Turmion Kätilöt - " Global Warning"

In ihrer finnischen Heimat finden sich Turmion Kätilöt regelmäßig in den Spitzenregionen der Charts wieder. Nun haben sie es mit "Global Warning", ihrer ersten Platte für Nuclear Blast, auf Resteuropa abgesehen.

Dabei rücken sie kaum einen Millimeter von ihrem Sound ab. Opener "Naitu" steht mit seiner Mischung aus harten Saitentönen, Disco-Beats, finnischsprachigen Lyrics und einer geradlinigen Hook stellvertretend für fast sämtliche Tracks auf diesem Album. Trotzdem zeigen sich die Finnen im anschließenden "Kyntövuohi" auch mal etwas verspielter, offenbaren die Riffs von Bobby Undertaker und die Synths von RunQ mehr Variabilität. In "Viha Ja Rakkaus" präsentieren sie sich dann von ihrer doomigen und hymnischen Seite. Das war es aber schon fast mit den Experimenten.

Die restlichen Songs basieren hauptsächlich auf einem Synth-Motiv, das die Band einführt und dann um metallische Klänge erweitert. In der jeweiligen Hook treffen sich die beiden Brüllaffen MC Raaka Pee und Shag-U. Das erweist sich an mancher Stelle durchaus als spaßig, etwa wenn "Turvasana" in bester Rammstein-Manier straight nach vorne rockt.

Dennoch hätte die Formation hier und da etwas mehr ins Songwriting investieren können. Jedenfalls lassen sich viele Nummern melodisch kaum auseinanderhalten. Egal, ob man kurz zum Bäcker geht oder mit dem Auto eine Runde um den Block fährt. Wenn man zurückkommt, schallt immer noch der selbe einförmige Disco-Metal aus den Lautsprechern.

Dass Turmion Kätilöt stilistisch auch mal völlig abwegige Pfade beschreiten können, beweisen sie lediglich im abschließenden "Mosquito Á La Carte (To Be Contiuned 5)", wenn auf einmal Bossa Nova-Rhythmen erklingen, so dass kein Tanzbein stillsteht. Später gesellen sich noch knallige Electro-Klänge und stampfende Riffs dazu, so dass der Track zum ultimativen Abriss einlädt. Ansonsten unterscheidet sich die Platte nicht nennenswert von den Vorgänger-Alben der Band.

Nur der Sound fällt deutlich druckvoller und fetter aus, so dass man die Finnen als Support von Nightwish Ende des Jahres sicherlich nicht überhört und erst recht nicht übersieht, sofern Corona nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Ihre Liveshows zählen nämlich mit zum Durchgeknalltesten, was das Land der tausend Seen und der Luftgitarren-WM zu bieten hat. Über die kaum vorhandene Vielseitigkeit täuscht dies dennoch nicht hinweg.