laut.de-Biographie
Wiz Khalifa
Probleme mit den Industrieführern haben schon so einige Künstler die Karriere gekostet. Nach wie vor halten die Majorlabels ein Machtmonopol im Musikzirkus, das besonders Newcomern bei Auseinandersetzungen das Leben schwer macht.
Cameron Thomaz, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Wiz Khalifa, zeigt jedoch, dass eine gescheiterte Beziehung mit den Majors nicht zwangsläufig das Ende bedeuten muss.
In den ausgehenden Nullerjahren avanciert Wiz zum hart arbeitenden Posterboy einer entgrenzten Hip Hop-Generation. Seine Einflüsse setzen sich aus der Rap-Tradition der Eastcoast, dem Lebensgefühl der Westküste und dem Swagger der Down South-Bewegung zusammen.
Thematisch orientiert sich der Wiz Khalifa-Sound am tonangebenden Süden, die Rap-Muster speisen sich jedoch dezidiert aus den New Yorker Vorbildern Jay-Z und Notorious B.I.G.
Mit gerade 19 Jahren veröffentlicht Wiz sein Debütalbum "Show And Prove" und stilisiert sich zum "Prince of the City". Dafür wird es Zeit: Seine Heimatstadt im US-Bundesstaat Pennsylvania sucht schon lange nach einem Aushängeschild für Rap aus Pittsburgh.
Pittsburghs Szene ist überschaubar. Jeder kennt jeden - Segen und Fluch zugleich. Kontakte sind leicht geknüpft, besonders wenn Motivation und Talent so groß sind wie bei Khalifa. Dennoch verliert sich die interne Szene in einem stetigen Machtkampf. In der Industriestadt will es eben jeder schaffen.
In dem örtlichen Studiokomplex I.D. Labs gewinnt Wiz das Vertrauen der dortigen Produzenten und Engineers. Ein Glücksgriff. Denn im Gegensatz zum feindseligen Rest gelingt Wiz der Schritt aus der lokalen Szene in das Bewusstsein der landesweiten Fan-Gemeinde.
Mit Hilfe des ortsansässigen Indie-Labels Rostrum Records verkauft der Rapper Zehntausende Mixtapes und eine beträchtliche Anzahl Kopien seines Debüts. Die Industriebosse von Warner klopfen an und haben sogleich Großes mit dem Newcomer vor.
Entsprechend groß ist die Verwunderung, als Wiz Khalifa seine erste Single "Say Yeah" vorstellt. Die Nummer basiert auf einem Sample des Dancefloor-Gassenhauers "Better Off Alone" von Alice Deejay und stößt dem einen oder anderen Realkeeper gehörig vor den Kopf. Europäisches Dorfdisko-Material hat man von einem zugekifften US-Rapper eben nicht unbedingt erwartet.
Dennoch lohnt sich der Mut. "Say Yeah" nimmt die iTunes-Charts im Sturm. Bei Warner freut man sich über das gelungene Experiment. Khalifas wild tätowierte Gestalt geistert durch die internationale Fachpresse und Blogosphäre, und auch dort muss man zugeben, dass nicht einmal der Eurotrash-Appeal der Single das unbestreitbare Talent des Rappers schmälert.
Warner jedoch macht das, was Majorlabels eben so häufig tun: Die Prioritätenliste kommt durcheinander, Wiz landet auf dem Abstellgleis. Trotz eines ansehnlichen Buzz in der musikalischen Digitalwelt ist von einem Veröffentlichungsdatum für das Major-Album nichts zu sehen.
Der Rapper nimmt es sportlich, hält sich mit Kritik an den Bossen zurück und fragt lieber artig, ob er denn nicht aus seinem Vertrag entlassen werden könnte. Die Chefetage stimmt zu. Auf einmal steht der Pittsburgher erneut als Indie-Künstler in den Startlöchern.
Nicht die schlechteste Alternative, denn in der Zeit bei Warner knüpfte er den einen oder anderen Industriekontakt. Dem nicht genug, sitzt Wiz Khalifa zur Veröffentlichung seines bei Warner auf Eis gelegten Albums noch der Schalk im Nacken. In Anlehnung an die bekannte TV-Show und seine aktuelle Sicht der Dinge nennt er sein zweites offizielles Werk "Deal Or No Deal".
Mit soviel Pop-Appeal wie Szene-Respekt klettert auch das Album in respektable iTunes-Charts-Höhen. Dank der Independent-Basis ist der finanzielle Rückfluss beträchtlich. Tatsächlich haben die Scherereien mit dem Majorlabel Wiz Khalifas Karriere mehr genutzt als geschadet. Auch die folgenden Alben "Rolling Papers" (2011), "O.N.I.F.C." (2012), "Blacc Hollywood" (2014) und "Khalifa" (2016) erreichen hohe Chartsplatzierungen.
Insbesondere "Rolling Papers" erreicht mit über zwei Millionen verkaufter Tonträger in den Vereinigten Staaten Doppel-Platin und damit ungeahnte kommerzielle Höhen. Wiz Khalifa gehört endgültig zur A-Liga des US-Raps. 2016 belaufen sich seine Einkünfte auf geschätzte 24 Millionen US-Dollar. Laut Forbes-Magazin nehmen nur Drake, Dr. Dre, Jay-Z und Diddy mehr ein.
Mit seinem Song "See You Again" aus dem Soundtrack "Furious 7" generiert Khalifa bis Juli 2017 2,9 Milliarden Aufrufe, womit er Psys "Gangnam Style" als bisherigen Spitzenreiter der meistgeklickten YouTube-Videos ablöst. Um die Zeit bis zu seinem sechsten Album zu verkürzen, erscheint im Spätherbst 2017 das Tape "Laugh Now, Fly Later".
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