laut.de-Biographie
Velma
Begibt man sich auf die Suche nach Velma, landet man zunächst einmal beim Verband lizenzierter Modellagenturen. Hoppla! Manchmal führen die verschlungenen Pfade des Internets eben doch in die Irre. Das Trio aus Lausanne lässt sich zwar in keinerlei Schublade packen und operiert interdisziplinär zwischen verschiedensten Kunstformen, die Vermittlung von Fotomodellen zählt allerdings nicht zu ihren zahlreichen Betätigungsfeldern. Noch nicht. Bei derart vielseitigen Eidgenossen ist nie sicher, was als nächstes kommt.
1997 kreuzen sich die Wege dreier Künstler, die sich selbst als Amateure charakterisieren. Die Bezeichnung ist geschickt gewählt, sind sie doch sämtlich mit Liebe bei der Sache. Christian Garcia an Gitarre und Elektronik, Stéphane Vecchione am Schlagzeug und Sänger Christophe Jaquet beschließen, als Velma gemeinsame Forschungsreisen in das Gebiet der Musik und der Kunst zu unternehmen. Dabei suchen sie von Anfang an den Dialog zwischen elektronischen Medien und traditionellen künstlerischen Ausdrucksformen wie Tanz und Theater. In Eigenregie veröffentlichen sie noch im gleichen Jahr ihr Debüt-Album "Rhythmique". Im Anschluss daran sind Velma auf diversen Samplern vertreten; erste Auftritte in der Schweiz und im restlichen Europa folgen.
Im Sommer 1999 nimmt das kalifornische Label Emperor Norton Records Velma unter Vertrag. Das Resultat dieses Signings lässt nicht lange auf sich warten: Bereits im Oktober ist "Cyclique" fertig gestellt. In Europa nehmen sich die Labels Noise Product und Namskeio Records Velmas zweitem Album an. Ständige Label-Wechsel scheinen zum Gesamtkonzept, sich auf gar keinen Fall festlegen zu lassen, zu gehören. Die 12" "Parole" nimmt im März 2000 unter dem Dach von Stetic Records Gestalt an. Die Wiederveröffentlichung auf CD unter dem Titel "Panoramique" umfasst acht Remixe verschiedener Künstler, darunter Pluramon, Terre Thaemlitz und Jan Jelinek. Ach ja, "Panoramique" erscheint bei M Narsitik Records.
Velmas dritter Longplayer entsteht im Juni 2002, man gönnt sich ja sonst nichts, in Südfrankreich. Unter den Händen des Londoner Produzenten Mark van Hoen (der unter anderem bereits für Locust und Sing-Sing tätig wurde) wird der Sound poplastiger. "Ludwig" steht ab November 2002 in den Plattenläden der Schweiz (M Narsitik); etwas später ist das Album in ganz Europa erhältlich (Zealrecords). Im Anschluss an eine Tour wagen sich Velma an ein neues Projekt: Gemeinsam mit der Undergound-Hip Hop-Truppe Dälek bringen sie (erstaunlicherweise wieder bei M Narsitik) eine Splitsingle heraus. Velma remixen Däleks "Desolate Peasants", im Gegenzug befassen sich die Newarker mit Velmas "Rouge".
Der Dialog zwischen verschiedenen Kunstrichtungen ist bei Velma stets zentrales Thema. Sie schaffen musikalische Untermalungen für Filme, für Theater- und Tanzperformances und für Installationen. Ihr eigenes Album "Cyclique" setzen sie im Herbst 1999 in eine Live-Show um, die sie beim Les Urbaines-Festival in Lausanne zum ersten Mal aufführen. Verschiedenste Bühnentechniken finden Verwendung; nach eigenen Aussagen geht es Velma darum, die Abstraktion der Musik zu bewahren, während sie eine physische Materialisation erfährt. Die Show findet guten Anklang beim schweizerischen Publikum. In weiterentwickelter Form ist "Cyclique" ein Jahr später, ebenfalls in Lausanne, im Théâtre Arsenic zu sehen.
Unter dem Alias ihres Seitenprojekts (Velma B. Landovitch) veröffentlichen Velma 2001 in der Reihe "Music For Spectacles" den zugehörigen Soundtrack "Cyclique 2". Weitere Beiträge dieser Serie bilden "Natal", entstanden für eine Tanz- und Visualperformance der Choreographin Fabienne Berger, sowie "Finale", die Musik zur gleichnamigen Installation der Robert Pacitti Company. Nach der Premiere in London 2001 wird "Finale" in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz aufgeführt. Unter dem Namen Velma B. Landovitch leben Velma ihre minimalistischen, elektronischen und Ambient-Seiten in Clicks, Cuts, Loops und Drones aus. Experimentelle Drones gibt es darüber hinaus auf "Petit Homme", einer Solo-Publikation Christian Garcias.
Unter diversen Filmmusiken findet sich auch der Soundtrack zu "Ely & Nepomuk" von Rafael Sommerhalder, der 2001 den SSA Swiss Image-Preis in der Kategorie "Best Animation Movie" abräumt. Ganze vier Veröffentlichungen ("Secrets For Sale", "I Will Not K.Y.S.S. Anymore", "ADN / ARN - Any Deal Now / Any Reality Now" und "Where Is The Poison") entstehen als Untermalung von Installationen der Künstlerin Elodie Pong. Sie erhält beim internationalen Filmfestival VIPER in Basel dem Swiss Award des Jahres 2003.
Doch zurück zu Velma, dem Hauptact: Nach "Applique" (beteiligt sind ein Filmvorführer und zwei Schauspielerinnen) folgt mit "Rondo" das nächste Bühnenprogramm, das sie beim Festival de la Bâtie in Genf im Herbst 2002 zum ersten Mal präsentieren. Wie zuvor "Applique", ist auch "Rondo" im Arsenic (wo Velma mittlerweile zu den "resident artists" zählen) zu sehen, gastiert aber auch in Prag, Paris und Hamburg. Die Presse spricht von einem "Rorschach-Test", bei dem die "individuelle Geschichte und die augenblickliche Stimmung des Zuschauers" Einfluss auf die Wirkung des Werks nehmen. Das nächste Spektakel, langsam dürfen die drei Herren die Bescheidenheit ablegen, steigt unter dem selbstbewussten Titel "Velma Superstar". "Velma Superstar", "eine Verklärung der Show, eine exzentrische Vision", ist im Januar 2006 in Zürich, im März 2006 in Düsseldorf zu sehen.
Mittlerweile hat das (in "Velma Superstar" umgesetzte) vierte reguläre Velma-Album Gestalt angenommen: "La Pointe Farinet 2949 M" erscheint Ende Januar 2006. Neben der Verwurstung eines Klassikers von Motörhead sind neue Kollaborationen mit Dälek enthalten. Ein weiteres Mal zeichnet Mark van Hoen für die Produktion verantwortlich. Direkt nach der Veröffentlichung geht es im Februar erst mal auf Tour durch Italien.
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