laut.de-Biographie
Tony Tuff
Erstaunlich, dass viele der alten Hasen mit den Jahren immer umtriebiger zu werden scheinen. Mehr als drei Jahrzehnte nach seinen ersten Erfolgen schickt Tony Tuff, ein wahrer Veteran im Reggae- und Dancehall-Geschäft, 2006 die Aufforderung "Say Something" in die Welt.
Als Winston Morris erblickt er 1955 das Licht der Welt in Kingston, Jamaika. Die Weichen für seinen Aufstieg stellen sich Ende der 60er Jahre: Gemeinsam mit Sugar Minott und Derrick "Bubbles" gründet Winston 1969 die African Brothers. Das Trio, musikalisch seiner Zeit meilenweit voraus, nimmt zunächst für Mick Johnsons und Ronny Burkes Micron Music auf. Später arbeiten die drei mit unterschiedlichen Produzenten, darunter Studio 1-Boss Coxsone Dodd.
Die African Brothers landen in den frühen 70ern etliche Hits. "Party Night", "Righteous Kingdom", "Lead Us Heavenly Father" und einige mehr schwingen sich zu Klassikern auf. Die meisten davon sind auf einer Compilation vereint, die unter dem Titel "Want Some Freedom (1970 - 1978)" bei Easy Star Records erscheint und 2001 eine längst fällige Wiederauflage erfährt.
Die Angabe "1970 - 1978" täuscht: Schon etwa 1974 trennen sich die Wege der African Brothers, Sugar Minott begibt sich in die Obhut von Studio 1. Tony Tuff avanciert zum Leadsänger der Soul Syndicate-Band und wagt sich mit "I'm So Glad" an seine erste Aufnahme im Alleingang. Die eigenproduzierte Nummer findet ordentlich Beachtung: Kein übler Einstieg in eine Solo-Karriere.
1978 teilt er sich mit Errol Scorcher den ersten Longplayer, das erste von Yabby You produzierte "richtige" Soloalbum mit dem schlichten Titel "Tony Tuff" erscheint zwei Jahre später beim britischen Label Grove Music. Mit "Rumours Of War" und "One Big Family" verzeichnet Tony Tuff zwei Hits, die in der UK-Reggae-Szene einschlagen. 1981 tut er sich wieder mit seinem alten Kumpan Sugar Minott zusammen. Der sorgt für den Sound auf "Presenting Mr. Tuff".
Zu Beginn der 80er Jahre schließt sich Tony Tuff Henry "Junjo" Lawes' Volcano Soundsystem an. Dieser gilt als der führende Dancehallproduzent seiner Zeit und verschafft Tony unter anderem die Hits "Come Fi Mash It" und "Water Pumpee". Tony tritt mit Barrington Levy, Yellowman und zahllosen anderen gemeinsam auf und fräst seinen Namen unauslöschlich in die Geschichtsbücher des Reggae.
Er fügt sich blendend in den aufkommenden neuen Dancehall-Style ein. Als die jamaikanische Musikszene Mitte der 80er tiefgreifende Umbrüche erfährt, kann das einen Tony Tuff kaum erschüttern. Er nimmt zwar etwas weniger auf als in den Jahren zuvor, bleibt aber durch ausgiebige Touren im Gedächtnis.
1991 verhilft er Donovan Germain mit "I've Got To Get You" zu einem Renner. Er spielt diverse Aufnahmen für Penthouse ein. Mitte der 90er folgen Tunes für das wiederbelebte Label Studio 1, darunter "Love Light Shining" und "Cool It", letzteres auf dem gefragten Satta-Riddim der Abyssinians. Tony Tuff weitet seine Aktivitäten als Produzent aus und wird unter anderem für Jah Shaka tätig.
1999 trifft Tony Tuff auf Jamaika erstmals auf The Rootsman. Bis die beiden einander das nächste Mal begegnen, wird es September 2002. Der Funke ist da allerdings längst übergesprungen. Tony bekommt den Killer "I Don't Know" auf den Leib geschneidert und setzt in des Rootsmans Third Eye Studio Vocals über etliche Dubplates.
2005 markiert den Beginn einer neuen fruchtbaren Zusammenarbeit: Andreas "Brotherman" Christophersen nimmt sich Tony Tuffs an. Gemeinsam bitten sie die aktuellen Spitzenmusiker Jamaikas ins traditionsreiche Tuff Gong-Studio. Das Resultat "Say Something", eine Sammlung moderner Roots- und minimalistischer Dancehall-Tunes, erscheint im Jahr darauf bei Christophersens Label Minor7Flat5. Eine Prise Dub, ein wenig Pop sowie Gastauftritte von Al Pancho und Smokie Benz: Fertig ist eine abwechslungsreiche Mixtur, die dem Freund jamaikanischer Klänge das Herz erwärmt.
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