Porträt

laut.de-Biographie

Wendy James

Wendy James kommt 1966 im britischen East Sussex zur Welt. Gleich nach ihrer Geburt wird sie zur Adaption frei gegeben und wächst bei Adoptiveltern auf. Mit sechzehn Jahren geht sie nach Brighton, um dort an der Universität Dramaturgie zu studieren. Ihren Lebensunterhalt finanziert sie sich mit Auftritten in einem Nachtclub, wo sie vor allem Patti Smith-Songs covert. Von diesem gesanglichen Vortrag ist ein Gast besonders begeistert. Der Musiker Nick Christian Sayer sieht sie und spricht sie nach einem Auftritt an.

Wendy James - Racine 2 Aktuelles Album
Wendy James Racine 2
DIY-Manie und rockende Rumpel-Leichen.

Schon bald schreiben die beiden an gemeinsamen Songs. Mit einem Vierspurgerät nehmen sie ihre Lieder auf, um die Demoversionen an verschiedene Plattenfirmen zu schicken. Die Tracks sind inspiriert von der gemeinsamen Liebe für Science Fiction-Filme und sollten auch als Soundtrack für einen selbst gedrehten Film namens "Saturn 5" dienen.

Etwas naiv gehen Wendy und Nick mit ihrem 6-Track-Demo nach London, um sich mal eben vor Ort nach einem Label umzuschauen. Schließlich hört sich Dave Ambrose von MCA die Lieder an und nimmt später, im Dezember 1986, die bald benannten Transvison Vamp unter Vertrag. Wendy und Nick ziehen nach London und lernen den Bassisten Dave Parsons kennen, der Teil der neuen Combo wird. Dave spielt bis dahin bei der Punkband The Partisans und bringt somit neue Stilelemente in die Pop- und Rockstücke. Später treffen sie auf ihren Keyboarder Tex Axile und Schlagzeuger Pol Burton. Letzterer steigt nach der ersten Platte allerdings wieder aus.

Das Debüt "Pop Art" erscheint 1988 und alle Songs, bis auf eine Coverversion von Holly And The Italians ("Tell That Girl To Shut Up"), stammen aus der Feder von Sayer. "I Want Your Love" heißt die erste Singleauskopplung, die den Startschuss für eine erfolgreiche Karriere gibt und in den englischen Top 5 landet. Der absolute Kick folgt aber mit dem Nachfolger "Velveteen", der 1989 auf Platz 1 der UK-Charts landet, angetrieben von der Hitsingle "Baby, I Don't Care". Von nun an geht es steil bergauf. Konzertreisen durch Europa, Australien und Japan sind ausverkauft und die blonde Sängerin in der Männertruppe macht dabei stets eine gute Figur. Wendy besticht mit ihrem rebellischen Auftreten, dem sexy Outfit und einer überzeugenden Stimme. Mit ihren provozierenden Gesten und luftiger Kleidung erntet sie von den Medien nicht immer positives Feedback. Als Männertraum aus Madonna und Deborah Harry ist ihr Auftreten auf gewisse Weise als Proto-Courtney Love wegweisend für die Riot Grrrl-Bewegung der frühen 90er Jahre. Kein Wunder, dass auch Kurt Cobain ab und zu ein Transvision Vamp-Shirt trägt.

Nach einer langen Tournee entscheiden sich die Vier für eine Pause, die letztendlich achtzehn Monate dauert. Auf dem dritten Transvision Vamp-Album "Little Magnets Versus The Bubble Of Babble" von 1991 erwartet die Fans ein neuer Sound. Ruhiger, schon fast mystisch klingen sie, keine Spur mehr von den rockenden Pop-Hits. In Amerika knüpfen sie mit dieser Scheibe an ihren Erfolgen an, doch da das Publikum jenseits des großen Teichs voll auf die neue Grunge-Welle abfährt, entscheidet sich ihr UK-Label, die Platte erst gar nicht zu veröffentlichen.

Der Anfang vom Ende: Die Karriere endet in einem dunklen Loch. Nick greift deprimiert mehr und mehr zu Drogen, was zu Streitereien innerhalb der Band führt, die sich noch im selben Jahr trennt. Dave Parsons sieht man bald darauf im Line-Up von Bush, während Wendy eine Solokarriere startet: 1993 erscheint ihr Debüt "Now Ain't the Time for Your Tears", dessen Songs komplett aus der Feder ihres alten Kumpels Elvis Costello stammen. Die Platte wird vorwiegend negativ bewertet. Wendy kann an den kommerziellen Erfolg von TV nicht anknüpfen. So zieht sie sich aus dem Musikgeschäft zurück und geht nach New York.

Über zehn Jahre hört man nichts mehr von ihr, bis sie sich 2004 als Frontfrau der amerikanischen Band Racine anschließt. In ihrer neuen Heimat schreibt und komponiert sie erstmals eigene Songs. Das selbstproduzierte Resultat nennt sich "Racine 1" und sorgt nur bedingt für Aufmerksamkeit. Dem Nachfolger ergeht es 2008 nicht besser: "Racine 2" ist eine Art Wiederveröffentlichung der ersten Demos mit neuem Material. Dass James noch immer auf klare Ansagen steht, verdeutlicht der Titel eines 2011er Songs: "You're A Fucking Mess, But You Sure Is Pretty". 2016 veröffentlicht sie via Pledgemusic das Album "The Price Of The Ticket", auf dem Glen Matlock (Sex Pistols), Lenny Kate (Patti Smith Group) und Nick Cave-Drummer James Sclavunos mit von der Partie sind.

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