laut.de-Kritik

DIY-Manie und rockende Rumpel-Leichen.

Review von

Ihr Debüt hieß schlicht "Racine No. 1", fast zwanzig jahre später erscheint nun mit "Racine 2" eine Art Wiederauflage. Die aktuelle Doppelausgabe enthält sowohl Demoversionen der ersten Platte als auch elf neue Songs aus der Feder des Blondschopfs. Somit hat man den Vorher/Nachher-Effekt in einem.

"Oh Baby I Don't Care" tönte es 1989 aus jedem Mädchenzimmer. Die Transvision Vamp-Frontsängerin Wendy James regierte die jugendliche Posterwand. Diese ziemlich schrille Dame im bunten Punk-Outfit eroberte damals nicht nur die englischen Charts. Nachdem sie mit ihrer Soloplatte 1993 "Now Aint The Time For Your Tears" in Zusammenarbeit mit Elvis Costello keine größere Aufmerksamkeit erhielt, zog sie sich für viele Jahre aus der Musikbranche zurück.

Wendy zog nach New York und arbeitete zunächst alleine an neuen Stücken und komponierte sie auf ihrem heimischen Computer. Bis sie 2004 auf die Rock'n' Roll Band Racine stieß und sich ihnen als Frontfrau anschloss.

Während das alte Material von wirren Tastatur-Einsätzen durchbrochen wird, dominiert Gitarren-Schmettern die neuen, rockbetonten Stücke. Die Demoversionen klingen sehr viel experimenteller mit einigen Samples und allerlei Klangvariationen, wie zum Beispiel in "Cakewalk" zu hören ist. Harmonika, Glockenspiele und alles, was das Indie-Herz an Instrumentarien so lieb hat.

Wendy hält an ihrer DIY-Machart fest. Wahrscheinlich hat sie in New York auch die Liebe zum Antifolk entdeckt. Eigenproduktion und Rumpel-Sound klingen wie frisch aus dem Probekeller, es könnte auch das Schlafzimmer gewesen sein. Der gute alte Punkrock stand damals noch Pate und wurde mit verschiedenen anderen Stilrichtungen vermengt ("Hip Hop 156").

Erfahrungen mit einem 4-Spur Gerät machte sie ja bereits mit Nick von Transvision Vamp. Mir persönlich gefallen die Demoversionen besser als das neue Material: Es macht Spaß Wendys elektronischen Experimenten zu lauschen und die verschiedenen Facetten der Songschreiberin zu entdecken. In ihrer Wahlheimat New York experimentierte sie nach dem ersten gescheiterten Soloalbum ganz alleine mit allerlei elektronischen Sounds und Computer-Tönen herum. Somit klingt der Rock'n'Roll von Racine auch mal schräg und plastisch.

Bei den aktuellen Tracks gibt es immerhin ein hitverdächtiges Stück. "I'm Freaking Out" setzt sich etwas ab vom sonstigen Rock-Rausch. Auch kann es mal betont sexy französisch klingen. "Oui Ou Non – A Straight Boogaloo" könnten auch Stereo Total komponiert haben. Im Track "Racine" wird die wilde Katze Wendy, zur hauchenden Chanson-Suse. Das schrille Mädchen gibt sie in "Bobby's Going Electric" und die F-Wörter dürfen natürlich bei einer ollen Punk-Göre auch nicht fehlen. "Those Leg Motherfuckers" deckt dann die komplette Palette mit einer müden Ballade ab.

Also liebe Wendy, ich würde sagen, das hier ist jetzt nicht der Supergau. Um es in den alten Hit-Worten zusagen: "Oh Baby, I don't Care"!

Trackliste

  1. 1. Way
  2. 2. I'm Freaking Out
  3. 3. Racine
  4. 4. Bobby's Going Electric
  5. 5. You're A Good Man, Sister
  6. 6. There Aint No Way-I Can't Do No Twenny In This
  7. 7. Oui Ou Non-A Straight Boogaloo
  8. 8. Stoned, Ripped And Twisted
  9. 9. Essex Dog
  10. 10. Those Leg Motherfuckers
  11. 11. Bitter Funny

Demo Versions

  1. 1. Man
  2. 2. Grease Monkey
  3. 3. Princess Patience Blues
  4. 4. Hip Hop 156
  5. 5. W13th
  6. 6. Blonde Mink Mini
  7. 7. Heavy Metal Dude
  8. 8. That's The Breaks, Junior
  9. 9. Cakewalk
  10. 10. Life Goes On
  11. 11. Deluxe

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