Porträt

laut.de-Biographie

Benjamin Wallfisch

Es wäre reichlich untertrieben, zu sagen, Benjamin Wallfisch entstamme einer Künstlerfamilie. Seine Geschwister, Simon und Joanna, verdingen sich als Opernsänger und Singer-Songwriterin, seine Mutter Elizabeth als Violinistin und sein Vater Raphael als Cellist. Dessen Eltern wiederum sind der Pianist Peter Wallfisch und Anita Lasker-Wallfisch, letzte Überlebende des Mädchenorchesters von Auschwitz. Doch nicht nur familiäre Bande verpflichten zu einer musikalischen Karriere, sondern auch der Einfluss seiner "großen Helden" Beethoven, Stravinsky, Prokofjew, Bartók, Ligeti, Bach - und Williams.

Benjamin Wallfisch wird im August 1979 in London geboren. Mit fünf Jahren beginnt er, das Klavier-spielen zu lernen. Noch während seiner Kindheit folgen seine ersten Kompositionen. Von 1993 bis 1997 besucht er die Guildhall School of Music and Drama, zu deren Absolventen Dido oder Harry Gregson-Williams zählen. Sein Musikstudium folgt an der University of Manchester, wo er das Dirigieren bei Bruno Weil, Charles Mackerras und Vernon Handley erlernt. Mit 22 Jahren wird er Assistenzdirigent beim English Chamber Orchestra, das von seiner Großmutter mitbegründet worden war.

Benjamin Wallfisch - Alien: Romulus Aktuelles Album
Benjamin Wallfisch Alien: Romulus
Verzerrte Synthie-Sounds donnern auf den orchestralen Feingeist ein.

Von 2002 bis 2005 ist er in derselben Position beim Radio Filmharmonisch Orkest tätig, bevor ihm der Einstieg ins Filmgeschäft gelingt. Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg, Mitbegründer der Dogma-95-Bewegung, setzt für "Dear Wendy" ein Drehbuch von Lars von Trier um und bittet Benjamin Wallfisch als Komponist, Dirigent und Produzent mitzuwirken. Der Score findet breite Beachtung. So erhält er eine Nominierung für den Robert, dem dänischen Film- und Fernsehpreis, sowie für den World Soundtrack Award in der Newcomer-Kategorie "Discovery of the Year".

"Dear Wendy" weckt zudem das Interesse von Dario Marianelli, der seinen Kollegen daraufhin einlädt, als Dirigent und Orchestrator für ihn zu arbeiten. Sieben Jahre lang spielt Wallfisch für ihn die Kompositionen von etwa 25 Filmen ein, darunter zu "Brothers Grimm" (2005), "V wie Vendetta" (2005), "Eat Pray Love" (2010), "Jane Eyre" (2011), "Lachsfischen im Jemen" (2011) und "Anna Karenina" (2012). "Es war eine unglaubliche Ausbildung. Ich war sehr jung und hatte nicht wirklich viel Erfahrung damit, wie Filmmusik funktioniert", erinnert sich der Brite später gegenüber Cinezik.

Wallfischs eigene Komponistenkarriere kommt ab 2016 ins Rollen. Er schreibt die Musik für Gore Verbinskis "A Cure for Wellness", den Horrorfilm "Annabelle 2" und beide Teile der Stephen-King-Verfilmung "Es". Auch an Christopher Nolans "Dunkirk" beteiligt er sich. Gemeinsam mit Hans Zimmer und Pharrell Williams gestaltet er zudem den Score zu "Hidden Figures", der den drei Musikern eine Nominierung für den Golden Globe einbringt. Auch seine Arbeit an Denis Villeneuves "Blade Runner 2049" erfährt Anerkennung. Beim BAFTA ist der Brite erneut zusammen mit Zimmer nominiert.

Bei den Grammy Awards 2017 arrangiert er Adeles Live-Performance von "Fastlove", einem Tribut an den kurz zuvor verstorbenen George Michael. Im selben Jahr erhält Wallfisch die Mitgliedschaft in der Academy of Motion Picture Arts and Science, die jährlich die Oscars vergibt. Ab 2019 komponiert er die Scores zu Comicverfilmungen wie "Shazam!", "Hellboy - Call of Darkness" und "The Flash" sowie zu "Der Unsichtbare", einer Neuauflage aus Universals Dark Universe. Weiteren Franchise-Projekten schließt er sich 2024 in Form von "Alien: Romulus" und "Twisters" an.

"Eines der ersten Dinge, die Isaac und ich diskutierten, war, wie es wäre, wenn es innerhalb der Partitur ineinandergreifende Musikspiralen gäbe, die sich wiederholen, aber wenn sie sich wiederholen, sind sie auf den Kopf gestellt oder irgendwie verändert", beschreibt er im Gespräch mit Screenrant seine Zusammenarbeit mit Regisseur Lee Isaac Chung an der "Twister"-Fortsetzung über eine Gruppe von Tornado-Jägern. "Als ich dieses Material schrieb, wollte ich nicht zu viel darüber nachdenken oder zu kontrolliert sein. Es war ziemlich improvisiert und ziemlich frei."

"Ich denke, es geht darum, meine Liebe zu den Originalen zu kanalisieren und gleichzeitig in die Köpfe der Filmemacher zu schauen – wie sehr sie sich darauf beziehen wollen oder nicht", schildert er im selben Interview seine Herangehensweise an Werke, die bereits Teil eines bestehenden Franchise sind. "Ich finde Wege, die wesentliche DNA des Originals einzufangen und gleichzeitig viel Raum für etwas zu lassen, das große Möglichkeiten für neue Geschichten, Charaktere und den Ansatz bietet, den der Filmemacher vielleicht wählen möchte. Am Ende ist jeder Film ein völlig einzigartiges Erlebnis."

Alben

Benjamin Wallfisch - Alien: Romulus: Album-Cover
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2024 Alien: Romulus

Kritik von Dominik Lippe

Verzerrte Synthie-Sounds donnern auf den orchestralen Feingeist ein. (0 Kommentare)

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