laut.de-Biographie
The Spooks
Die vier Rapper Mr. Booka-T a.k.a. Bookaso, Water Water aka. Aqua Dinero, J.D. aka. Vengeance, Hypno und Sängerin Ming-Xia haben sich 1994/95 getroffen. Doch weder über die Umstände des Zusammentreffens, noch die genaue Herkunft ("irgendwo von der Ostküste") der Fünf ist Genaueres bekannt.
Diese mysteriöse Art gehört wohl dazu, wenn man sich "Spook" (englisch für Geist, benannt hat sich die Band nach der Novelle "The Spook Who Sat Beside The Door") tauft. Spukgestalten sind eben nicht so leicht zu fangen. "Der Grund, warum wir unsere Herkunft nicht preisgeben ist ganz einfach der, dass die Musik eines Rappers sofort nach seiner Heimatstadt kategorisiert wird. Und das wollten wir vermeiden." Ihr Sound sei viel zu verschieden, um sich in solche Kategorien pressen zu lassen, erklärt Water Water: "Im Flow unserer Raps kann man hören, dass jeder MC aus einer anderen Stadt kommt." Somit hat nicht jeder den selben Akzent oder Stil, was eine größere Bandbreite in den Songs und eine Abgrenzung zu anderen Hip Hop-Gruppen ausmacht.
Abgrenzen tut sich die Gruppe auch mit ihren musikalischen Vorbildern. Oder gibt es viele Rapper, die sich offiziell dazu bekennen, auf vermeintliche Weicheier wie die Radiohead, Björk, U2, Portishead oder James Brown zu stehen? Ihrer Musik tut's gut, sie konzentriert sich neben dem Erstellen guter Raps und Grooves stark auf die Herausarbeitung schöner und eingängiger Gesangsmelodien. Diese werden von Ming-Xia mit ihrer soulig-phatten Stimme auf elegante Weise in die Songs eingepasst.
Die ungewöhnlich beeinflussten Songs entstehen meist erst beim Jammen im Studio. "Wir gehen meist nicht mit einer vorher entwickelten Idee ins Studio", erklärt Mr Booker-T, "und wir setzen und auch nicht hin, rauchen was und warten bis wir schwarz werden. Die eine Regel, die wir haben, ist dass bei uns alle gleichberechtigt sind." Und so kann und soll jeder den anderen seine auch noch so verrückten Ideen präsentieren. Alle werden durchprobiert. "Und manchmal ist es gerade die verrückteste Idee, die wir am Schluss für einen Song benutzen", stellt Mr Brooker-T fest.
Ihre erste Single "Things I've Seen" haben die "Spooks" geschrieben, nach dem sie von den Produzenten des Films "Once in a Life" gebeten wurden, einen zum Movie passenden Song zu kreieren. "Der Song zeigt die Gegensätze auf, die auch im Film dargestellt werden", so Ming-Xia. Die Philosophie der Spooks ist, die Themen ihrer Songs immer von verschiedenen Seiten zu beleuchten, ohne dabei zu belehrend oder politisch zu werden.
Sowohl mit ihren Texten, als auch mit ihren Einflüssen wollen die "Spooks" beweisen, dass Hip Hop nicht so eingeschränkt ist, wie viele behaupten. Sind nun mal Musikliebhaber und meinen damit Musik, und nicht nur einen bestimmten Stil. Und sie sind, was sie sind. "Wir geben uns so, wie wir sind und versuchen nicht etwas vorzuspielen." Eine Hip Hop-Band, die sich eher auf die Musik als aufs Image konzentriert wird wahrscheinlich auch viele Leute außerhalb der Szene ansprechen.
Was sich an dem Erfolg der Single "Things I've Seen" durchaus erkennen lässt. Besonders in Europa finden die Spooks reihenweise Fans. Die Single avanciert zum meistgespieltesten Song in Europas Radios und schießt in den Charts nach oben. Sie bekommt Gold in Belgien, Schweden und Frankreich, doch eigentlich kann man den Track überall zwischen den Fjorden in Skandinavien und der portugiesische Algarve hören. Auch das Album "S.I.O.S.O.S. Volume 1" gefällt sogar in den letzten Ecken des Kontinents.
Obwohl die Spooks in Europa ein gefragter Act sind und sogar ihre Massentauglichkeit bei einem Auftritt für Big Brother beweisen, fällt die Euphorie im Heimatland USA eher gering aus. Nicht einmal die werbewirksame Unterstützung des Schauspielers Laurence Fishburn will Früchte tragen. Dem Matrix-Star gefällt der Spooks-Sound so gut, dass er in ihrem Video mitspielt und sie für den Soundtrack der Serie OZ verpflichtet. An der breiten Öffentlichkeit scheinen diese Aktionen vorbei zu gehen. Das Label konzentriert sich deswegen einfach auf den europäischen Markt. So kommen die Fans hierzulande auch in den Genuss die Spooks neben Acts wie Busta Rhymes und Common auf der Bühne zu sehen.
Die lästige Frage nach ihrer Herkunft scheint den Spooks nicht mehr essentiell zu sein, nachdem das Publikum sich ohne diese Vorgabe ein Bild gemacht hat. Sie geben somit preis direkt aus dem Herzen Philadelphias entsprungen zu sein.
Mit der Zeit ebbt die allgemeine Nachfrage nach den Spooks aber auch in unseren Breiten ab. Und das bleibt auch so für die nächsten drei Jahre. Diese Zeit nutzten die Spooks um einige geringere Änderung vorzunehmen. Sie wechseln ihr Label, bauen an ihrem Studio und specken zahlenmäßig ein wenig ab. Der Rapper Water Water distanziert sich von der Gruppe um sich an einer Solo-Karriere zu versuchen. Der Rest unterstreicht aber, dass es keine Trennung im Streit war. Er soll immer noch zur Familie gehören. Natürlich arbeiten sie in der Zeit fleißig an einem neuen Album.
Im Spätsommer 2003 ist es auch soweit. Der Nachfolger "Faster Than You Know" steht in den Regalen und knüpft musikalisch dort an, wo das Debüt aufgehört hat. Ob das auch für den Erfolg gilt, steht noch offen.
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