laut.de-Biographie
Irie Révoltés
"Haut les bras, les rebelles sont là!" Warum Schlachtruf und Texte nicht mal weitgehend in französischer Sprache halten? Von Heidelberg, wo die Irie Révoltés ihren Siegeszug durch die deutsche Reggae- und Dancehall-Szene antreten, ist es bis zur Grenze schließlich nicht allzu weit.
"Ich bin zweisprachig aufgewachsen", erklärt Pablo 'Mal Éléve' Charlemoine die Herkunft der überwiegend französischen Texte. "Anfangs war ich der einzige Sänger, und mir fiel es in dieser Sprache leichter, Texte zu schreiben."
Zu Beginn ahnt noch niemand, zu welcher Lawine sich die Proben für einen Auftritt in einem Jugendzentrum entwickeln sollen. Mal Éléve und Schlagzeuger Felix 'Flex' Mussell, die zuvor gemeinsam in einer Punk-Band Krawall schlagen, schließen sich mit Mal Éléves ebenfalls singendem Bruder Carlos 'Carlito' und dem Saxophonisten Tobias Bär zusammen.
Mit einem Gitarristen und Bassmann Conrad 'Conriot' Sievers bereiten sie sich 2000 auf die Geburtstagsfeier des Letztgenannten vor. Die Nacht wird ein durchschlagender Erfolg. Die gebotene Mischung aus Ska, Reggae, Dancehall und Hip Hop mit französichen und deutschen Lyrics zündet. Allen Beteiligten ist klar: Das kanns noch nicht gewesen sein.
Im Gegenteil: Die Combo wächst auf neun Mitglieder an, absolviert im Rahmen der Heidelberger Theatertage ihren ersten "offiziellen" Auftritt und spielt sich fortan durch Jugendzentren und Clubs in und um die Heimatstadt.
Mit überwältigenden 84 Prozent der Stimmen erreichen die Irie Révoltés das Finale eines Heidelberger Talentwettbewerbs. Den Termin verpassen sie zwar anderer Verpflichtungen wegen. 2001 finden sie sich trotzdem bereits vor Seeed und Jan Delay auf der Festivalbühne wieder.
Neben der Partytauglichkeit liegen den Irie Révoltés die Inhalte extrem am Herzen. Sämtlich politisch engagiert wenden sich die Bandmitglieder gegen Diskriminierung jeder Art, Ausbeutung und Konsumwahn.
"Wir wollen einen Gegenpol bilden zu den dominierenden 'Ficken, Frauen, Ärsche, verbrennt die Schwulen'-Texten im Reggae/Dancehall und auch im Hip Hop", betont Mal Éléve gegenüber irirites.de.
Auftritten in ganz Deutschland folgt mit "Les Deux Côtés" 2003 das erste Album. Zeitgründe erzwingen im Anschluss jedoch diverse Wechsel im Line-Up. Neben den Genannten verbleiben Rapper Andreas 'Silence' Spreier, Tobias 'idoT' Osten an der Gitarre und Michael Comba an der Trompete. Die Keyboards übernimmt Christian Comba.
Die erste Tour 2004 setzt den Startschuss für einen wahren Konzertmarathon. Die folgenden Jahre befinden sich die Irie Révoltés im Grunde durchgehend auf Tour. Dass die Hälfte der Crew mittlerweile in Berlin, der Rest über ganz Deutschland verstreut lebt, fällt angesichts dessen kaum ins Gewicht. Umso beeindruckender, dass dem Neuner genug Zeit zur Albumproduktion bleibt: 2006 erscheint der gefeierte Zweitling "Voyage".
Gäste am Mikrofon sind bei den Irie Révoltés gern gesehen. Unter anderem kollaborieren sie mit dem Karlsruher Rapper Chaoze One, mit Paco Mendoza und dem Heidelberger Urgestein Toni L.
Ganz ohne Featuregäste, dafür mit einem deutlich gestiegenen Anteil deutscher Texte kommt die Band 2010 mit der dritten Platte "Mouvement Mondial" um die Ecke. "Die Texte sollen bei mehr Leuten ankommen. Die Verständlichkeit der Inhalte ist echt der Hauptgrund für die Veränderung, weil sie uns eben extrem wichtig sind", erklärt Sänger Carlito gegenüber der Studentenzeitung Ruprecht.
Dem Viertling "Allez" (2013) geht im Mai 2012 nach zwölf Jahren Bandgeschichte die erste Live-DVD voraus. Neben dem Mitschnitt eines explosiven Auftrittes im Mannheimer Capitol enthält diese einen 50-minütigen Dokumentarfilm. Dieser portraitiert nicht nur die schöne Geschichte, sondern auch das unermüdliche politische Engagement der Band.
Denn dieses lassen sich die Heidelberger bei aller Umtriebigkeit nicht nehmen. Immer wieder treten sie im Rahmen von Demos auf. Mal Éléve ist Mitbegründer des Vereins "Rollis für Afrika e.V.", die Initiative "Kein Platz für Rassismus" unterstützen sie mit dem Song "Viel Zu Tun". Ihr Motto bleibt gewahrt: "Nous restons critiques."
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