laut.de-Biographie
Tosca
Klar, Tosca ist von Giacomo Puccini. Unter diesem Namen firmiert jedoch noch viel mehr. Ein ätzend riechendes Duftwässerchen, das in den Siebzigern (zu unrecht) populär war, und auch als Restaurant-, Hotel- oder Firmennamen muss Tosca herhalten.
Das Tosca, um das es hier geht, riecht aber nicht furchtbar, sondern duftet gar wohlig nach Downbeat der Extraklasse. Seit 1994 schallen aus den Klanglaboratorien von Rupert Huber und Richard Dorfmeister relaxte Klänge, die in der Flut der Chill Out-Produktionen Ende der 1990er ihresgleichen suchen.
Rupert Huber kommt 1967 in Mödling bei Wien zur Welt, Richard Dorfmeister ein Jahr später. Sie lernen sich in der Schule kennen, und schon zu dieser Zeit experimentieren die beiden mit Sounds herum. Bandmaschinen sind dabei ein hilfreiches Instrument, um ihre Vorstellungen von guter Musik zu verwirklichen. Dann die bekannte Geschichte: Auf das gemeinsame Abhängen folgt der Schulabschluss. Und anschließend geht jeder seiner eigenen Wege.
Im Falle Huber ist das ein Studium der Musikwissenschaft in Wien, genauer: der "Komposition und elektroakustischen Musik von 1987 - 1997". Dort besucht er auch Seminare von John Zorn. 1994 gründet er sein eigenes Label Huber Musik, bereits 1993 heben Richard Dorfmeister und Peter Kruder G-Stone aus der Taufe. Huber ist jedoch nicht nur mit seinem Partner Richard aktiv.
Eine schier unüberschaubare Anzahl an Radioproduktionen, Performances, Installationen udn Projekten säumen seinen musikalischen Weg. Dafür kann er sich im Laufe der Jahre diverse Auszeichnungen ans Revers heften. Zusätzlich zu seiner Arbeit mit Tosca enwtickelt er auch das Konzept der "Dimensional Music". Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Vorstellung, fertig komponierte Musik an verschiedenen Orten von unterschiedlichen Künstlern aufführen und zu einem neuen Gesamtwerk zusammenfließen zu lassen.
Die Arbeiten Richard Dorfmeisters, die parallel laufen, stehen da mehr im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. 1993 veröffentlicht er mit seinem Buddy Peter Kruder das erste Lebenszeichen von Kruder & Dorfmeister: "G Stoned". Im Jahr gründen Huber und Dorfmeister Tosca. Ursprünglich eher als Freizeitvertreib ausgelegt, avanciert das Projekt nach der Single-Veröffentlichung "Chocolate Elvis" zu einer ernsteren Sache. Der Song erscheint auf zahlreichen Compilations und etabliert die Marke Tosca im Bewusstsein des Publikums.
Es dauert jedoch weitere drei Jahre, bis mit "Opera" der erste Longplayer des Duos in den Läden steht. Hilfreich für das Bekanntwerden von Tosca ist sicherlich der Hype um das DJ Kicks-Albums von Kruder & Dorfmeister. Für "Fuck Dub Remixes" aus demselben Jahr versammeln sie eine ganze Schar befreundeter Musiker um sich (darunter Fauna Flash, Beanfield und Shantel), die verschiedene Versionen von "Fuck Dub" anfertigen. Zwei Jahre später schieben sie eine weitere Remix-Scheibe hinterher. "Chocolate Elvis Dub" folgt mit elf Versionen eines einzigen Titels einem ähnlichen Konzept.
Mit dem 2000er "Suzuki" und fluffigen Songs zementieren Tosca ihren Status als Lieferanten angenehmer Musik fernab jeglicher Chillout-Klischees. Auch von diesem Album erscheinen zwei Remix-Ableger: "Suzuki In Dub" und "Different Tastes Of Honey". 2003 veröffentlichen Tosca unter dem Namen "Dehli 9" ein Doppelalbum. Der Name ist dem ersten gemeinsamen Projekt entlehnt, dass die beiden noch zu Schülertagen auf die Beine stellten. Auf der ersten Scheibe gibt es gewohnt schönen Downbeat-Sound auf die Ohren, während der zweite Teil mit eher ambientlastigen Piano-Sounds aufwartet.
Danach brechen die beiden mit der liebgewonnenen Remixtradition und werfen "J.A.C." auf den Markt. Die Platte widmen sie drei wichtigen Leuten in ihrem Leben, nämlich ihren Söhnen Joshua, Arthur und Conrad. Süß. Ein Jahr später folgt mit "Souvenirs" das Remix-Album zu "J.A.C.", zu dem neben den Wiener Buddys DJ DSL, Rodney Hunter oder Stereotyp ebenso Senor Coconut, Lindstrom & Prins Thomas und Burnt Friedman ihren Teil beitragen.
Auch in den Folgejahren setzen die Wiener die Tradition fort, dass auf jedes Studioalbum eine Remixplatte folgt. Der nächste Longplayer "No Hassle" kommt 2009 auf den Markt und knüpft, was die Qualität der Songs betrifft, nahtlos an "Suzuki" an. Auf "Odeon" bekommt vier Jahre später Toscas Sound eine ungewohnt dunkle Färbung. Auf "Outta Here" experimentiert das Duo 2014 mehr mit Songstrukturen und Gesangsgästen. 2017 kehrt es mit "Going Going Going" zu seinem ursprünglichen Sound zurück. "Osam" knüpft fünf Jahre später daran an, lebt aber auch von viel Kreativität und Experimentierfreude.
Im sanften Groove-Kosmos lässt es sich gut chillen. Tosca etabliert sich als Lieferant hochwertiger elektronischer Mucke, die sich bewusst Kategorisierungsversuchen entzieht.
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