänger Terry Hall seit "More Specials" aus dem Jahr 1980. Die Gruppe gründete sich im Zuge der Punkbewegung 1978 in Coventry und setzte mit ihrem selbst gegründeten Label 2-Tone eine Jugendbewegung in Gang, deren Stilistik sich in Sound, Mode und einem ausgeprägten politischen Bewusstsein niederschlug. Mit ihren Songs positionieren sie sich gegen Rassismus und Diskriminierung jeder Art. Zusammen mit den Labelkollegen Madness und The Selecter verwies ihr schneller Ska-Sound auf die jamaikanischen Erfinder aus den 60er Jahren. Ihr '79er Debütalbum "Specials" ist ein Meilenstein der britischen Musikgeschichte.

1981, im Jahr ihrer Auflösung, landete die Band mit "Ghost Town" ihren größten kommerziellen Hit. Seit Jahren geben die Originalmitglieder Terry Hall, Lynval Golding und Horace Panter wieder Konzerte, 2015 starb Drummer John Bradbury. Nur Bandgründer Jerry Dammers blieb der Reunion fern. Wir sprachen mit Terry Hall über die Gründe für das Albumcomeback.

Terry, ein neues Specials-Studioalbum steht an, mit neuen Songs und neuen Coverversionen. Ihr tretet ein großes Erbe an: Spricht man über die Specials, dann erinnern sich die Menschen an Songs, die ihr vor 40 Jahren geschrieben habt. Was macht das mit einem?

Terry Hall: Das ist okay. In den 40 Jahren danach habe ich ja auch viele Songs geschrieben. Manche sind auf Gegenliebe gestoßen, andere nicht. Aber ich hinterfrage das gar nicht so genau: Seit ich 18 Jahre alt bin, bestimmt Songwriting mein Leben. Ich kann mich sehr glücklich schätzen.

Euer neues Album "Encore" beginnt mit dem Cover "Black Skin Blue Eyed Boys" und erinnert nicht unbedingt an euren Trademark-Sound. Ich dachte im ersten Moment, es läuft eine Kool & The Gang-Platte.

Knapp daneben. Ich merke es mir fürs nächste Mal. Nein, es ist einfach einer der Lieblingssongs von Lynval und mir. Immer wieder wurde geschrieben, die Specials seien die erste gemischtrassige Band gewesen, dabei waren das The Equals. Mit dem Song danken wir ihnen praktisch dafür, dass sie uns den Weg geebnet haben.

Wie liefen die Studioaufnahmen nach ab? Dauerte es lange, bis ihr auf einen gemeinsamen Nenner kamt?

Richtig ernsthaft sprechen wir seit etwa einem Jahr über die Platte. Mit dem 40. Bandjubiläum, das wir dieses Jahr feiern, stieg auch die Nachfrage nach Konzerten. Darauf hatten wir zwar Lust, aber wir wollten den Leuten bei der Gelegenheit auch neue Songs vorstellen, so dass ein Mix aus Alt und Neu entsteht. Dann ging alles relativ schnell: Wir komponierten die Stücke in ein paar Monaten und sind dann für sechs Wochen in ein Studio gegangen.

Gab es irgendwelche Bedingungen seitens Universal, etwa dass ihr ein reines 2-Tone-Ska-Album vorlegen sollt?

Nein, das lief alles reibungslos. Unser A&R in London stellte sich uns als Fan vor, der die Band gerne zu Universal holen würde. Als er später fragte, ob er Demos hören könnte, sagten wir: Nein, dazu besteht kein Anlass, du wirst es mögen. Und wie sich heraus gestellt hat, haben wir recht behalten, das Label mag die Platte.

"People won't be black or white" ist eine Zeile aus dem ersten Stück. Beziehst du dich direkt auf euer antirassistisches Image aus den alten Zeiten?

Daraus spricht eher die vielleicht idealistische und naive Hoffnung, dass die Menschheit irgendwann einmal über Farben hinwegsehen wird. Eine Haltung, mit der man uns natürlich auch schon immer verbindet. Innerhalb der Band betrachten wir uns schließlich auch nicht als Schwarze und Weiße, sondern als Menschen.

"Vote For Me" ist ein klassischer Specials-Reggae. Im Song geht es Politikern und deren leeren Versprechungen an den Kragen. Wie enttäuscht bist du mit der aktuellen Politik?

Wo soll ich anfangen? Ich habe schon mein ganzes Leben Probleme mit Politikern. Sie denken, nur weil sie gerade eine Agenda haben, müssen wir ihr folgen. Doch am Ende lassen dich Politiker meistens im Stich. Als New Labour mit Tony Blair in den 90ern groß wurde, lag die Hoffnung in der Luft, dass sich endlich etwas ändern, dass die Partei einen neuen Weg gehen würde. Das Gegenteil ist passiert. Ich habe sämtliches Vertrauen in die Labour-Partei verloren, die ich bis zum damaligen Zeitpunkt ausnahmslos seit meiner Jugend gewählt habe. Wenn ich heute auf Labour schaue, ist da nur noch Zynismus. Warum sollte ich Labour wählen? Es gibt keinen vernünftigen Grund.

Du wählst also gar nicht mehr?

Doch, aber ich wähle nicht mehr blind wie früher. Ich komme aus einem streng sozialistischen Elternhaus, es wurde niemals etwas anders als Labour gewählt. Aber das ist vorbei, ich kann einfach keine Menschen mehr wählen, denen ich nicht vertraue. Wählen an sich ist natürlich wichtig.

Und welche Partei bleibt dann noch?

Ich habe zumindest nie die Tories gewählt und ich werde sie nie wählen, so viel kann ich an dieser Stelle verraten.

"Das Handy ist zum besten Freund des Menschen geworden"

Der Beginn von "Vote For Me" ist ein schöner Kniefall vor "Ghost Town", wie ich finde.

Ich habe das jetzt schon öfter gehört, aber ich sehe die Verbindung nicht. Die Bassline von Horace war als erstes da. Vielleicht wegen des gemächlichen Tempos und des damit einhergehenden Gefühls. Als wir die Platte machten, ging es auch gar nicht darum, eine Single zu komponieren. Das ist ja nicht unser Job. Daran hat uns erst das Label erinnert, nachdem wir alles aufgenommen hatten.

Vielleicht habe ich mich undeutlich ausgedrückt, es ging mir in erster Linie um die vier Anfangsakkorde des Songs, die an "Ghost Town" erinnern.

Ach so. Nun, da es der Song ist, mit dem wir damals aufgehört haben, ist es sicher in Ordnung, wenn wir heute daran anknüpfen.

In einem anderen Song singst du: "Social media is a trend that will send us all around the bend". Wie pessimistisch bist du bezüglich der Neuen Medien?

Ich habe vor langer Zeit mal mit einem Freund über den menschlichen Verstand diskutiert. Wir hatten beide das Gefühl, dass wir gerade miterleben, wie Technologie zum ersten Mal den menschlichen Verstand verdrängt. Im Sinne von: Eher folgen wir der Technologie, als dass sie uns folgt. Twitter, Facebook und Instagram gibt vielen Menschen eine Plattform, die im Prinzip wenig zu sagen haben. Oder zumindest nicht viele positive Dinge, wodurch die Idee einer Gesellschaft zerstört wird. Auf der Straße grüßt dich niemand mehr, weil alle auf ihr Handy starren, Nachrichten schreiben, zocken oder ein Foto von sich machen. Das Handy ist zum besten Freund des Menschen geworden. Ich finde das bizarr.

Willst du damit sagen, dass früher alles besser war?

Nein, aber ich persönlich möchte die Zeit ohne Handys nicht missen, weil man eben gerade nicht immer erreichbar war. Es hatte durchaus seine guten Seiten, auch mal von der Außenwelt isoliert zu sein. Das heißt nicht, dass ich gegen Smartphones bin. Nur bin ich weniger fixiert darauf als andere Menschen. Ich muss nicht 24 Stunden am Tag für alle verfügbar sein.

Dann hast du vermutlich auch keinen Instagram-Account.

Nein. Ich meine, natürlich könnte ich mir zwei Stunden lang Bilder auf Instagram anschauen, aber ich kann in diesen zwei Stunden auch in meinen Garten gehen und einen Baum pflanzen, wenn du verstehst was ich meine.

Den Song "Blam Blam Fever" kannte ich nicht und dachte zuerst, es sei ein alter Judge Dread-Song.

Nein, aber er ist aus dieser Periode. Ich kannte den Song auch nicht. Horace hat ihn angeschleppt. Und die Specials sind nun mal bekannt für Coverversionen. Der Text des Songs ist leider aktueller denn je: Nicht nur Jamaica hat nach wie vor ein Problem mit Schusswaffen, auch Großbritannien. Messerverbrechen sind ja schon eine Art Trend geworden.

"10 Commmandments" konnte ich sofort zuordnen, ein Prince-Buster-Klassiker. Was bedeutet dir die Legende?

Der erste Ska-Song, an den ich mich erinnern kann, ist "Al Capone" von Prince Buster. Ich war besessen von dem Song. Später haben wir ihn ja im Specials-Song "Gangsters" zweitverwertet. Dann gab es von Prince Buster aber noch "The Ten Commandments Of Man", ein wirklich furchtbar sexistischer Song. Auch wenn er natürlich in einer anderen Zeit und in einem anderen Umfeld entstanden ist, wollten wir diesen Song auf den Kopf stellen. Daher haben wir unsere Freundin Saffiyah Khan gebeten, den Song aus einer Frauenperspektive heraus zu schreiben. Es sind also bei uns jetzt die Zehn Gebote der Frauen.

Eine wirklich coole Idee, zumal der Song eben einfach klasse ist.

Ja, ich denke es hat gut funktioniert, auch weil Saffiyah ja gerade mal 19 Jahre alt ist. Da schwingt noch diese Teenage Angst mit und diese großartige, leichte Naivität, die man nur in diesem Alter hat.

"'Ghost Town' war das perfekte Statement"

Die Ur-Mitglieder Roddy Radiation und Neville Staple sind nicht Teil dieser Specials-Reunion - die typischen Streitigkeiten unter alten Freunden?

Oh nein, ich habe mit überhaupt niemandem Streit. Neville ist krank geworden und konnte nicht mehr auf Tournee gehen. Und Roddy wollte schon vom ersten Tag an in 1978 nicht wirklich bei den Specials sein, er wollte seine eigene Band. Er hat es dann aber doch 40 Jahre mit der Band ausgehalten, bis er vor etwa drei Jahren dann doch eine andere vorzog. Also wünschten wir ihm alles Gute.

Was haben eure neuen Mitglieder Kendrick Rowe (Drums), Steve Craddock (Gitarre) sowie Produzent und Keyboarder Nikolaj Torp Larsen zum Sound beigetragen?

Die Grundidee war, dass es niemanden gibt, der im Stile eines Diktators anderen Vorschriften macht. Das habe ich alles hinter mir. Deshalb haben wir uns auch keinen externen Produzenten ins Boot geholt. Keine Egos, nur wir und unsere Vision. Das hätte natürlich alles auch fürchterlich schief gehen können, aber zum Glück haben wir alle in dieselbe Richtung gezogen.

Apropos Diktator: Als ihr euch vor zehn Jahren zum ersten Mal wieder alle getroffen habt, verließ euch Bandgründer Jerry Dammers schon nach kurzer Zeit, weil er angeblich der Chef im Studio sein wollte. Lynval kommentierte das damals mit den Worten: 'Wir sagten ihm, die Berliner Mauer ist gefallen und Diktaturen sind nicht mehr zeitgemäß'. War es wirklich so schlimm?

Nein, es war nicht schlimm, aber Jerry musste akzeptieren, dass in den letzten 30 Jahren jedes Bandmitglied ein eigenes Leben geführt hat. Wir haben alle Platten aufgenommen, haben Familien gegründet, Scheidungen durchgemacht, Todesfälle, was auch immer. Von daher kann eine Person schwerlich für alle sprechen, weder im Leben noch in einer Band. Jerry hat aber nun mal gerne die Kontrolle inne, also beschloss er zu gehen.

Wann hast du dich zuletzt mit ihm unterhalten?

Bei Brads Beerdigung (Specials-Drummer John Bradbury starb 2015). Aber da ging es eigentlich nur um Brad. Ich finde es nach wie vor schade, dass Jerry keine Songs mehr schreibt, denn darin ist er einfach sehr gut. Es ist eine Gabe, die man nutzen sollte. Ich fand es immer amüsant, wenn er behauptete, er sei die Person gewesen, die sich bei den Specials um alles gekümmert habe, denn das ist nicht wahr.

Heute kann ich das so deutlich sagen, früher war mir das ganze Thema zuwider. Ich meine, ich habe seit der Trennung von den Specials zehn oder elf Alben veröffentlicht, wohingegen Jerrys Output doch eher gering war. Vielleicht hat er mich ja letztlich mehr gebraucht als ich ihn.

Jahrelang hattest du aber kein Interesse an den zahlreichen Angeboten, wieder bei den Specials einzusteigen. Woher kam dieser Sinneswandel?

Der kam nach einer langen Krankheit. Es ging nicht einmal darum, bei ihnen einzusteigen, ich wollte einfach wieder auf ein Konzert gehen und meine alten Freunde sehen. Und es war einfach schön. Danach gab es ein Treffen, da Roger Daltrey die Band zu einem Auftritt im Rahmen seiner "Teenage Cancer Trust"-Charityshow in die Royal Albert Hall eingeladen hat. Nach meiner Krankheit habe ich einige Dinge in anderem Licht gesehen.

Hast du dir jemals das Specials-Album "Guilty Til Proved Innocent!", das deine Kollegen 1998 ohne dich veröffentlichten, angehört? Es war das erste Album mit neuen Studioversionen der Band seit den 80ern.

Nein, weil ich davon nichts mitbekommen habe. Ich war damals auf andere Musikrichtungen fixiert. Ich habe es mir später aber auch nicht angehört, weil ich nicht wüsste warum ich es tun sollte.

Ich sprach vor einigen Jahren mit Suggs und Woody von Madness, die sich noch genau an die 2-Tone-Tour 1979 mit euch und The Selecter erinnern konnten, die im Roundhouse in Chalk Farm losging. Wie sind deine Erinnerungen?

"Gangsters" haben wir bei uns in Coventry aufgenommen und ich hätte nie gedacht, dass dieser Song einmal über die Grenzen unserer Heimatstadt hinauskommen würde. Einige Labels hatten uns damals schon abgelehnt. Die größte Errungenschaft ist für mich, dass wir diese Platte dann selbst veröffentlicht haben. Diese 2-Tone-Bewegung nahmen wir einfach mit in jede Stadt und der Song wurde immer bekannter.

Suggs fand es unglaublich, einen Scheck über 30.000 Pfund von der Plattenfirma bekommen zu haben, was damals so viel wert war wie heute drei Millionen Pfund.

Das stimmt, wobei wir nie so viel Geld gesehen haben. Das meiste Geld, das wir damals verdienten, haben wir gleich wieder ausgegeben. Unsere Band war den Schulden immer näher. Aber das war nicht der Punkt, für mich war die Zeit wegweisend, denn vor der Band hatte ich absolut keine Zukunft.

1981 stand euer Song "Ghost Town" dann auf Platz 1 der UK-Charts.

Das waren schwere Zeiten, für Großbritannien, aber auch für die Band und diese Platte kam scheinbar genau im richtigen Moment. Aber die Band fiel bereits auseinander. Für mich hätte es kein besseres Ende geben können, "Ghost Town" war das perfekte Statement.

Es heißt, die Band fiel auch auseinander wegen steigender Aggression im Publikum. Es kamen immer mehr rechte Skindheads, die euch mit Flaschen bewarfen.

Das hat den Trennungsprozess sicher nicht aufgehalten. Die Rechtsextremen wurden zu dieser Zeit stärker, aber innerhalb der Band gab es ständig Meinungsverschiedenheiten. Es war einfach Zeit zu gehen. Fun Boy Three entstand auch nicht, um eine neue Band zu gründen, sondern um eine alte zu verlassen. Wir drei wollten nicht zwingend eine neue Band, wir wollten einfach nur die Specials loswerden. Lynval und ich waren zu der Zeit eng befreundet und wir konnten den ganzen Scheiß einfach nicht mehr täglich mitansehen. Der Vibe hat die Band und die Individuen zerstört.

"No job to be found in this country / the people getting angry": In Zeiten der Globalisierung und unwürdigem Brexit-Gezerre in der Politik klingen diese Songzeilen beängstigend aktuell. Ist "Ghost Town" der wichtigste Specials-Song?

Ich denke schon. Rückblickend spielt es keine Rolle, in welchem Jahr er veröffentlicht wurde, denn er hätte zu jedem Jahr gepasst. Aus dem Song spricht allerdings auch Optimismus, den wir gerade heute nicht aus den Augen verlieren dürfen. Etwa dass wir Menschen besser aufeinander achtgeben sollten, wobei ich vermute, dass man erst 60 Jahre alt werden muss, um daraus diese Schlussfolgerung zu ziehen.

Der Song ist erschienen, als Ronald Reagan US-Präsident und Margaret Thatcher britische Premierministerin war. Jetzt erscheint ein neues Specials-Album zur Ära Trump und Theresa May. Zufall oder höhere Macht?

Ironie und Horror zu gleichen Teilen. Wenig hat sich verändert. Bei Reagan und Thatcher dachten wir damals, es könnte nicht mehr lächerlicher werden, und nun das. Mit Trump hat die Politik ein surreales Level erreicht. Oft glaubt man gar nicht, dass das, was man sieht, tatsächlich gerade passiert. Die Sache mit der Mauer ist ein einziger Witz. Aber leider ist es doch keiner. Man glaubt ständig, man habe es mit einem verwöhnten Kind zu tun.

Gibt es einen Specials-Song, den du nicht mehr hören kannst?

Da ich 30 Jahre nicht Teil der Band war, gab es wohl gar nicht die Möglichkeit, dass es so weit kommen konnte. In der Band sind neue Leute und man entdeckt die alten Sachen aus einer neuen Perspektive heraus.

Es gibt eine fantastische "Ghost Town"-Version, die du in den 90ern mit Tricky aufgenommen hast. Damals hast du auch mit Dave Stewart oder Damon Albarn gearbeitet. Irgendwann war deine Lust an der Solokarriere dann aber vorbei.

Ja, aber das lag an meiner Krankheit. Ich bekam die Diagnose Schizophrenie und war manisch depressiv. Ich konnte mit dem Leben nicht mehr umgehen und nahm jahrelang Medikamente. Nachdem ich sie ein Jahr abgesetzt hatte, traf ich die Specials wieder und irgendwie fügte sich alles. Auch wenn es nun schon länger andauert, als ich es mir je hätte vorstellen können. Schließlich arbeite ich parallel an einem Soloalbum. Seit ungefähr 15 Jahren.

Tricky ist faszinierend. Als wir "Ghost Town" einmal live spielten, brach er den Song drei Mal hintereinander ab mit der Begründung der Beat sei zu langsam. Dabei kam er aus dem Sequencer, es war überhaupt kein menschliches Wesen involviert. Ich fand das großartig. Tricky verachtet so gut wie alles. Sehr komisch.

Massive Attack haben "Blank Expression" auf ihrem "Protection"-Album zitiert.

Zwischen Coventry und Bristol gab es immer Gemeinsamkeiten, es sind beides kleine Städte mit vielen Einwanderern. Der musikalische Output ist in mancher Hinsicht ähnlich.

Der bekannte 80s-Pop-Produzent Pete Waterman (Rick Astley, Kylie Minogue) ist bis heute stolz, in euren Anfangstagen kurzzeitig euer Manager gewesen zu sein. Ihr habt ihn aber gefeuert, oder?

Er managte uns maximal eine Woche oder sagen wir: Er bezahlte ein paar Demos. Von Management zu sprechen ist schon sehr weit hergeholt. Er hat uns jedenfalls keinen Plattenvertrag an Land gezogen.

Es gibt dieses Gerücht, dass er euch demonstrieren wollte, wie ihr auf der Bühne tanzen sollt.

Es ist mehr als ein Gerücht, er hat das getan. Das war ungefähr der Moment, als uns dämmerte, dass wir vielleicht mit jemand anderem arbeiten sollten. Es sah einfach nicht besonders gut aus.

Abschließende Frage: Wie wird sich ein möglicherweise harter Brexit auf die Specials als tourende Band auswirken?

Es ist eigentlich nicht lustig, aber unser allererster Auftritt der Tour ist in Köln und findet genau an dem Tag statt, an dem England offiziell nicht mehr Teil von Europa ist. Ich habe keine Ahnung, welche Auswirkungen die Sache auf uns haben wird. Aber mit dieser Ahnungslosigkeit sind wir ja bekanntlich nicht allein, was die Lächerlichkeit des ganzen Szenarios schön zusammenfasst.

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