Porträt

laut.de-Biographie

Ulrich Tukur

Es gibt Künstler, die sich nicht von vornherein auf ein bestimmtes Genre festlegen lassen. Angenehmer Nebeneffekt fürs Publikum: So gibt es immer neue Facetten zu entdecken. Solch ein typischer Grenzgänger zwischen den Künsten ist der am 29. Juli 1957 im hessischen Viernheim geborene Schauspieler, Musiker und Autor Ulrich Tukur.

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Bereits in seiner Jugend legt er Wert auf nicht nur einen Blickwinkel. Das gilt auch für den schulischen Werdegang. Nach dem Abitur erwirbt Ulrich in Boston/USA im Rahmen eines Schüleraustauschs den Highschool-Abschluss. Wieder daheim, folgt das Studium für Geschichte, Anglistik und Germanistik an der Tübinger Universität, ergänzt von einer fundierten Schauspiel-Ausbildung in Stuttgart.

Als Schauspieler findet er früh den Weg auf die Bühne, und bereits 1982 gelingt Tukur mit den Film "Die Weiße Rose" der Sprung auf die Kino-Leinwand. Zwischendurch betätigt er sich immer wieder als Musiker. Nach Beendigung des Schauspiel-Studiums 1983 erhält er eine Festanstellung bei den Städtischen Bühnen in Heidelberg.

Doch nicht lange verweilt der begabte Nachwuchskünstler auf den kleineren Bühnen. Theaterregisseur Peter Zadek wird auf ihn aufmerksam. Mit ihm als Mentor spielt Tukur bundesweit verschiedenste anspruchsvolle Rollen, darunter einen SS-Offizier im Stück "Ghetto".

Doch auch mit klassischen Stoffen erfährt Tukur Anerkennung bei Publikum und Kritikern, etwa mit seiner Interpretation des Römers Marcus Antonius in Shakespeares "Wie Es Euch Gefällt". Lohn der Mühe: 1986 erhält er die Auszeichnung zum "Schauspieler Des Jahres". 1989 veröffentlicht Tukur dann mit "Tanzpalast" sein CD-Debüt als Interpret von Songs im nostalgischen Stil.

In den neunziger Jahren erweitert er seinen Betätigungsradius. Neben der Position als Intendant für die Hamburger Kammerspiele arbeitet er aktiv in Hamburgs Akademie der freien Künste. 1995 wird es Zeit für die nach eigener Aussage "Älteste Boygroup der Welt". "Ulrich Tukur Und Die Rhythmus Boys" lautet der Name einer Formation, die in der Besetzung Tukur (Gesang), Ulrich Mayer (Gitarre, Gesang), Kalle Mews (Schlagzeug) sowie Günther Märtens (Kontrabass, Gitarre, Gesang) auftritt. Neben Eigenkompositionen liegt das besondere Augenmerk auf der Pflege klassischen internationalen und deutschen Schlager- bzw. Chanson-Liedguts.

Neben der Veröffentlichung diverser Tonträger und ausgedehnten Tourneen bleibt Tukur als gefragter Filmschauspieler gut im Geschäft. Diverse Koops mit hiesigen Regie-Größen belegen den Status des Künstlers: Nach dem erfolgreichen "Das Leben Der Anderen" (2005) unter der Regie Florian Henckel von Donnersmarcks folgt 2006 für "Mein Alter Freund Fritz" eine Kooperation mit Dieter Wedel. 2007 bringt Tukur sein erstes Buch auf den Markt: "Die Seerose Im Speisesaal - Venezianische Geschichten", eine persönliche Liebeserklärung an Venedig.

Bis 2009 erscheinen neun Hörbücher, darunter die "Italienische Reise" aus der Feder Johann Wolfgang von Goethes. Fast unüberschaubar gestaltet sich inzwischen die Liste der Ehrungen und Auszeichnungen, unter denen sich neben dem renommierten Grimme-Preis auch der Deutsche Filmpreis sowie die Goldene Kamera befinden. Für 2010 ist auch eine Rolle als "Tatort"-Kommissar für den hessischen Rundfunk angesetzt. Mit "Mezzanotte" veröffentlicht Tukur zudem ein Album, das das Thema Nacht in verschiedenen Varianten klassischer Pop-Songs behandelt.

Nach dem Soloalbum folgen mehrere Alben mit seinen Rhythmus Boys: "Musik Für Schwache Stunden" kommt 2011 in die Läden, das Live-Album "So Wird's Nie Wieder Sein: Lebendig Im Konzert" folgt 2014, ein Jahr später "Let's Misbehave!" Danach wird es musikalisch etwas still um das Multitalent. Nach fast einer Dekade Pause erscheint "Es Leuchten Die Sterne" von Tukur und den Rhythmus Boys.

Sieht sich der Künstler mehr als Schauspieler oder Musiker? Tukur erläutert dazu 2010 augenzwinkernd: "Die Schauspielerei hat mich nie interessiert. Ich stamme aus einer sehr bürgerlichen Familie und habe mit sieben Klavierunterricht bekommen, der mich enorm gelangweilt hat - bis ich in einem Geschäft ein Heft mit Boogie Woogie-Noten geklaut habe."

Stetes Wandeln auf neuen Pfaden bedeutet für Tukur keinen Zwang, sondern bewusst gelebte Leidenschaft. Da outet sich auch Max Raabe als Fan.

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