28. Februar 2017

"Das sagen die nur, weil ich eine Frau bin!"

Interview geführt von

Mit leichter Verspätung ist das Debütalbum der australischen Rapperin Tkay Maidza nun auch bei uns erhältlich.

Für Tkay Maidza geht es gerade rund. Nachdem sie in den vergangenen Jahren bereits unzählige Festivals auf ihrem Heimatkontinent gespielt hat und mit Years & Years und Charli XCX durch die großen Hallen Europas tourte, kommt die 21-Jährige jetzt mit ihrem ersten Album im Gepäck zurück, um sich ihren Fans in kleineren Clubs zu präsentieren. Am Telefon spricht die Australierin über ihr Debüt, wobei es nicht immer leicht war, ihrem Akzent zu folgen.

"Tkay" ist jetzt auch in Europa erhältlich. Wie fühlst du dich?

Gut. In Australien ist es jetzt schon seit einer Weile draußen. Es ist ziemlich cool dass es nun jeder hören kann und dass es für einige Leute immer noch neu ist. So kann ich neue Fragen beantworten und spüre, dass die Menschen sich wirklich darauf freuen, das Album zu hören.

War es schwer, dich zwischen deinem Architektur-Studium und der Musik zu entscheiden?

Nicht wirklich. Ich wollte so oder so unbedingt Musik machen. Mit beidem war ich einfach immer ziemlich beschäftigt. Die Musik hat mir viel mehr Arbeit abverlangt, deswegen wollte ich zuerst mal das probieren. Das Studium kann ich ja auch irgendwann später wieder aufnehmen.

Das stimmt. Was haben deine Eltern darüber gedacht? Wollten die nicht lieber, dass du erst mal dein Studium fertig machst?

Ja schon. Aber ich glaube, als dann so langsam der Erfolg mit meiner Musik kam, haben sie gemerkt, dass ich einfach mein Ding machen muss. Deswegen waren sie damit einverstanden.

Sind deine Eltern jetzt mit dir unterwegs?

Nein, die sind in Australien.

Du hast Wurzeln in Zimbabwe richtig?

Ja, ich wurde dort geboren.

Hat das in irgendeiner Weise einen Einfluss darauf, wie du Musik machst oder sie erlebst?

Nicht wirklich. Ich meine, vielleicht ist da irgendwas, irgendein Song oder Sachen, die ich schon immer gern gehört hab. Die könnten auf jeden Fall einen Einfluss auf meine Musik haben und auf die Art, wie ich verschiedene Sachen wahrnehme oder Rhythmen verwende. Aber eigentlich beeinflusst mich das nicht bewusst. Ich denke, das ist halt einfach ein Teil von mir.

Du hast bei "Tkay" mit Dre Skull und Salva zusammengearbeitet, beides Producer, die in der ersten Liga spielen. Das ist ziemlich beeindruckend. Warst du nervös, als du gehört hast, dass da Leute dein Album produzieren, die sonst nur für die ganz Großen arbeiten?

Bei Salva war ich schon nervös, weil ich schon vorher ein ziemlich großer Fan von ihm war. Es war cool ihn zu treffen und mit ihm zu arbeiten. Er ist so ein lieber Mensch. Ich konnte immer zu ihm kommen. Bei Dre Skull fand ich schon seine Produktionen für Drake und Rihanna ziemlich gut. Es war einfach gigantisch, dass ich die Möglichkeit hatte mit ihnen zu arbeiten.

"Ich wollte, dass das Album auch ohne Features gut ist"

Auf "Tkay" sind ziemlich viele poppige Songs, aber auch experimentelle Sachen wie "State Of Mind". In einem anderen Interview hast du gesagt, dass du wegen der kommerziellen Sachen nervös bist. Warum?

Weil ich einfach mehr Spaß dabei habe rum zu experimentieren. Das ist irgendwie natürlicher für mich. Die Musik, die ich mag, ist auch eher experimentell. Ich muss aber einfach auch Sachen machen, mit denen ich mich nicht unbedingt wohl fühle, wenn da Leute sind, die wissen wo es langgeht.

Wolltest du die poppigen Sachen denn machen oder hat dir Salva einfach was hingelegt und gesagt 'So, wir probieren das jetzt'?

Nein, also, ich schreib schon auch gern Popsongs, aber die müssen halt nicht unbedingt für mich sein. Ich habe die geschrieben und sie wollten halt, dass ich sie behalte. Ich war mir aber gar nicht so sicher, ob ich die wirklich für mein Album behalten will. (lacht)

Wie kommt es denn, dass Killer Mike der einzige Feature-Gast auf "Tkay" ist? Wie habt ihr euch kennen gelernt?

Ich war auf vielen Festivals, auf denen auch Run The Jewels gespielt haben. Ich glaub er hat mich da gesehen und hat dann in einem Interview über mich geredet. Ich habe mich bei ihm dafür bedankt und er meinte: 'Klar, sicher doch'. Aber er ist der Einzige, weil ich gar keine anderen Features wollte. Ich wollte, dass das Album auch ohne Features gut genug ist.

Ja, das macht Sinn.

Ja, wenn man unbedingt Features will, dann sollte man das einfach später machen. Killer Mike war einfach perfekt für einen Song geschaffen und er hatte Lust drauf. Also haben wir es gemacht.

Gibt es denn da jemanden, mit dem du in Zukunft arbeiten wollen würdest?

Ja da gibt es schon ein paar. Es wäre verdammt cool mit Kanye West zu arbeiten, Gold Link wäre auch super. Ich mag seine Musik sehr.

Hast du denn schon ein paar Kontakte in die Richtung geknüpft? Könnte da in Zukunft was auf uns zu kommen?

Noch nicht wirklich. Ich kenne ein paar ihrer Produzenten aber wir haben uns noch nie getroffen oder so. Aber es wäre schon ein Traum mit ihnen zu arbeiten.

Wie du vorhin bereits gesagt hast, hat Killer Mike dich sehr gelobt und auch Charli XCX hatte nur herzliche Worte für dich. Es scheint fast so, als würdest du überall auf ganz viel Liebe stoßen. Macht dir das manchmal Angst? Das ist ja auch immer mit ziemlich hohen Ansprüchen verbunden.

Nein, nicht wirklich. Es gibt mir eher viel Selbstvertrauen, dass die Leute das gut finden was ich mache. Also werde ich einfach versuchen so weiter zu machen. Besonders weil es Leute sagen, zu denen ich aufsehe, das ist echt großartig.

Sehr beeindruckend. Ich glaube, wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich sagen: Leute, macht mal halblang!

(lacht) Ja, aber irgendwie ... ja!

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Stimmen, die sagen, du seist einfach nur eine weitere Möchtegern-Nicki Minaj. Was hast du denen zu sagen?

Weiß nicht so genau. Das ist halt deren Meinung. Ich weiß was ich machen will und das ist definitiv nicht das. Aber wenn sie das sagen müssen, dann sollen sie halt.

Macht dich das wütend?

Nicht wirklich. Das sagen die auch nur, weil ich eine Frau bin.

Einerseits ist das ziemlich blöd, aber ist es nicht auch irgendwie krass, wenn du mit ihr verglichen wirst? Besonders da sie dich ja auch inspiriert hat.

Ja, als ich jünger war, habe ich sie schon oft gehört. Aber ich jetzt höre ich ihre Musik eigentlich gar nicht mehr. Klar, es ist ein Vergleich, aber wenn die Leute sagen, dass ich wie sie sein will ... nein, will ich nicht!

"Es wird auf jeden Fall erwachsener klingen"

Du bist jetzt erstmal auf kleiner Club-Tour in Europa unterwegs. Was steht als nächstes auf deiner Agenda?

Ich fliege dann wieder nach Australien und habe dort noch einige Auftritte. Dann werde ich weiter neue Musik schreiben und nach Amerika gehen, um dort bei ein paar Festivals zu spielen.

Sitzt du schon dran?

Ich arbeite bereits an neuen Sachen. Aber ich spiele nur ein bisschen rum und schau, was ich als nächstes machen will.

Spannend! Werden die neuen Sachen so klingen wie "Tkay" oder komplett anders?

Ich glaube nicht, dass es was ganz anderes wird. Aber es soll auf jeden Fall erwachsener klingen. Eine Weiterentwicklung von "Tkay".

Geht es mehr in Richtung deiner experimentellen Vorlieben?

Könnte sein. Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich habe gerade viele Ideen und muss einfach schauen, was davon am interessantesten ist.

Wie gehst du beim Schreiben vor? Hast du Beats über die du schreibst oder schreibst du einfach das auf, was dir gerade in den Kopf kommt?

Eine Mischung aus beidem. Ich habe so viele Beats auf meinem Computer und manchmal stolpere ich dann über einen, bei dem ich denke: Uh, auf den sollte ich schreiben.

Sind das deine Beats oder hat sie dir jemand geschickt?

Ja, die Leute schicken mir die einfach und sagen, dass ich sie benutzen soll.

Das ist ziemlich lässig! Hast du da gerade wen, den du uns empfehlen könntest? Irgendjemanden aus Australien oder jemanden, der dir Beats geschickt hat?

Da gibt es einen Typ, der heißt CRNKN [Crunkin, An. D. Red.], der kommt eigentlich aus L.A. Und dann gibt es noch Freunde von mir, die wirklich großartige Produzenten sind.

Was machen die so? Geht das mehr in die poppige Richtung?

Nee, mehr in Richtung Hip Hop, ähnlich wie The Weeknd.

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